Bayernliga – Interview

Vitus Nagorny: "Ich bin froh, dass der Verein mir Zeit gegeben hat"


Hinter Vitus Nagorny liegt sein erstes Jahr als Bayernliga-Trainer.

Hinter Vitus Nagorny liegt sein erstes Jahr als Bayernliga-Trainer.

Vitus Nagorny hat seine erste Saison als Bayernliga-Trainer hinter sich. Vor der Saison wechselte der 37-Jährige von Kreisligist FC Teisbach zur SpVgg Hankofen. Nach schwierigem Start und einer langen Zeit im Tabellenkeller, spielten die "Dorfbuam" eine starke Rückrunde und schafften sogar noch den direkten Klassenerhalt. Im Interview mit unserer Zeitung blickt Nagorny auf die Spielzeit zurück.

Herr Nagorny, eine Saison mit Höhen und Tiefen liegt hinter Ihnen, an deren Ende Sie mit der SpVgg Hankofen den Klassenerhalt geschafft haben. Wie blicken Sie darauf zurück?
Vitus Nagorny: Der Start war extrem. Aber der Verein hat trotz des miserablen Starts nie die Ruhe verloren. Es ist klar, dass es dann auch für mich persönlich brenzlig wurde. Fußball ist eben Tagesgeschäft und wenn es nicht läuft, dann ist meist der Trainer der Erste, der gehen muss. Wir waren in einigen Spielen nahe dran an den Punkten, haben gute Leistungen gezeigt, aber das letzte Quäntchen Glück hat am Anfang einfach gefehlt. Nach dem Sieg gegen Landsberg am 10. Spieltag war eine kleine Umbruchstimmung da, wir haben das Selbstvertrauen zurückbekommen und dadurch war es für die Mannschaft, den Verein und auch für mich einfacher, zu arbeiten.

War es nach dem schlechten Start lange auch eine Kopfsache?
Nagorny: Ja, ich glaube schon. Dass die Jungs Fußball spielen können, hatten sie ja schon bewiesen . Wenn die Erfolgserlebnisse ausbleiben, dann blockiert irgendwo der Kopf. Mit dem Sieg gegen Landsberg wurde es immer besser und wir haben uns vor der Winterpause in eine gute Position gebracht und den Kontakt zu den Nicht-Abstiegsplätzen hergestellt.

Und in der Rückrundentabelle hat Ihre Mannschaft sogar auf dem siebten Rang abgeschlossen.
Nagorny: Dabei hatten wir leider die ersten beiden Spiele gegen Mitkonkurrenten vergeigt. Dann kam Klaus Sturm und hat einen positiven Effekt von außen reingebracht. Das hat den Spielern einen letzten Impuls gegeben. Dadurch konnten wir enge Spiele auch einmal für uns entscheiden. Es ist eine gewaltige Leistung von der Mannschaft gewesen, schon zwei Spieltage vor Schluss die Relegation sicher zu vermeiden. Wir haben Mannschaften wie Vilzing oder Landsberg eingeholt, die in der Vorrunde zwischenzeitlich 15 bis 20 Punkte von uns weggewesen waren. Man muss sehen, welche Arbeit da dahinter steckt.

Sie waren neu in der Bayernliga, kamen vor der Saison von Kreisligist FC Teisbach. Wo mussten Sie sich umstellen?
Nagorny: Fußball ist Fußball, ob in der Kreis- oder in der Bayernliga. Das Runde muss einfach ins Tor (lacht). Aber Spaß beiseite, natürlich gibt es Unterschiede. In der Kreisliga musst du den Spielern hinterherlaufen. In der Bayernliga kann man besser und intensiver arbeiten, die Spieler sind sehr ehrgeizig. Ich kannte die Liga nicht, weil ich zuvor keine Zeit hatte, Bayernligaspiele zu sehen. Am Anfang habe ich viel erzählt bekommen. Aber bis du deine eigenen Erfahrungswerte sammelst, vergeht einfach eine gewisse Zeit. Ich wusste nicht, welche Mannschaften auf uns zukommen. Von der Kreis- in die Bayernliga ist es ein gewaltiger Schritt. Ich musste mich da wirklich reinarbeiten und bin einfach froh, dass mir der Verein diese Zeit gegeben hat.

