Torwartcamp
Riederer-Brüder geben ihr Wissen weiter
6. Juni 2018, 11:08 Uhr aktualisiert am 6. Juni 2018, 11:08 Uhr
Stefan und Michael Riederer bieten in ihrer "Torwartschule Ostbayern" ein spezielles Training für Nachwuchskeeper an.
Anfang Juni ist für die meisten Fußballer Sommerpause und Urlaubszeit. Am vergangenen Wochenende wurde auf dem Trainingsgelände des ASV Cham dennoch kräftig geschwitzt und trainiert. Denn erstmals fand unter der Leitung der beiden Brüder Stefan und Michael Riederer die "Torwartschule Ostbayern" statt. 20 junge Torhüter, zehn Trainer, vier Einheiten und insgesamt 40 Übungen an zwei Tagen - das war das Programm. Die Einnahmen werden gespendet.
Die Idee für eine Torwartschule hatten die Riederers schon länger, nun hat es auch zeitlich geklappt. "Wir sind der Meinung, dass bei uns in der Region das Torwarttraining oft leider noch ein bisschen hinten ansteht oder es in einigen Vereinen gar kein wirkliches Torwarttraining gibt", erläutert Stefan Riederer den Grundgedanken hinter der Aktion. Und Michael Riederer ergänzt: "Das Wichtigste beim Torwarttraining ist die Anleitung. Übungen kann sich jeder aus dem Internet raussuchen. Aber wichtig ist, dass man sich intensiv mit dem Training beschäftigt."
Im Torwartspiel habe sich in den vergangenen Jahren viel verändert, erzählen die beiden. "Man muss nur auf die WM 2006 zurückblicken, als Jens Lehmann die Nummer eins wurde, weil er im Vergleich zu Oliver Kahn besser mitgespielt hat. Das ist gerade einmal zwölf Jahre her. Inzwischen spielt so gut wie jeder Torhüter mit, das Spiel verlagert sich immer weiter nach vorne. Entsprechend werden auch die Schwerpunkte im Torhütertraining anders gesetzt", erklärt Michael Riederer.
Weggefährten als Trainer
Für die Torwartschule konnten die beiden viele Weggefährten und Freunde gewinnen, die allesamt selbst mindestens im gehobenen Amateurbereich unterwegs waren oder sind. Unter anderem war Nico Formella, Nachwuchs-Torwarttrainer beim Bundesligisten RB Leipzig, nach Cham gereist, den Stefan Riederer aus seiner Zeit bei der SpVgg Unterhaching kennt. Acht Torhüter kümmerten sich neben den Riederers um die Betreuung der verschiedenen Übungen. Die vier Einheiten behandelten die Schwerpunkte Torwarttechnik, Eins-gegen-eins, Reaktion und Flanken. Pro Einheit gab es zehn Übungen. So konnte sich jeder Trainer jeweils um zwei Torhüter kümmern, wodurch ein gezieltes Training ermöglicht wurde.
Die Trainer der ersten "Torwartschule Ostbayern":
Stefan Riederer (u.a. Unterhaching, Kaiserslautern)
Michael Riederer (u.a. DJK Vilzing)
Christian Wloch (u.a. SV Schalding-Heining)
Jürgen "Charly" Dirscherl (Bad Kötzting, Cham)
Marco Rackl (1. FC Bad Kötzting)
Pavel Vacek (1. FC Bad Kötzting)
Matthias Häring (u.a. Cham, Bad Kötzting)
Sandro Weber (DJK Vilzing)
Stephan Siegl (DJK Vilzing)
Nico Formella (Nachwuchs RB Leipzig)
Die Riederer-Brüder selbst stehen seit einem Jahr nicht mehr aktiv zwischen den Pfosten. Stefan, der acht Jahre lang im Profibereich in Unterhaching, Kaiserslautern und Chemnitz unterwegs war, hat seine Karriere bei seinem Jugendverein 1. FC Bad Kötzting beendet und wechselte als Torwarttrainer zum ASV Cham. "Der Wechsel vom Spieler zum Trainer ist mir sehr leicht gefallen. Das war eine sehr durchdachte Entscheidung und ich verspüre auch nicht den Drang, wieder zu spielen", sagt er. Manchmal stelle er sich im Training noch selbst ins Tor. "Aber am nächsten Tag jammere ich dann wieder und weiß, dass ich alles richtig gemacht habe", sagt der 32-Jährige und lacht.
"Bewusst für die Familie entschieden"
Stefan Riederer legt den Fokus nun mehr auf das Berufliche, der Profikarriere weint er nicht mehr nach. "Klar, manchmal kitzelt es schon, aber das geht relativ schnell vorbei. Ich habe mich bewusst für die Familie entschieden. Das war der richtige Schritt." Der Familienvater ist nun im Familienunternehmen "Riederer Versicherungsmakler" eingebunden. Er hat eine Umschulung zum Bürokaufmann gemacht und absolviert nun eine Weiterbildung zum Fachbetreuer für Finanzdienstleistungen.
Geschäftsführer der Firma ist inzwischen Michael Riederer. "Ich habe genau das gefunden, was mir Spaß macht", so der 27-Jährige. Auch er spielt seit vergangenem Sommer nicht mehr. Bis dahin spielte Riederer in der Bayernliga bei der DJK Vilzing und legte nach einem kurzen Gastspiel beim SV Neukirchen b. Hl. Blut eine Pause ein. Nun wird er seinen Pass zwar wieder zu einem Verein legen, wird außer im Notfall aber nicht mehr spielen. "Für mehr fehlt mir auch einfach die Zeit", sagt Riederer.
Mit ihrer Torwartschule wollen die Brüder gemeinsam mit anderen Trainern nun ihr Wissen weitergeben. "Wir hatten beide gute Torwarttrainer", sagt Michael Riederer. "Die Kinder lernen wahnsinnig schnell und haben auch den Hunger, sich zu verbessern." Mit dem ersten Camp waren die Organisatoren sehr zufrieden. Wie oft die Torwartschule in Zukunft stattfinden wird, ist noch nicht klar, es soll aber durchaus mehrmals pro Jahr sein. Der Auftakt war zumindest schon einmal sehr vielversprechend.