Platz zwei in der Liga und Pokalsieg. Was beim FC Bayern wohl nur ein müdes Lächeln hervorrufen würde, ist beim Nachwuchs des TSV 1860 eine Traum-Saison. Eine solche haben die A-Junioren des Giesinger Traditionsvereins jetzt hingelegt. In der Junioren-Bundesliga Süd/Südwest belegten sie am Ende Platz zwei hinter der U19 von 1899 Hoffenheim und scheiterten somit nur hauchdünn an der Qualifikation für die Endrunde zur deutschen Meisterschaft. In der vergangenen Woche konnten sie sich zudem noch den A-Junioren-Pokal des bayerischen Fußball-Verbandes, verbunden mit der Qualifikation für den DFB-Pokal der Junioren der kommenden Saison, sichern. Mit Cheftrainer Sepp Steinberger trug ein Gottfriedinger maßgeblich zur erfolgreichen Spielzeit der Junglöwen bei.
Natürlich sei die Enttäuschung im ersten Moment riesig gewesen, als man nach der 3:1-Niederlage in Kaiserslautern Mitte Mai die Gewissheit erlangte, sich nicht mehr für das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft qualifizieren zu können. "Aber mit ein paar Wochen Abstand überwiegt die Zufriedenheit über die Saison", berichtet Steinberger im Gespräch mit idowa, "Vor der Saison hätte das jeder im Verein unterschrieben." 49 Zähler konnten die Münchner am Saisonende auf ihrem Punktekonto verbuchen, ließen Teams wie den VfB Stuttgart, Mainz 05 oder den FC Bayern hinter sich. Einmal mehr ein Erfolg für die seit Jahren deutschlandweit anerkannte Nachwuchsarbeit der "Löwen", die bereits etliche Bundesligaprofis und Nationalspieler wie Kevin Volland oder die Bender-Zwillinge hervorgebracht hat.
Den Sieg im bayerischen A-Junioren-Pokal bezeichnet Steinberger als "Sahnehäubchen der Saison." Nach sieben Jahren gelang es wieder, diesen Titel für 1860 zu holen und die "Löwen" dürfen dadurch in der kommenden Saison im DFB-Pokal ran. Im Halbfinale musste man die SpVgg Greuther Fürth schlagen, ehe man sich in der Finalrunde erst in der Gruppe gegen die DJK Schwabach (3:0) und die JFG Neubürg (2:0) ohne Mühe durchsetzte und das Endspiel gegen den 1. FC Nürnberg erreichte. Gegen den Club geriet die Steinberger-Truppe zunächst in Rückstand, doch Chaka Ngu'ewodo und Fotis Katidis drehten die Partie zugunsten der Landeshauptstädter - es war ein Spiegelbild der gesamten Saison.
"Mentalität schlägt Qualität", also Kopf schlägt Körper, lautet das Motto beim Zweitligisten. Kein Wunder, dass der 41-jährige Steinberger im Rückblick auf die Saison vor allem "die Mentalität, die Charakterstärke und den Zusammenhalt" im Team hervorhebt. "Wir haben nie aufgegeben, viele Partien gedreht und allein drei Spiele erst in der Nachspielzeit gewonnen. Von daher brauchen wir auch gar nicht lamentieren, denn Glück und Pech halten sich bei uns mindestens die Waage."
Drei Highlights schießen Sepp Steinberger sofort in den Kopf, wenn er die Saison Revue passieren lässt. Da sind zum einen die beiden Derby-Siege gegen den FC Bayern, die auch im Nachwuchs bereits Gold wert sind. Und zum anderen das Spiel gegen den FC Walldorf, als man in doppelter Unterzahl in der Schlussviertelstunde einen 1:2-Rückstand noch in einen 4:2-Sieg drehen konnte. Insgesamt war es ein bewegendes und vor allem erfolgreiches erstes Jahr als U19-Trainer der "Löwen". Doch vorerst war es auch sein letztes.
Denn wie der Verein bereits im Februar mitteilte, werden sich die Trainerpositionen im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) verschieben. Filip Tapalovic, der in der laufenden Saison die U17 trainierte, rückt in die A-Jugend auf, Steinberger übernimmt wieder die Stelle des U17-Coaches. Ein Jahrgang, der in der vergangenen Saison in der U17-Bayernliga seine Probleme hatte, braucht einen Trainer an seiner Seite, der bereits Erfahrung in der Arbeit mit Talenten hat. Steinberger kann diese nach langjähriger Tätigkeit im Nachwuchs des SSV Jahn und zuletzt zwei Saisons bei 1860 nachweisen. "Für mich ist das kein Problem", stellt Steinberger klar. Im Gegenzug wurde er mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet und erhielt von NLZ-Leiter Wolfgang Schellenberg die Zusage, dass er vom Verein beim Fußballlehrerlehrgang, den der Niederbayer eigentlich schon in diesem Sommer beginnen wollte, 2015 oder 2016 unterstützt wird. Den 1996er-Jahrgang habe Steinberger jetzt auch schon zwei Jahre lang betreut und es schade nicht, wenn die Spieler einen neuen Impuls bekommen und auch er freut sich darauf, "eine Mannschaft bei null zu übernehmen." Doch bevor es am 22. Juni mit dem Trainingsauftakt für die neue Saison weitergeht, steht für Steinberger zunächst der wohl verdiente Urlaub auf dem Plan.