Sie haben es schon angesprochen: Wenn es nicht läuft, dann ist im Fußball der Trainer meistens der Erste, der gehen muss. Haben Sie vom Verein immer die volle Rückendeckung gespürt?
Nagorny: Wir haben jeden Spieltag aufgearbeitet. Mit Walter Brunner und Richard Maierhofer habe ich mich immer intensiv mit den Spielen auseinandergesetzt. Und ich habe auch immer gesagt, dass ich der Letzte bin, der dem Verein im Weg stehen würde. Ich komme hin und versuche, das Maximum herauszuholen. Wenn der Verein glaubt, es reicht nicht, dann stelle ich mich da nicht quer. Mir ist nur wichtig, dass man ehrlich miteinander umgeht. Ich werde nie anfangen, etwas hintenrum zu machen. Ich stehe immer für ehrliche Arbeit.

Vitus Nagorny über die Umstellung zwischen Kreis- und Bayernliga und seine Entwicklung als Trainer

Wie war der Umgang mit der Mannschaft zu Beginn?
Nagorny: Die Mannschaft hat versucht, mir zu helfen. Ich war ja nicht neu im Trainergeschäft und bin in Dingolfing mit der A-Jugend schon aus der Landes- in die Bayerliga aufgestiegen. Ich wusste schon, wie der Umgang mit Spielern ist. Aber Jugend- und Herrenbereich sind zwei unterschiedliche Sachen. Deshalb wollte ich die Station in Teisbach zuvor auch unbedingt mitnehmen, weil der Umgang mit Erwachsenen komplett anders ist als mit Jugendspielern. Aber es war eben eine Kreisligamannschaft. Dass der Umgang mit Bayernliga-Spielern anders ist, ist klar. Das musste ich auch lernen. Aber die Mannschaft hat es mir auch einfach gemacht.

Wie haben Sie sich persönlich als Trainer in der vergangenen Saison weiterentwickelt?
Nagorny: Ich schaue natürlich immer, wo ich mich verbessern kann, hinterfrage und analysiere meine Arbeit. Ich denke, dass sich das Gesamtpaket weiterentwickelt hat. Die Spielphilosophie, die ich am Anfang im Kopf hatte, hat sich ein bisschen anders entwickelt. In der Trainingsarbeit habe ich versucht, immer den nächsten Schritt zu machen und immer wieder Reize zu setzen.

Mitte März kam mit Klaus Sturm ein erfahrener Mann hinzu. Was konnte er bewirken?
Nagorny: Ich hatte im Profibereich sehr viel mit Leuten zu tun, die genauso gearbeitet haben wie Klaus. Er weiß, wovon er redet. Für mich war es dadurch schon einfacher, weil noch jemand da war, der wie ich den Profibereich kennt und die Philosophie genauso weitergibt.

Sind Sie ein Trainer, der eng mit der Mannschaft zusammenarbeitet?
Nagorny: Klar, es ist mir schon wichtig, die Meinung der Spieler in Betracht zu ziehen. Ich muss versuchen, mich in die Lage der Spieler zu versetzen. Schon zu meiner Zeit als Spieler hatte ich es gerne, wenn ein Trainer mit der Mannschaft gearbeitet und mit ihr gesprochen hat und sich nicht komplett ausgegrenzt hat. Am Ende entscheide natürlich ich, aber den Weg muss man gemeinsam mit der Mannschaft gehen.

