Heißes Derby in Giesing
TSV 1860: Sind die "kleinen Bayern" größer als die Löwen?
24. Juni 2020, 7:21 Uhr aktualisiert am 24. Juni 2020, 7:21 Uhr
Die Löwen gehen als Außenseiter ins Duell gegen die kleinen Bayern. "Wir treffen auf das stärkste Team der Liga", sagt Köllner. Für den Tabellenführer könnten auch zahlreiche Jungstars auflaufen.
München - Zugegeben: Am Status des FC Bayern als sportlicher Nummer eins der Stadt können die Löwen schon lange nicht mehr rütteln. "Die Nummer eins der Stadt ist der FCB mit seinen Profis", erklärt auch Löwen-Trainer Michael Köllner.
Am Mittwochabend, 20.30 Uhr, könnte sich im Grünwalder Stadion aber immerhin die Frage klären: Wer ist Münchens Derby-Meister in der Dritten Liga (MagentaSport und im AZ-Liveticker)? Kann sich die zweite Mannschaft des FC Bayern an der Tabellenspitze festsetzen? Und vor allem: Dürfen die Löwen weiter vom Aufstieg in die Zweiten Liga träumen?
Zum Leidwesen der Löwen finden sie nun eine ähnliche Konstellation vor, wie es sie in den Derby-Duellen um die Jahrtausendwende, damals aber in der Bundesliga und gegen die Profis der Bayern, häufig gab: Der FC Bayern ist die Nummer eins der Liga, die Löwen gehen als Außenseiter in das kleine Derby am viertletzten Spieltag.
TSV 1860: Köllner erwartet gegen Bayern "Finalstimmung"
"Sie sind in der Tabelle vorn, das ist in Ordnung und ich gönne es ihnen auch", sagt Köllner etwas widerwillig und fügt schnell hinzu: "Aber wir werden schon sehen, wie es dann auf dem Platz aussieht. Wir wissen, dass wir über uns hinauswachsen müssen." Das Lokalderby steht ganz unter dem Motto: Können große Löwen die (kleinen) Bayern ärgern?
Hier die Sechzger um Alphalöwe Sascha Mölders: 52 Punkte, Tabellen-Achter, theoretische Aufstiegs-Chancen noch vorhanden. "Es steht einiges auf dem Spiel. Es ist eines von vier ausbleibenden Spielen, von dem her ist Finalstimmung angesagt", so Köllner: "Der FCB will Tabellenführer bleiben, wir wollen mit einem Derbysieg nochmal vorne rankommen. Das wird schwer genug."
Der 50-Jährige weiß: Nur wenn die Giesinger ihre eigenen Stärken gebündelt auf den Rasen des - diesmal nicht heimischen - Grünwalder Stadions bekommen, kann der Plan aufgehen. Während Sport-Boss Günther Gorenzel an die eigenen Fans appelliert, auf Aufmärsche am Grünwalder zu verzichten, sagt Köllner im Hinblick auf seine 1860-Premiere beim 1:1 in der Vorrunde (Tor: Dennis Dressel): "Es wird ein extrem schweres Spiel, aber wir werden vorbereitet sein. Im Hinspiel war es schon knapp. Ich hoffe, dass wir das Ding jetzt auf unsere Seite ziehen."
Bekommt der FC Bayern Profi-Unterstützung?
Dort die Bayern-Amateure, gespickt mit begnadeten Jungstars wie Michaël Cuisance, Joshua Zirkzee oder Sarpreet Singh: 58 Zähler, Liga-Primus, auf Meisterkurs. Der Hinrunden-15. ist seit neun Spielen ohne Pleite, fegt entfesselt durch die Liga. "Wir treffen auf die stärkste Mannschaft der Liga", stellt Köllner klar, "nicht nur von den Marktwerten her: Bayern hat Spieler, die im Vorgängerverein teils Bundesligaspieler waren." Die Herren Cuisance (Borussia Mönchengladbach) und der derzeit verletzte Jann-Fiete Arp (HSV) lassen grüßen.
Mit Cuisance (20), Zirkzee (19), Singh (21), Jamal Musiala (17) und Chris Richards (20) kamen gleich fünf Toptalente am Samstag gegen den SC Freiburg zu Bundesliga-Einsätzen, Woo-yeong Jeong (20) und Oliver Batista Meier (19) saßen dort auf der Bank. Weil die Profis des FC Bayern unter der Woche nicht spielen, ist davon auszugehen, dass zumindest einige der Genannten gegen die Löwen auflaufen werden.
Ärgert der TSV 1860 den FC Bayern im Meisterrennen?
Andererseits: Kaum kommen Youngster aus der U19 nach, funktionieren auch sie. "Dass die Spieler, die jetzt aufrücken, sich direkt zurechtfinden und dem Team Impulse geben, ist die Konsequenz und der Lohn für die Arbeit, die wir im Jugendbereich leisten", lobt Trainer Sebastian Hoeneß. Mit Angelo Stiller meint ein 19-jähriger Bayern-Bubi: "Wir wollen zeigen, dass wir die Nummer eins in München sind."
An der Vormachtstellung der Profis haben Mölders und Co. an diesem Mittwochabend nichts zu rütteln. Aber sie können die Meisterschafts-Hoffnungen der Hoeneß-Elf vermiesen, die ohnehin nicht aufsteigen darf - und den eigenen Traum am Leben lassen.