Endspurt im Meisterkampf

So viele Punkte braucht der FC Bayern noch für den Titel


Trainer des FC Bayern: Niko Kovac

Trainer des FC Bayern: Niko Kovac

Von Bernhard Lackner

Trotz des dürftigen Auftritts in Nürnberg steht der FC Bayern nach dem Spieltag besser da als davor. Maximal sieben Punkte braucht der Klub noch, um den siebten Titel in Serie zu holen.

München/Nürnberg - Nicht gewinnen ist schlimmer als kurz vor knapp noch zu verlieren. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel zur Saison 1995/96 bedeutet ein verpasster Sieg: Zwei Punkte weniger. Vergeigt man ein Remis noch, fehlt jedoch nur ein Zähler. Das 1:1 des FC Bayern im 191. Derby beim Abstiegskandidaten Nürnberg geriet so oder so fast zur Blamage. In der turbulenten Schlussphase rettete zunächst der Pfosten beim Elfmeter von Nürnbergs Tim Leibold, es lief die erste Minute der Nachspielzeit. In der fünften und letzten Minute der Nachspielzeit vergab Kingsley Coman die Chance auf den Last-Second-Erfolg.

Mats Hummels postete: "Schlechtes Spiel. Verrücktes Ende." Schlaue Verknappung, wäre 'ne gute Überschrift. Aber was fehlt: An einem noch verrückteren Spieltag. Dank des 4:2 der Schalker am Samstag bei Borussia Dortmund sind die Bayern punktemäßig nun zwei Zähler vorne. Fast abgestürzt in Franken, in der Tabelle obenauf. Glück im Unglück. Nicht gewonnen und doch Sieger.

Der FC Bayern patzt immer wieder gegen die "Kleinen"

Man sei nicht zufrieden, bekannte Thomas Müller, werde aber "jetzt nicht komplett die Köpfe runternehmen". Denn, so der 29-Jährige: "Die Moral von der Geschichte: Die Situation hat sich zwar verbessert, aber wir haben einen kleinen Tritt in den Arsch bekommen, dass wir nun noch angestachelter in die nächsten Partien gehen." Am Samstag daheim gegen Hannover 96, ebenfalls Abstiegskandidat, allerdings kurz vor dem tatsächlichen Absturz.

Warum patzten die Bayern wieder gegen einen "Kleinen"? Wie Ende März in Freiburg (1:1) und in der Hinrunde gegen Augsburg (1:1), Düsseldorf (3:3) und nochmal Freiburg (1:1). Diesmal glich man wenigstens aus. Der Treffer von Serge Gnabry brachte ihm einen persönlichen Rekord: Als erst dritter Spieler traf der 23-Jährige in der Bundesliga in drei aufeinanderfolgenden Jahren für drei verschiedene Klubs zweistellig. Zuvor für Werder Bremen, elf Tore, und die TSG Hoffenheim (zehn). Dies gelang bisher nur Erwin Kostedde (1974-77) und Jürgen Wegmann (1985-88).

Hasan Salihamidzic vermisst die Mentalität

Gnabry war der einzige Lichtblick in einem "ganz schlechten Spiel von uns", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Ihm fehlten "Frische und Aktionen nach vorne". Man müsse auch in solchen Spielen "die Killermentalität rausholen und die Big Points einfahren. Das Spiel ist so dahingeplätschert." Chance vertan. "Ich kann mir das nicht erklären. Wir werden das intern besprechen", sagte Salihamidzic.

Klare Worte auch von Innenverteidiger Hummels: "Wir hatten kein Tempo drin, waren fußballerisch sehr ungenau." Er monierte "unzählige freie Ballverluste und viele Missverständnisse. Das war nicht das Niveau, was wir von uns erwarten." Die nächsten Sätze ließen aufhorchen: "Dass wir definitiv nicht gut gespielt haben - ich glaube, da sind wir uns alle einig. Ich hoffe, da sind wir uns alle einig! Es wäre wichtig, wenn wir das alle so sehen." War das sonst etwa anders?

Niko Kovac: "Haben noch drei Endspiele"

Noch drei Spieltage. Nach Hannover geht es zu Pokalfinal-Gegner RB Leipzig (11.5.) und am letzten Spieltag gegen Eintracht Frankfurt (18.5.), Kovacs Ex-Verein und Bayerns letztjähriger Pokalverderber. Doppelt pikant. "Die Rechnung ist relativ einfach, dafür braucht man keine höhere Mathematik studiert zu haben", holte Kovac aus: "Wir müssen sieben Punkte holen, wenn der BVB in den letzten drei Spielen alles holt."

Weil man die weitaus bessere Tordifferenz hat. Sieben Punkte für den siebten Titel in Folge seit 2013. Der Bayern-Trainer: "Wir haben noch drei Endspiele." Plus das Pokalfinale. Gegen Hannover wolle man zeigen, "dass Nürnberg ein Ausrutscher war", so Hummels. Pragmatiker Kovac zitierte schließlich noch Ex-Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni: "Wenn du nicht gewinnen kannst, darfst du nicht verlieren."