Die Millionen-Löwen
TSV 1860: Wettberg checkt Sechzigs Elf der Geflohenen
20. Juli 2020, 6:00 Uhr aktualisiert am 20. Juli 2020, 7:13 Uhr
Das Leid der Löwen: Immer wieder müssen die Sechzger ihre besten Spieler abgeben. Die AZ hat nachgeforscht, was die ehemaligen Giesinger so treiben und daraus eine Top-Elf zusammengestellt.
München - Fünf komma acht Millionen. So hoch bezifferte das Portal "transfermarkt.de" den Marktwert des Löwen-Kaders aus der abgelaufenen Saison. Damit sind Sascha Mölders und Co. eine Million "günstiger" als Ex-Löwe Felix Uduokhai. Bundesliga-Star Kevin Volland ist alleine fast fünf Mal so viel wert wie alle Sechzger zusammen.
1860 hat in seinem preisgekrönten Nachwuchsleistungszentrum unzählige Rohdiamanten geschliffen - und leider meist nicht lange halten können. Die aktuellen Beispiele Efkan Bekiroglu und Noel Niemann haben zahlreiche namhafte Vorgänger.
"Daraus könnte man eine ganze Bundesliga-Traumelf basteln", erklärt Sechzigs Kult-Trainer Karsten Wettberg der AZ: "Man darf sich gar nicht vorstellen, wo die Löwen damit spielen würden." Der "König von Giesing" macht für die AZ den Check noch aktiver "Millionen-Löwen", die den Aufstieg in höhere Sphären geschafft haben. Marktwert: Satte 117,1 Millionen (vor der Corona-Krise wären es sogar gut 140 Millionen gewesen).
Die Millionen-Löwen im Wettberg-Check
Philipp Pentke (Hoffenheim, Marktwert: 300.000 Euro)
Zwischen 2004 und 2007 von Sechzigs U19 bis zu den Profis, dort ohne Pflichtspiel. Wettberg: "Er ist ein richtig guter Torwart, aber ins Rampenlicht hat er es erst in Regensburg und in Hoffenheim geschafft." Als Vertreter des verletzten Oliver Baumann feierte der 35-Jährige im Januar 2020 sein spätes Bundesliga-Debüt.
Lars Bender (Leverkusen, 7 Mio.)
Nummer eins der Bender-Zwillinge ist aus der Top-Elf mit Löwen-Vergangenheit (2002-09) nicht wegzudenken. "Zwei ganz tolle Burschen, die sportlich wie privat über jeden Zweifel erhaben sind", sagt Wettberg über Lars und Sven. Rechtsverteidiger Lars, nach einer Verletzung kurz vor der WM verhinderter Weltmeister 2014, sei knapp besser: "Er ist ein bisschen offensivstärker und torgefährlicher."
Christopher Schindler (Huddersfield Town, 4 Mio.)
Der Dauer-Löwe (1999-2016) reifte auf Giesings Höhen zum Kapitän. "Ein absoluter Vorzeigeprofi. Viele haben ihm den Wechsel auf die Insel nicht zugetraut, dann hat er Huddersfield in die Premier League geschossen", sagt Wettberg über Schindlers entscheidenden Elfmeter in der Aufstiegsrelegation 2017 gegen Reading. Ein sensationeller Klassenerhalt, einen Fast-Wechsel zum FC Schalke 04 und einen Abstieg später kickt der Innenverteidiger inzwischen wieder zweitklassig.
Felix Uduokhai (FC Augsburg, 6,8 Mio.)
Was Wettberg als "tollen Aufstieg" beschreibt, ist der Wechsel des 22-jährigen Innenverteidigers von 1860 zum VfL Wolfsburg inklusive schneller Stammplatz-Eroberung. "Vielleicht wurde er zu sehr hochgejubelt", sagt Wettberg - Uduokhai wurde zum FCA verliehen, absolvierte dort 18 Bundesliga-Einsätze und wechselt nun fest nach Augsburg: "Er hat es wieder geschafft."
Philipp Max (FC Augsburg, 13,5 Mio.)
2003 bis '07 bei 1860, jetzt Bundesliga-Leistungsträger. "Für mich ein Nationalspieler", sagt Wettberg über den "bärenstarken Linksverteidiger mit brutalen Offensiv-Qualitäten".
Marius Wolf (Hertha BSC, 6,5 Mio.)
Der Ex-Löwe (2012-16) läuft im rechten Mittelfeld auf. "Ein talentierter und frecher Außenbahnspieler, bei dem es aber wohl etwas zu schnell gegangen ist", so Wettberg zu dem Mann, der über Hannover, Frankfurt und den BVB bei Hertha BSC landete.
Sven Bender (Leverkusen, 7 Mio.)
Der zweite Bender im Bunde ist für Wettberg Mister Zuverlässig: "Er hat eine ungeheure Disziplin und macht kaum Fehler." Daher habe Liverpools Startrainer Jürgen Klopp ihn damals von 1860 (2002-09) zum BVB geholt und nicht Bruder Lars.
Julian Weigl (Benfica Lissabon, 18,5 Mio.)
"Ju Weigl ist eine Ballmaschine", sagt Wettberg über den Mittelfeldmann, den 1860 nach dem Abstieg 2017 "verscherbeln" musste: "Dann hat ihn Thomas Tuchel beim BVB geholt. Inzwischen wagt der 24-Jährige sein erstes Auslands-Abenteuer.
Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach, 17,5 Mio.)
"Die meisten Leute kannten ihn nur wegen seinem legendären Weitschusstor", erklärt Wettberg über den Treffer des linken wie zentralen Mittelfeldspielers (2007-17 beim TSV) im U19-Halbfinale der Junglöwen gegen den BVB hinter der Mittellinie. "Dann hat er eine starke Entwicklung genommen." Nach Zwischenstation Düsseldorf jetzt "ein torgefährlicher Bundesligaspieler" in Gladbach.
Florian Niederlechner (Augsburg, 8 Mio.)
Nicht nur Ex-Löwe (2002-07), auch absoluter Löwenfan, wie Wettberg erzählt: "Ich habe ihn 1860 mehrfach angeboten, er wollte auch zurück, aber sie hatten nie Interesse." Was die Löwen davon haben: Der 29-Jährige erlebt beim FCA derzeit die beste Phase seiner Karriere.
Kevin Volland (Leverkusen, 28 Mio.)
"Ein Vollblutstürmer und einer der besten deutschen Angreifer. Jogi Löw hätte schon längst anrufen müssen", ist Wettberg überzeugt. Nach 1860 (2007-11) über den Umweg TSG Hoffenheim seit Jahren erstklassiger Top-Torjäger.
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