Koch und Rauball übernehmen
Rücktritt von DFB-Präsident Grindel: "Bin nicht geldgierig"
2. April 2019, 14:34 Uhr aktualisiert am 2. April 2019, 14:59 Uhr
DFB-Präsident Reinhard Grindel ist mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten. Dies gab der DFB am Dienstag bekannt. Der Druck auf den obersten deutschen Fußballfunktionär war in den letzten Tagen immer größer geworden.
Berlin - Nun ist es offiziell! DFB-Boss Reinhard Grindel wirft hin. Am Dienstagnachmittag gab der Deutsche Fußball-Bund den Rücktritt bekannt, nachdem zuvor unter anderem die "SportBild" und das "ZDF" berichtet hatten.
Die beiden Vizepräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball werden bis zum Bundestag des DFB am 27. September interimsmäßig übernehmen. Koch ist 1. Vizepräsident und Vorsitzender des Bayerischen Fußballbundes.
Grindel: Persönliche Erklärung zu Vorwürfen
In einer persönlichen Erklärung - im Wortlaut auf der DFB-Website äußerte sich Grindel zu den Vorwürfen. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nicht geldgierig und seit Jahren mit Compliance-Fragen befasst bin", betonte er.
Zuletzt war der Druck auf den obersten Fußballfunktionär Deutschland immer größer geworden. Der "Spiegel" hatte berichtet, dass Grindel 78.000 Euro als Aufsichtsratschef einer DFB-Tochterfirma kassiert habe und dies nicht angegeben hatte. Die "Bild" wiederum berichtete von einer Luxus-Uhr, die Grindel von einem ukrainischen Oligarchen geschenkt bekam. Grindel dazu: "Seit dem Wochenende kenne ich den Wert der Uhr von 6.000 Euro und bin deshalb gestern Vormittag auf unseren Generalsekretär und unseren Compliance-Beauftragten zugegangen und habe mit ihnen die Lage erörtert."
Unsouveränes Auftreten von Grindel
Er habe keine Vorstellung vom Wert der Uhr gehabt: "Es war ein schweres Versäumnis, diesen Wert nicht sofort zu ermitteln. So hätte ich bereits den Anschein unredlichen Handelns vermeiden können. [...] Ich möchte nochmals betonen, dass ich mir nicht erklären kann, warum ich in dieser Angelegenheit nicht für die nötige Klarheit gesorgt habe."
Der DFB-Präsident hatte auch im Nachgang des blamblen WM-Ausscheidens samt der Debatte um Mesut Özil keine gute Figur macht, zuletzt auch ein Interview abgebrochen, in dem kritische Fragen zur WM in Katar gestellt wurden. Auch die Entscheidung von Joachim Löw zur Ausbotung dreier Weltmeister wurde von Grindel kommunikativ schlecht gehandhabt.
Grindel: "Ich bin tief erschüttert"
"Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Ich bin tief erschüttert, dass ich wegen eines solchen Vorgangs meine Funktion als DFB-Präsident aufgeben muss, die ich gerne ausgeübt habe, vor allem um dem Amateurfußball in Deutschland Impulse zu geben", erklärte Grindel. Und: "Dass ich wegen eines solchen Vorgangs öffentlich so dastehe, macht mich fassungslos und traurig, und ich bitte einfach um eine faire Beurteilung meiner am Ende leider nur dreijährigen Amtszeit."
Im April 2016 hatte dann Grindel den Posten übernommen. Seit 114 Jahren hat kein DFB-Boss kürzer amtiert als Grindel. Die Präsidiumsmitglieder drückten in der Erklärung ihren Dank und den Respekt für die persönliche Entscheidung Grindels für den Rücktritt aus. Wer Grindels Nachfolger werden wird, ist bislang völlig unklar. Philipp Lahm jedenfalls hatte bereits am Montag mitgeteilt, "überhaupt keine Ambitionen" zu haben.
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