FC Bayern vs. Tottenham

The Hansi One: Warum Flick gegen Mourinho gewinnen muss


Mehr Gegensatz geht kaum: Hier der Menschenfänger, der Spielerflüsterer, der nette Hansi Flick - dort José Mourinho (r.), der Exzentriker mit dem riesigen Ego, aber auch drei Champions-League-Titeln.

Mehr Gegensatz geht kaum: Hier der Menschenfänger, der Spielerflüsterer, der nette Hansi Flick - dort José Mourinho (r.), der Exzentriker mit dem riesigen Ego, aber auch drei Champions-League-Titeln.

Von Nina Caroline Zimmermann

Trendwende gegen Tottenham? Nach den zwei Liga-Pleiten brauchen die Bayern in der Königsklasse ein Erfolgserlebnis. Thomas Müller nennt gleich zwei Gründe, warum sein Team gewinnen muss.

München - Vor dem Hinspiel in London, also vor lediglich 71 Tagen, sagte man: Wow, was für ein Duell! Der FC Bayern ist zu Gast bei Tottenham Hotspur, beim Champions-League-Finalisten der Vorsaison. Das Endspiel der Königsklasse zu erreichen ist den Münchnern seit ihrem Triple-Triumph 2013 nicht mehr gelungen.

Beim zweiten Duell in München am Mittwoch (21 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) verantworten nicht mehr Mauricio Pochettino und Niko Kovac die beiden Teams, sondern deren Nachfolger José Mário dos Santos Félix Mourinho und ein anderer, auf seine spezielle Art klangvoller Name: Hans-Dieter Flick. Hier José, der glamouröse und prätentiöse Ego-Shooter, dort Hansi, der nahbare, höfliche Teamplayer. Mourinho hatte sich einst selbst zu "The Special One" gekrönt, uneitel und bescheiden wie er nun mal ist der Portugiese. Und der Heidelberger Hansi war schon immer Hansi. Weil die Bezeichnung "The Spätzle One" bereits dem Schwaben Jürgen Klinsmann in seiner neuen Rolle als Hertha-Coach angedichtet wurde, bleibt: "The Hansi One".

FC Bayern will zurück in den Flick-Flow

Der Wind hat sich gedreht: Am Mittwoch ist Bayern gegen Tottenham das Duell Siebter gegen Siebter in der jeweiligen Liga, der Herbst als turbulente Krise - auf der Insel wie an der Isar. Und trotzdem stehen beide Teams vorzeitig im Achtelfinale, Bayern unverrückbar als Tabellenerster. Fünf Siege aus fünf Spielen (drei hatte Niko, "The Unlucky One" geholt) sicherten den Gruppensieg.

Nun ist die Chance da, gegen Tottenham Historisches zu schaffen: als erstes deutsches Team alle sechs Vorrundenspiele gewinnen. Mehr Chance oder Druck für Flick, der nach vier furiosen Siegen (16:0 Tore) plötzlich zwei Niederlagen am Stück zu moderieren hat? "Es ist ein wichtiger Schritt, das Ganze wieder ins Positive umzustoßen. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis", sagte er, "wollen vor unseren Fans ein gutes Spiel zeigen."

Konkreter formulierte es Thomas Müller, den er kürzlich als seinen "verlängerten Arm auf dem Spielfeld" bezeichnete: "Wir haben zwei Gründe, das Spiel zu gewinnen: Zum einen, die Souveränität zu unterstreichen, das sechste Spiel auch noch zu gewinnen. Und zum anderen, dass wir wieder ein Gefühl dafür bekommen, uns wieder belohnen. Damit wir dann das Selbstvertrauen mit in die Liga nehmen." Aus dem Anti-Lauf in den beiden verflixten, weil überlegen geführten Partien gegen Leverkusen und in Mönchengladbach (jeweils 1:2) soll wieder ein Flick-Flow werden.

Das könnte klappen, schließlich hat Mourinho indirekt angekündigt, nur eine B-Elf aufs Feld schicken zu wollen.

Flicks Zukunft hängt auch an Ergebnissen

Ein Sieg wäre für Flick von großer Bedeutung. Der Aushilfsjob als Cheftrainer ist vorerst nur bis Weihnachten vereinbart, eine mittelfristigere Beförderung bis Saisonende hängt nicht nur von den Eindrücken (taktisch-spielerisch überzeugt die Mannschaft), sondern auch von den Ergebnissen ab.

Der 54-Jährige ist kein Träumer, er kennt das Business. Ein bisschen Werbung in eigener Sache darf da schon sein beim bescheidenen Hansi, den der Hype um seine Person irritierte, auch wenn er stets betonte, er genieße die Arbeit mit der Mannschaft. Also sagte Flick am Dienstag: "Die Art und Weise, wie die Mannschaft Fußball spielt, gefällt mir. Als wir Siege eingefahren haben, war das top." Der Realist in ihm weiß: "Aber es zählen im Fußball nur die Tore und die Punkte. Wir haben zu wenige geschossen, das ist klar."

Auch als größter Spielerversteher muss man liefern. Ansonsten bräuchten die Bayern-Bosse doch eine schnelle Lösung im Januar und könnten nicht bis Sommer auf Erik ten Hag (noch bei Ajax Amsterdam unter Vertrag) warten. Übrigens: Drei Bayern-Pflichtspiele in Serie verlor zuletzt ein Trainer, dem man das kaum zugetraut hätte. Im Mai 2015 war's, unter Pep Guardiola.

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