Das Abschiedsgeschenk
TSV 1860: Prince Owusu kehrt wohl nach Bielefeld zurück
14. Mai 2019, 6:00 Uhr aktualisiert am 14. Mai 2019, 6:00 Uhr
Dank des Treffers von Prince Osei Owusu machen die Löwen den Klassenerhalt fix - doch der neue Nichtabstiegsheld des TSV 1860 wird wohl nach Bielefeld zurückkehren.
München - Kai Bülow kann ein Lied davon singen. Oder Jan Mauersberger. Erst recht Daniel Bierofka. Das Trio weiß, wie es sich anfühlt, beim TSV 1860 zum Helden erhoben zu werden. Seit Samstag zählt ein weiterer Sechzger zu dieser Reihe: Prince Osei Owusu.
Bülow war es, der Sechzig in der Saison 2014/15 im Herzschlag-Finale des Relegations-Rückspiels gegen Holstein Kiel Sekunden vor Ende den Siegtreffer bescherte und sich damit in der teils glorreichen, doch zuletzt meist leidvollen Historie des TSV 1860 als Garant für den Klassenerhalt unsterblich machte.
Owusu musste auf seine Chance warten
Eine Spielzeit später hieß der Nichtabstiegsheld Jan Mauersberger, als er im dritten Spiel unter Trainer Bierofka das entscheidende 1:0 gegen den SC Paderborn erzielte und damit für den dritten Sieg und den Klassenerhalt sorgte. Nach dem Totalabsturz 2017 ohne jegliche Helden und Bierofkas heroischer Reanimierung der Sechzger aus den Tiefen der Regionalliga schien Mauersberger diesmal zu denken: "Wer will, wer hat noch nicht?" Anders ist es kaum zu erklären, was der Routinier am Samstag gegen Fortuna Köln nach einem Freistoß-Trick von Efkan Bekiroglu tat: Er vergab beim Stand von 2:2 eine Hundertprozentige. Doch dann kam Owusu.
"Job erledigt. Fans glücklich gemacht, uns auch", sagte der stürmende Leih-Löwe bei "Magenta Sport" lachend nach dem vorletzten Schlusspfiff eines Drittligaspiels der Sechzger in der laufenden Spielzeit, gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt. Zuvor musste er lange warten, bis er im Abstiegsfinale endlich mitwirken durfte.
Prince Owusu hatte persönliche Probleme
Bierofka brachte den Hünen in der 82. Spielminute, um unterzählige Fortunen zu erlegen. Der Plan ging nur drei Minuten später auf: Owusu schraubte seine 1,91 Meter nach einer Freistoßflanke von Phillipp Steinhart in die Höhe und köpfte vom Fünfmeterraum mustergültig ein. Der Prince der Löwen schnappte sich damit den Titel: Nichtabstiegsheld 2019/20.
"Wir sind einfach überglücklich", sagte der 22-Jährige, ohne sich in den Vordergrund zu stellen: "Wir haben den Spieß nach Führung und Rückstand nochmal umgedreht." Für den Siegtorschützen sei es "ein sehr schöner Tag", an dem er "erleichtert und einfach nur froh" sei. Es wirkt, als wäre es für Owusu so etwas wie ein Happy End, denn: Ähnliches dürfte der Leih-Angreifer von Zweitligist Arminia Bielefeld kürzlich in privater Hinsicht gedacht haben. Wie Bierofka Anfang Mai erklärte, litt sein Angreifer zuvor unter der Krankheit seiner Mutter: "Dass sowas in die Leistung mit hineinspielen kann, muss man auch mal verstehen: Der Junge ist 22."
Owusu schwärmt von Fans des TSV 1860
Nach furiosem Beginn bei Sechzig mit einem Assist und zwei Treffern in vier Spielen fiel der Deutsch-Ghanaer in ein Leistungsloch, das manche schon mit seinem baldigen Abschied in Verbindung gebracht hatten. Bierofka wusste es besser, nahm seinen Schützling in Schutz und brachte ihn im (vor-)entscheidenden Spiel von der Bank. Owusu, der zuvor seine menschliche, verletzliche Seite gezeigt hatte, zahlte das Vertrauen zurück.
Hinterher fand er emotionale Worte, um Sechzigs Fans zu danken, die ihn und seine Kollegen seiner Ansicht nach nie fallengelassen hatten. "Die Fans waren heute mal wieder überragend. Letzte Woche waren sie auch überragend, obwohl wir viel Mist gespielt haben", sagte Owusu über das desaströse 2:5 beim FSV Zwickau: "Sie haben uns trotzdem unterstützt. Dieser Sieg geht an die Fans."
Nach AZ-Informationen wird Owusu, den der TSV unter den aktuell gegebenen Voraussetzungen nicht halten kann, trotz seiner Sechzig-Sympathien nach Bielefeld zurückkehren. Sein Abschiedsgeschenk kann ihm keiner mehr nehmen - denn das hat er schon hinterlassen.
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