Lobrede auf Kai Havertz
Siege im DFB-Pokal: Thomas Müller zieht mit Bayern-Legenden gleich
12. Juni 2020, 10:51 Uhr aktualisiert am 12. Juni 2020, 10:51 Uhr
Der Frankfurt-Erfolg ist der 47. Sieg von Thomas Müller im DFB-Pokal. Damit zieht er mit Sepp Maier und Gerd Müller gleich. Er verneigt sich vor dem Torjäger - und lässt mit einer Aussage aufhorchen.
München - Thomas Müller ist einer, der stets über den Tellerrand hinausschaut. Ein ehrlicher Vertreter seiner Zunft, der Klartext spricht, wenn es schlecht läuft - obwohl sein FC Bayern gewinnt. Siehe das 2:1 im Pokalhalbfinale gegen Eintracht Frankfurt.
Nicht nur die nahe, auch die mittelfristige Zukunft hat der 30-Jährige, der im April seinen Vertrag bei seinem Herzensverein bis 2023 verlängerte, immer im Blick. Der Mann, geboren in Weilheim, fußballerisch aufgewachsen beim TSV Pähl am Ammersee und seit der D-Jugend beim FC Bayern, sieht in seinem Arbeitgeber mehr als einen bloßen Arbeitgeber.
Thomas Müller mit Havertz-Lobrede
Auf Leverkusens Supertalent Kai Havertz, der am Donnerstag 21 Jahre alt wurde und von Europas Top-Klubs umgarnt wird, hielt Ex-Nationalspieler Müller bei "Sky" eine außerordentliche Lobrede: "In meinen letzten Zügen bei der Nationalelf bin ich in den Genuss gekommen, mit ihm trainieren und spielen zu dürfen. Kai Havertz ist ein extrem guter Spieler. In dem Alter, ein Toptalent Europas. Er hat so gute Fähigkeiten. Und natürlich wollen wir beim FC Bayern immer die Spieler mit den besten Fähigkeiten haben."
Eine Charme-Offensive im Stile eines Sportdirektors - und das obwohl Havertz, der als Zehner oder Achter brilliert, bei einem Transfer nach München genau genommen ihm den Platz streitig machen könnte. Müller, bei Bayern neben seiner Haupttätigkeit als Fußballprofi als Humorminister unterwegs, jedoch nicht im Finanzministerium beschäftigt, ergänzte schulterzuckend: "Ich weiß jetzt nicht, was da geplant ist, welche Budgets da vergeben werden können in den aktuellen Zeiten."
In der Corona-Pandemie, während der sich auch die kickende Belegschaft des FC Bayern mit den Bossen auf einen Gehaltsverzicht geeinigt hatte. Seit April macht dieser 20 Prozent des jeweiligen Salärs aus - mit Fortsetzung bis Saisonende wie vor zwei Wochen von Präsident Herbert Hainer bestätigt. All das, damit der Verein dann mehr Spielraum habe, um international begehrte und im Paket von Ablöse und Unterhalt sündhaft teure Top-Stars wie Havertz oder Leroy Sané (ManCity) zu verpflichten? "Es ist ja auch ein bisschen paradox, wenn man immer über Neuzugänge spricht und gleichzeitig Gehälter eingespart werden", merkte Müller an. Die Botschaft dürfte ganz oben angekommen sein. Ob mit Wohlwollen oder Unverständnis wird sich zeigen. Müller wird das Vorgehen seiner Vorgesetzten bei den Sommertransfers beobachten.
Thomas Müller: Rekordzahlen im DFB-Pokal
Und nebenbei einfach weiter konstant abliefern. In seinem 55. DFB-Pokalspiel war er am 50. Treffer (32 Tore, 18 Vorbereitungen) beteiligt. Seit Erfassung der Assists 2008/09 ist Müller der erste Spieler, der diese Marke im Pokal knackt. Auf Twitter feierte er seine Vorlage per feiner Flanke zum Führungstreffer von Ivan Perisic mit dem Wortspiel #thomassist.
Noch mehr irre Fakten zum Rekordbayer des Rekordmeisters und Rekordpokalsiegers? Bitte: Gegen die Eintracht gewann Müller bereits sein 47. DFB-Pokalspiel (Elfmeterschießen ausgenommen). Damit zieht er mit dem legendären Torhüter Sepp Maier und seinem Idol, dem legendären "Bomber der Nation" Gerd Müller gleich. Mit jenem Namensvetter, der ihm an der Säbener Straße in seiner Zeit bei der zweiten Mannschaft (2007-09) wertvolle Vollstreckertipps für den Stürmerjob gab. Mittlerweile lebt der 74-Jährige an Demenz erkrankt in einem Pflegeheim etwas außerhalb von München.
Zurück zum Sport: Im Endspiel am 4. Juli in Berlin gegen Leverkusen steht das Müller'sche Überholmanöver an, daher twitterte Bayerns Mr. Pokal: "Oana gehd no, oana gehd oiwai" und fügte ehrfurchtsvoll den Hashtag "esgibtnureinengerdmüller" an.
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