Sie haben selbst unter Trainern wie Hermann Gerland, Karsten Wettberg oder Wolfgang Wolf trainiert. Was konnten Sie mitnehmen?
Nagorny: Ich habe es immer gehasst, wenn ich gefragt wurde, wer mein bester Trainer war. Ich finde es nicht fair, das zu beurteilen. Jeder Trainer hat eine eigene Philosophie und von jedem Trainer kannst du etwas mitnehmen. Das habe ich versucht. Ich bin froh, dass ich unter jedem einzelnen arbeiten durfte.

Vitus Nagorny über die neue Saison in Hankofen

Apropos Arbeit. Davon kommt in Hankofen nächste Saison viel auf Sie zu, die Mannschaft steht vor einem großen Umbruch. Wie blicken Sie dem entgegen?
Nagorny: Das wird extrem. Mittlerweile haben uns sieben bis acht Spieler verlassen. Das waren Spieler, von denen jeder unter den ersten elf anzusiedeln war. Jeder Einzelne hatte sehr viel Qualität. Wir sind dabei, eine gute Mannschaft für nächstes Jahr zu formen. Dass es nicht einfach wird, das wissen wir. In naher Distanz zu Hankofen gibt es wenige Spieler, die unserer Meinung nach das Potential haben, Bayernliga zu spielen.

Betrachten wir beispielsweise die Torhüter-Position. Mit Max Putz geht ein Führungsspieler mit viel Qualität. In der neuen Saison setzen Sie mit Mathias Loibl auf ein 18-jähriges Talent. Muss Hankofen bei Verpflichtungen mehr Risiko gehen als andere Clubs?
Nagorny: Max ist ein Führungsspieler und einer der besten Torhüter der Bayernliga, das ist klar. Er hat sich eben dazu entschieden, nach Bogen zu gehen. Das müssen wir so akzeptieren. Aber ich würde die Verpflichtung von Mathias nicht als Risiko bezeichnen. Er hat in Burghausen schon in der Regionalliga mittrainiert. Dass der Sprung nicht ganz einfach wird, ist klar. Aber wir stehen als Verein komplett hinter dieser Verpflichtung und wollen jungen Spielern auch die Chance geben, sich bei uns zu entwickeln. In erster Linie haben wir uns wegen seiner Qualität für Mathias entschieden. Da ist es dann auch egal, ob er 18, 25 oder 32 Jahre alt ist.

Ist der Weg, auf junge Spieler zu setzen, für Hankofen dennoch auch ein Stück weit alternativlos?
Nagorny: Es ist klar, dass wir von anderen Bayernliga-Mannschaften wohl keine Spieler nach Hankofen locken können. Spieler aus Vilzing oder Bogen werden wahrscheinlich nicht zu uns kommen. Aber wir haben auch gestandene Spieler in der Mannschaft und es ist nicht so, dass wir aufgrund der finanziellen Situation nur auf junge Spieler schauen müssen. Aber natürlich ist das eine gute Option. Wenn man sich Tobias Beck oder Fabian Burmberger anschaut: Die sind in jungen Jahren nach Hankofen gekommen und haben sich zu guten Bayernliga-Spielern entwickelt. Ein Stück weit müssen wir auch diesen Weg gehen, aber am Ende ist die Mischung zwischen jungen und gestandenen Spielern entscheidend.

Wie blicken Sie der kommenden Saison entgegen bei dem großen Umbruch in der Mannschaft?
Nagorny: Die Bayernliga hat durch die Aufsteiger sehr viel an Qualität gewonnen. Ich bin wirklich froh, dass Bogen die Klasse gehalten hat, denn ein Derby ist eben ein Derby. Durch Ismaning ist vielleicht ein schlafender Riese hinzugekommen. Es gilt, eine schlagkräftige Truppe zu bilden. Dass es wieder ein sehr schwieriges Jahr wird, ist klar. Es ist auch zu befürchten, dass es schwieriger wird als diese Saison. Aber ich bin positiv gestimmt. Ich bin überzeugt, dass sich jeder Spieler weiterentwickeln kann. Bei jedem sind noch ein paar Prozentpunkte mehr drin. Daran müssen wir jetzt arbeiten, um die auf den Platz zu bekommen.