Vor Bayern gegen Hertha
Sepp Maier: "Ich habe jetzt nix mehr gegen Jürgen Klinsmann"
18. Januar 2020, 7:45 Uhr aktualisiert am 18. Januar 2020, 7:45 Uhr
Torhüterlegende Sepp Maier spricht in der AZ über den Hertha-Coach, der ihn einst beim DFB abgesetzt hatte. Und er stärkt Bayern-Keeper Manuel Neuer: "Solchen Leuten hält man immer die Stange."
München - Es gab Zeiten, da war Sepp Maier (75) weniger gut auf Jürgen Klinsmann (55) zu sprechen. Man könnte auch sagen: Es herrschte ein Kleinkrieg zwischen den beiden, in aller Öffentlichkeit wurde abgerechnet. So gab Maier vor der Heim-WM 2006 etwa der "FAZ" ein Interview, in dem er Klinsmann als "link" und "Schleimer" bezeichnete.
Die Torhüterlegende war "verärgert, weil sich da ein Mann alles erlauben kann. Der DFB schaut zu. Das hat es noch nie gegeben im deutschen Fußball. Und das stinkt mir." Rumms! Maiers Groll hatte natürlich einen Hintergrund: Im Jahr 2004 war er von Klinsmann als Bundestorwarttrainer abgesetzt worden, besonders die Art und Weise missfiel dem langjährigen Coach von Oliver Kahn. Dieser wurde wenig später übrigens zur deutschen Nummer zwei degradiert.
Klinsmanns Doppelschlag gegen die Bayern-Ikonen.
Sepp Maier nicht mehr sauer auf Klinsmann
Mehr als 15 Jahre später hat Sepp Maier seinen Frieden mit Klinsi und den alten Geschichten gemacht. "Ich habe jetzt nix mehr gegen Klinsmann. Die Zeiten sind vorbei", sagt Maier im Gespräch mit der AZ: "Was will ich heute mit dem, was damals war? Ich schaue immer in die Zukunft, nicht zurück."
Die nahe Zukunft hält für den FC Bayern den Rückrundenauftakt bereit, am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und AZ-Liveticker) bei Hertha BSC, gegen den Berliner Coach Klinsmann, der in der Saison 2008/09 auch die Münchner trainiert hatte. Ohne Erfolg, dafür aber mit ganz viel Zoff. Oder wie Klinsmann heute sagt: "Es war eine ganz, ganz tolle Lebenserfahrung."
Meisterschaft? Gegen die Hertha muss ein Sieg her
Maier setzt selbstverständlich voll auf einen Sieg des FC Bayern. "Das ist ja die Voraussetzung, dass sie am Sonntag in Berlin gewinnen, damit sie ein bisschen an Leipzig dranbleiben", sagt er: "Wenn sie jetzt gegen Hertha verlieren, dann schaut es nämlich schlecht aus mit der Meisterschaft." Vier Punkte liegen die Münchner in der Tabelle hinter RB zurück, weitere Ausrutscher sind verboten für das Team von Trainer Hansi Flick, der um seine Zukunft als Chefcoach kämpft.
Anders als Klinsmann, der Hertha nur bis Saisonende trainiert und dann in den Aufsichtsrat zurückkehrt. Maier sieht das Klinsmann-Engagement beim selbst ernannten "Big City Club" aus der Hauptstadt - sagen wir mal - distanziert: "Das muss Hertha BSC wissen, was sie da gemacht haben. Ich hoffe, es nützt Hertha etwas, damit sie wenigstens nicht absteigen. Das wäre schon ein großer Erfolg für ihn." Für Klinsmann.
Die Bayern haben ganz andere Ziele. Sie wollen die achte Meisterschaft in Folge gewinnen, Pokalsieger werden und in der Champions League mindestens bis ins Halbfinale kommen. Das gelang zuletzt 2018 unter Jupp Heynckes. Dabei mithelfen soll auch der neue Vorstand Kahn (50), der "Titan", der viele Bayern-Profis mit seiner Aura beeindruckt. Maier kennt Kahn bestens und tauscht sich weiter mit ihm aus. "Wenn man 14 Jahre zusammengearbeitet hat, ist es doch klar, dass man noch in Kontakt ist."
Maier über Kahn: Als Funktionär "sanfter umgehen mit den Leuten"
Wie Kahn wohl als Funktionär agieren wird? Maier ist gespannt und sagt mit einem Lachen: "Ich weiß nicht, ob er so sein kann, wie er im Tor war. Da muss er jetzt schon a bisserl sanfter umgehen mit den Leuten."
Manuel Neuer, Bayerns Kapitän, beherrschte diesen diplomatischen Umgang über Jahre in Perfektion. Nach der Verpflichtung von Torwarttalent Alexander Nübel (23) wurde Neuer aber deutlich - auch öffentlich. "Ich bin kein Statist, sondern Protagonist", sagte der Keeper. Einsätze, die Nübel nach AZ-Informationen garantiert wurden, will Neuer seinem künftigen Kontrahenten nicht schenken.
Trotz des Interesses von Juventus Turin sieht der zuletzt in Weltklasseform spielende Neuer seine Zukunft aber weiter in München - und plant eine Verlängerung seines 2021 auslaufenden Vertrags. "Der Manuel ist immer der Alte gewesen", sagt Maier. "Solchen Leuten hält man immer die Stange - egal, ob es mal gut läuft oder nicht so gut." Für Maier ist es "logisch" und "klar", dass Neuer noch lange die Nummer eins bleibt. Von der Extraklasse des Keepers soll sich am Sonntag auch Klinsmann überzeugen.
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