AZ-Interview zur Dritten Liga

TSV 1860: Malte Metzelder - "Sechzig hätte man weiter oben erwartet"


Bei der Hinrunde gab es zwischen dem TSV 1860 München und Preußen Münster, dem Team von Malte Metzelder, ein 0:0.

Bei der Hinrunde gab es zwischen dem TSV 1860 München und Preußen Münster, dem Team von Malte Metzelder, ein 0:0.

Von André Wagner

TSV 1860 gegen Preußen Münster - das Duell verspricht Tradition pur. Doch reicht das, um in der Dritten Liga zu überleben? Die AZ sprach mit Preußens Geschäftsführer Malte Metzelder - über Konsolidierungen, einen gewaltigen Stadionumbau und Fußballer Adriano Grimaldi.

München - Stell dir vor, du bist Drittligist. Brauchst dringend einen Stadionumbau, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und die Stadt finanziert alles.

So geschieht es nun bei Preußen Münster - für 40,25 Millionen Euro. Am Samstag sind die Münsteraner beim TSV 1860 in Giesing zu Gast (14 Uhr, live im BR und im AZ-Liveticker). Die AZ sprach mit dem 36-jährigen Malte Metzelder, Geschäftsführer von Preußen und Bruder von Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder. Auch darüber, wie man eine Stadt zu einem solchen Investment bewegt bekommt.

AZ: Herr Metzelder, Sie bekommen 40,25 Millionen Euro für den Aus- und Umbau des Preußenstadions. Wie haben Sie die Stadt dazu überreden können?
MALTE METZELDER: Diese 40 Millionen werden in Schritten in den Haushalt eingestellt. Wir reden dabei nicht nur über das Stadion, sondern auch über Investitionen ins Trainingsgelände und in ein neues Nachwuchsleistungszentrum. Wir haben ja noch kein zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum.

Und die Stadt bezahlt alles?
Wir arbeiten zwar in Projektgruppen zusammen. Fakt ist aber, dass wir als Verein nicht die Möglichkeit haben, finanzielle Mittel einzubringen. Wir hatten eigentlich den Plan, mit privaten Gönnern und Förderern am Stadtrand ein Stadion zu bauen. Diese Gönner stehen uns am aktuellen Standort nicht zur Verfügung, weswegen wir auf die Hilfe der Stadt angewiesen sind.

Metzelder: "Heutzutage ist eine attraktive Arena wichtig"

Damit Preußen wettbewerbsfähig bleiben kann?
Man sieht, welch hoher Dynamik die Fußballbranche unterliegt und dass andere Klubs in der Dritten Liga Rahmenbedingungen haben, die wir nicht haben. Heutzutage ist eine attraktive Arena wichtig, weil diese in der Vermarktung neue Möglichkeiten bietet. Auch in der Bundesliga und der Zweiten Liga nehmen alle Klubs Geld für die Infrastruktur in die Hand. Da ist bei uns in den letzten 20 bis 30 Jahren gar nichts passiert.

Bei 1860 wurde dagegen eine Konsolidierung eingeleitet.
Wir kennen das Thema Konsolidierung. Die Dritte Liga ist einfach ein schwieriger Wettbewerb. Die Anforderungen vonseiten des Verbands (DFB, d. Red.) sind anspruchsvoll, nahezu wie in der Ersten und Zweiten Liga. Wir haben aber Schwierigkeiten, Erlöse zu generieren. Zudem werden Zuschüsse gekürzt. Es gilt, anderen Klubs zu zeigen, dass Spieler auch bei uns glücklich werden können.

Metzelder: "Wir haben aktuell zehn, elf Studenten in der Mannschaft"

Indem Sie Spielern dabei helfen, in Münster Studienplätze zu finden?
Wir haben da einen kleinen Wettbewerbsvorteil, weil Münster ein großer universitärer Standort ist. Das kann bei dem einen oder anderen Spieler den Ausschlag geben. Wir haben unter anderem eine Kooperation mit der WWU in Münster und aktuell zehn, elf Studenten in der Mannschaft. Wenn einer eine wichtige Prüfung hat, versuchen wir, das zu ermöglichen.

Der TSV 1860 tut sich dagegen mitten im attraktiven Standort München schwer.
Ich denke, dass ganz Bayern eine sehr, sehr interessante Region ist. Die Löwen waren zudem immer ein Paradebeispiel für die Ausbildung junger Spieler. Da kann man ja aus dem Stegreif Spieler nennen, die den Sprung geschafft haben. Für jeden Verein ist es wichtig, die Basis nicht aus den Augen zu verlieren: die Jugendarbeit. In einer Konsolidierung ist das sicher ein schwieriger Spagat.

Metzelder: "Grimaldi hat die Löwen als nächsten reizvollen Schritt definiert"

Währenddessen hat der DFB den Klubs der Dritten Liga ein "Wettrüsten in die Spielerkader" vorgeworfen. Rund um Sechzig fällt sofort der Name Adriano Grimaldi.
Als er bei uns gespielt hat, haben wir sehr offen über die Möglichkeiten in Münster gesprochen. Adriano hatte uns gegenüber aber die Löwen als nächsten reizvollen Schritt definiert. Wenn andere Vereine mehr Geld zur Verfügung haben, ist das so.

Zum Spiel: Was erwarten Sie am Samstagnachmittag in Giesing?
Wir sind zuletzt außer Tritt gekommen, haben gerade auswärts nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Deswegen ist es für uns ein ganz, ganz wichtiges Spiel. Und Sechzig ist eine sehr interessante Mannschaft, die der eine oder andere weiter oben erwartet hätte. Sie werden uns alles abverlangen.

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