"Müssen uns damit beschäftigen"
TSV 1860: Warum kann es Sechzig nicht in Überzahl?
17. Dezember 2019, 18:01 Uhr aktualisiert am 18. Dezember 2019, 10:31 Uhr
Woran liegt's, dass der TSV 1860 zum zweiten Mal in Folge eine Führung mit einem Mann mehr auf dem Platz verspielt? Dazu gibt es unterschiedliche Antworten. "Ich kann es nicht erklären", sagt Prince Owusu.
München - Vier Tore. Platzverweis. Rückstand beim Tabellen-Zweiten gedreht! Schließlich doch noch der Ausgleich. Das alles vor toller Kulisse im oberbayerischen Derby. Die Löwen haben sich für den letzten Spieltag der Vorrunde einen richtigen Leckerbissen aufgehoben.
Am Ende bleibt eine ausgeglichene Statistik - und die Frage, warum es schon wieder nicht geklappt hat mit der Belohnung. Sieben Siege, fünf Remis und sieben Niederlagen. 26 Punkte in 19 Spielen - so lautet die Hinrunden-Bilanz des TSV 1860 nach dem furiosen 2:2 am Montagabend beim FC Ingolstadt. "Alle, die im Audi-Sportpark waren, haben ein packendes Spiel gesehen und ihr Kommen wohl nicht zu bereuen brauchen. Es hätten uns wohl nur wenige zugetraut, hier ohne Stefan Lex und Tim Rieder so griffig aufzutreten", sagte Trainer Michael Köllner über den Schlussakt verletzungsgeschwächter Sechzger bei favorisierten Schanzern.
Auch gegen Großaspach kassierte 1860 den Ausgleich in Überzahl
Viele Löwen hätten das Unentschieden Köllner zufolge im Vorfeld wohl "gerne unterschrieben". Nach dem Spiel weniger, wie auch Köllners kleiner Wutausbruch nach Schlusspfiff gezeigt hat. Sein Fazit nach dem sechsten Spiel ohne Pleite hintereinander hörte sich wenig später positiver an: "Wir sind weiter ungeschlagen, haben Ingolstadt ein packendes Spiel geliefert. Unsere Fans können zurecht stolz sein."
Es könnte alles so schön sein, hätte man nicht zum zweiten Mal in Folge eine Führung mit einem Mann mehr auf dem Platz verspielt. Sowohl beim 1:1 gegen Sonnenhof Großaspach als auch beim FCI agierte der TSV über weite Strecken des zweiten Durchgangs in Überzahl. Diesmal sah Ex-Löwe Maximilian Beister nach einer üblen Grätsche gegen Aaron Berzel Rot (58.). Berzel dazu: "Er trifft mich mit offener Sohle. Ich glaube, ohne Tape wäre mein Sprunggelenk durch."
Efkan Bekiroglu feiert gelungenes Comeback
Bekanntlich reichte es am Ende zwei Mal nur zu einem Remis. Ein zweigeteiltes Problem, denn: Wie Berzel frustriert erkannte, sollte die eigene Defensive gegen einen Mann weniger erst recht dichthalten: "Es ist ärgerlich, wenn du in Überzahl bist und so ein Ei bekommst." Spielmacher Efkan Bekiroglu, der ein gelungenes Comeback feierte, fügte über den ausgebliebenen Siegtreffer offensiv-kritisch hinzu: "Nach der Roten Karte müssen wir einfach das 3:2 machen."
Für starke, aber wieder nicht siegreiche Sechzger heißt es nun: Ursachenforschung. Woher dieses Überzahl-Dilemma? Woher diese Ohnmacht? Torjäger Prince Owusu fragte sich selbst: "Wir haben es zwei Mal nicht hinbekommen, einen Sieg einzufahren. Warum? Ich weiß es nicht, ich kann es nicht erklären." Gestiegener Erwartungsdruck? Auch Köllner hatte noch keine Antwort parat. "Mit dieser Frage werden wir uns beschäftigen müssen", erklärte der 49-Jährige: "Sicher ärgert es einen, wenn man den Sieg in Überzahl noch hergibt."
Köllner hofft auf Punktgewinn in Münster
Man müsse aber "immer auch die Qualität des Gegners" sehen. Es stand nun mal mit dem Zweitliga-Absteiger ein Anwärter auf den direkten Wiederaufstieg gegenüber. Dennoch sei 1860 "sehr reif aufgetreten", so Köllner: "Die nächste Stufe ist, dass wir solche Spiele so gut meistern, dass wir die drei Punkte holen."
Letzte Gelegenheit dafür vor der Winterpause: Samstag, 14 Uhr, bei Preußen Münster (Magenta Sport und im AZ-Liveticker). Köllners Hoffnung: "Jetzt müssen wir schauen, dass wir in Münster punkten und dann haben wir ein schönes Weihnachten." Mit einem Dreier unter dem Christbaum - und ohne lästige Überzahl-Diskussion.
Lesen Sie hier: TSV 1860 in der Einzelkritik - Owusu und Bekiroglu überzeugen, aber auch zwei Vierer