Heimpremiere für Köllner
TSV 1860 gegen Bayern II: Ein Duell, viele Geschichten
23. November 2019, 8:32 Uhr aktualisiert am 23. November 2019, 8:32 Uhr
Michael Köllner freut sich auf seine Premiere mit den Löwen - und stichelt schon mal gegen die Bayern: "München ist blau - nicht rot". Für Aufregung im Sechzger-Lager sorgt die Schiedsrichteransetzung.
Für Sechzigs Kult-Trainer ist es kein richtiges Derby. "Das ist doch ein Witz!", grantelt Werner Lorant, als ihm die AZ zum 71. Geburtstag gratuliert und schwelgt in Erinnerungen: Damals, im Jahre 1999, als Thomas Riedl fast auf den Tag genau vor 20 Jahren an Titan Oliver Kahn vorbei ins FCB-Herz traf - Das war ein Derby! Der Kult-Trainer schiebt doch noch die Aufforderung hinterher: "Haut halt jetzt wenigstens die kleinen Bayern drauf!"
Das wäre der Job des aktuellen Löwen-Dompteurs. "So ein Derby ist das Schönste, was du erleben kannst, auch als Trainer. Dafür arbeitest du, dafür bist du in einer Sportart, die medial große Aufmerksamkeit genießt. Deshalb kommen 15.000, 20.000 oder 100.000 Zuschauer ins Stadion", erklärte der neue 1860-Chefcoach Michael Köllner am Freitag.
Seine Premiere birgt - für Drittliga-Verhältnisse - ein Höchstmaß an Bedeutung und Prestige: Samstag, 14 Uhr, Grünwalder Stadion: Sechzig gegen Bayern, Blau gegen Rot, "Einmal Löwe, immer Löwe" gegen "Mia san mia" - der TSV empfängt die teilweise stark besetzte Zweitvertretung des Welt-Klubs. "Es wird ein Riesen-Derby.
Köllner: "München ist blau - nicht rot."
Das elektrisiert beide Fan-Lager", sagt Köllner: "Sechzig hat immer noch einen unheimlich hohen Wiedererkennungswert. Der Verein ist Gesprächsthema in München - so macht es mehr Spaß, als wenn du die Nr. 50 in der Stadt wärst." Eine kleine Derby-Stichelei schickt er hinterher: "Man sagt nicht zu Unrecht: München ist blau - nicht rot."
Auf Giesings Höhen können trotz vieler Kartenanfragen an Köllner, der "leider keine tausend Freikarten" habe, nur 15.000 Zuschauer mit von der Partie sein. In der Heimspielstätte beider Kontrahenten, in der 1860 Heimrecht genießt, erwartet der Ex-Nürnberger "fußballerisch überlegene Bayern" um Jungstar Michaël Cuisance und Kwasi "Otschi" Wriedt - und von seiner Elf folgendes: "Wenn wir unsere eigenen Dinge einbringen, kompakt stehen, wenn wir mit Mentalität und Charakter auftreten und der Funke von der Mannschaft auf die Fans überspringt, dann stehen die Chancen 50:50 - sonst haben wir keine Chance."
Sechzig, das laut Köllner angeführt vom "emotionalen Leader" Sascha Mölders mit "Mentalität und Charakter" auflaufen solle, brauche zudem"Spielglück" sowie die "Unterstützung der Fans", um "das Ding auf unsere Seite zu ziehen." Nach dem überzeugenden 1:0-Auswärtssieg in Halle unter Interimstrainer Oliver Beer stellt sich für Köllner die altbekannte Frage: "never change a winning team" oder sofort die eigene Handschrift implementieren?
Köllner ist zufrieden mit der Löwen-Mannschaft
Der 49-Jährige habe eine "intakte Mannschaft" vorgefunden, deren Stärken er beibehalten, aber auch "meine eigene DNA einfließen lassen" wolle. Im Tor hat sich der Oberpfälzer - damit wohl bis zur Winterpause - für Marco Hiller entschieden.
Zwei Aufreger-Themen standen auch auf der Tagesordnung: Daniel Bierofka und Bibiana Steinhaus. "Mich hat keiner angerufen oder mir gesagt: Daniel muss weg. Mein Eindruck ist, dass er bis zuletzt geschützt wurde. Ich habe mich auch immer vor ihn gestellt", versicherte Sportchef Günther Gorenzel, angesprochen auf den unrühmlichen Abgang von Sechzigs Identifikationsfigur.
Schiedsrichteransetzung sorgt für Aufregung
An Steinhaus hat 1860 keine guten Erinnerungen: Von elf Spielen unter der Leitung von Steinhaus gewannen die Giesinger lediglich drei. Vor allem in zwei Partien zog die Unparteiische den Zorn der Sechzger-Fans auf sich: Nach dem 1:2 im März 2017 gegen den FC St. Pauli schrieb selbst Investor Hasan Ismaik bei Facebook: "Ich hätte mir nach dem Spiel von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus eine Entschuldigung gewünscht."
Sie sei bei mehreren Entscheidungen "total daneben" gelegen. Besagte Spielzeit endete für die Giesinger mit dem Abstieg aus der Zweiten Liga. Im April 2019 fühlten sich die Sechzger beim 0:2 des TSV gegen den Karlsruher SC bei einem Platzverweis von Herbert Paul betrogen. In der laufenden Saison war Steinhausmehrere Monate ausgefallen: Im Sommer verpasste sie einen obligatorischen Leistungstest aufgrund muskulärer Probleme abgesagt.
Vor gut einen Monat hat die 40-Jährige den Test schließlich bestanden. Zuletzt war sie bei der FIFA U17-Weltmeisterschaft in Brasilien als Video-Assistentin im Einsatz.
Der Derby-Dreier kommt wie gerufen
Am Sonntag sollen Bierofka, Steinhaus und der ganze Derby-Trubel nur Nebengeräusche sein, denn: "Am wichtigsten ist es, erfolgreichen Fußball zu spielen", weiß der Coach. Was könnte Köllners Drittliga-Löwen dabei besser helfen als ein Derby-Dreier?
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