Hält Sechzig die Serie?

TSV 1860: Warum Michael Köllner vor Schlusslicht Jena warnt


Löwen-Trainer Michael Köllner weiß um die Bedeutung des Spiels gegen Jena.

Löwen-Trainer Michael Köllner weiß um die Bedeutung des Spiels gegen Jena.

Von Daniel Gahn

Im Spiel am Samstag bei Schlusslicht Carl Zeiss Jena ist der TSV 1860 klarer Favorit. Genau darin liegt laut Trainer Köllner die Gefahr. "Für Jena ist es der letzte Luftzug." Wer ersetzt Erdmann? Spielt Owusu?

München - Von der Meisterschaft ist der FC Carl Zeiss Jena von allen Teams der Dritten Liga so weit entfernt, wie es nur geht. 17 Punkte, abgeschlagener Tabellenletzter.

Der Ost-Klub ist allerdings Meister darin, den Hals noch aus der Schlinge zu ziehen. Ein Jahr ist es her, da stand der nächste Gegner des TSV 1860 ebenfalls sang- und klanglos am Tabellenende. Sechs Siege im Saisonendspurt, insgesamt acht unbesiegte Duelle in neun Spielen - und das Wunder war vollbracht. "Sie haben in der vergangenen Saison eine Aufholjagd geschafft, auch mit dem famosen 4:0 am letzten Spieltag gegen 1860. Daran werden wohl die wenigsten gerne zurückdenken", erklärte Löwen-Trainer Michael Köllner am Donnerstag vor dem Auswärtsduell am Samstag in Jena (14 Uhr, BR, Magenta Sport und im AZ-Liveticker).

Willkommen zum Déjà vu? "Für Jena ist es der letzte Luftzug", sagte Köllner, die letzte Chance, den Turnaround zu schaffen. Sechzigs Serientäter wollen auf der Jagd nach dem nächsten Dreier Atem- und Punkteräuber zugleich werden. Atemberaubende Löwen.

Sieg für Serien-Löwen keine Formsache

13 Spiele unbesiegt, nur noch fünf Zähler Rückstand auf Spitzenreiter MSV Duisburg (44 Punkte): Man könnte glatt meinen, ein Sieg in Jena sei nur Formsache für formstarke Sechzger, die im Hinrunden-Heimspiel mit 3:1 siegten. Weit gefehlt, warnte Köllner: "Die Tabellensituation ist eindeutig. Alle werden prophezeien, dass Jena absteigt, und jeder erwartet, dass wir 3:0, 4:0 gewinnen. Genau da liegt die Gefahr."

Auf das Bild des angeschlagenen Boxers verzichtete der Sechzig-Coach, doch er bezeichnete die Hausherren als Team "mit dem Rücken zur Wand" und forderte von seiner Elf: "Wir müssen Tempo, Dynamik und Leidenschaft ins Spiel bringen, dann haben wir gute Chancen auf drei Punkte." Abwehrchef Dennis Erdmann wird 1860 dabei aufgrund seiner zehnten Verwarnung fehlen. "Ich weiß noch nicht, wie wir ihn ersetzen", erklärte Köllner, "ich habe einige Ideen im Kopf."

Wer ersetzt Erdmann gegen Jena?

Kapitän Felix Weber oder der eigentliche Rechtsverteidiger Herbert Paul könnten stattdessen auflaufen, auch der gelernte Abräumer Daniel Wein ist nach seiner Achillessehnenverletzung wieder fit. Leih-Löwe Tim Rieder sei für Köllner dagegen "eher keine Option" in der Innenverteidigung: "Er ist bei uns ein Sechser."

Im Angriff hat Prince Owusu zuletzt ein Ausrufezeichen gesetzt: Ob der Siegtorschütze gegen den Chemnitzer FC (4:3) nun von Beginn an stürmen darf? "Verdient hätte er es", sagte Köllner - und wird den 23-Jährigen wohl dennoch auf die Bank setzen. "Soll ich Mölders rausnehmen?", fragte er rhetorisch, "oder Stefan Lex? Der hat ein überragendes Spiel gemacht und war an fast allen Toren beteiligt." An drei der vier, um genau zu sein. Auch Junglöwe Noel Niemann habe "keinen Durchhänger", vielmehr habe Spielmacher Timo Gebhart zuletzt "besser zu einem robusten Gegner" wie Chemnitz gepasst. Die Offensiv-Optionen gehen 1860 derzeit nicht aus.

Wurde gegen den Chemnitzer FC zum Matchwinner: Prince Owusu.

Wurde gegen den Chemnitzer FC zum Matchwinner: Prince Owusu.

In Jena soll Sechzigs Lauf weitergehen: Die mittlerweile bundesweit längste Ungeschlagen-Serie sei "eine tolle Bestätigung für unseren Weg. Aber ich kann mir davon nichts kaufen", sagte Köllner, der lachend ergänzte: "Der Geschäftsführer hat mir noch keine Gehaltserhöhung angeboten." Trotz Mahnung, dass man weiter die Abstiegsränge im Visier haben müsse, gab er schließlich zu: "Natürlich wären wir gerne auf Platz eins - sonst wäre ich wahrscheinlich der falsche Trainer." Es wäre ziemlich atemberaubend, würde 1860 noch Erster werden - das würde das Jena-Wunder ganz schön in den Schatten stellen.

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