Interview

Paul Breitner: "Der FC Bayern braucht keine Scheichs oder Oligarchen"


Paul Breitner, Markenbotschafter des FC Bayern, in der iranischen Hauptstadt Teheran: Auch dort kennt fast jedes Kind die Bayern-Legende. So freut sich diese Mädchen nicht nur über die Kappe, sondern strahlt auch wegen des Fotos.

Paul Breitner, Markenbotschafter des FC Bayern, in der iranischen Hauptstadt Teheran: Auch dort kennt fast jedes Kind die Bayern-Legende. So freut sich diese Mädchen nicht nur über die Kappe, sondern strahlt auch wegen des Fotos.

Der ehemalige Bayern-Profi Paul Breitner (64) wurde Welt- und Europameister. Er arbeitet heute als Markenbotschafter für den FC Bayern München und hat in dieser Funktion der bayerischen Wirtschaftsdelegation angehört, die Ministerin Ilse Aigner (CSU) auf ihrer viertägigen Iran-Reise begleitete. Wir haben diese Gelegenheit für ein Interview mit der Bayern-Legende genutzt. Dabei wurde eines klar: In die Politik geht Breitner nicht mehr. Dafür fühlt er sich zu alt. Und der FC Bayern München ist der beste Verein auf der Welt - zumindest für ihn.

Herr Breitner wollen Sie jetzt in die Politik gehen?

Breitner: Dazu bin ich zu alt. Ich werde einen Teufel tun, jetzt, mit 64, noch einmal so einen Schritt zu tun. Über den Einstieg in den Politikerjob habe ich vielleicht mal ansatzweise nachgedacht. Das liegt aber schon über 30 Jahre zurück, damals, als ich meine Fußballkarriere beendet habe. Ich hatte damals auch die Möglichkeit, in die Politik zu gehen. Allerdings war mir der Weg dorthin zu mühsam. Die Nominierung über Orts- und Kreisverbände, das ist schon eine Ochsentour, oder?

Aber robust und stressresisent sind Sie ja, wie Sie während dieser Iran-Reise bewiesen haben. Das sind doch beste Voraussetzungen für einen Politiker.

Breitner: Ich habe noch nie Stress gespürt, noch nie, und ich werde Stress auch nicht spüren. Für mich ist Stress was für Leute, die nicht Nein sagen können. Wenn ich merke: Das wird mir zuviel, egal was auch immer, dann höre ich auf und warte, bis ich wieder in der Lage bin, weiterzumachen.

Im Iran kennt sie ja wirklich vom kleinen Kind bis hin zu den Ministern fast jeder. Ihnen wird Respekt und Bewunderung entgegengebracht. Schmeichelt Ihnen das?

Breitner: Nein. Weil ich gewisse Eigenschaften nicht habe. Begriffe wie Stolz kenne ich nicht. Wichtig und einzig entscheidend ist Zufriedenheit - für mich selber und für mein Umfeld. Ansonsten brauche ich niemanden, der mir schmeichelt. Ich weiß, was ich geleistet habe, wer ich bin und was ich kann. Dementsprechend versuche ich mich zu verhalten und zu 100 Prozent ein verläßlicher Partner zu sein. Das ist auch schon alles.

Sie sind Markenbotschafter des FC Bayern München. Ist die Marke Paul Breitner bei der Marke FC Bayern München irgendwie messbar, lässt sich das in Zahlen ablesen?

Breitner: Darüber habe ich noch überhaupt nicht nachgedacht. Natürlich bin ich auch persönlich eine Marke. Und die Marke Paul Breitner ist für den FC Bayern ganz gut. Denn ich hab damit die Möglichkeit, zwei Gewichte auf die Waage zu legen: den FC Bayern und mich selbst. Wenn ich immer wieder sehe - egal auf welchem Erdteil -, dass dieses Paar an Marken einiges bewirken kann, dann ist das schon eine feine Sache.

Apropos feine Sache: Der FC Bayern zählt zu den reichsten Fußballclubs der Welt. Es gibt Leute, die warnen, der deutsche Branchenprimus lebe über seine Verhältnisse.

Breitner: Wir sind autark, wir sind selbständig und wir sind im Spitzenfußball der einzige, effektiv der einzige Club auf der ganzen Welt, der nicht nur schuldenfrei, sondern auch finanziell gut gesattelt ist. Wir haben eine hohe Eigenkapitalquote und genug flüssige Reserven. Seit 25 Jahren verdient der FC Bayern Geld, auch wenn er mal richtig investieren muss. Zudem ist unser Stadion, die Allianz Arena, komplett abbezahlt. Das heißt: Wir stehen wirtschaftlich wunderbar da. Der FC Bayern braucht keine Scheichs oder Oligarchen. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied zu allen anderen Top-Vereinen.

Der FC Bayern kokettiert gerne damit, dass er ein mittelständisches Unternehmen ist. Aber die Umsätze gehen doch schon eher in Richtung Großunternehmen, oder?

Breitner: Wir werden ja immer wieder mal an die Wand genagelt, dass wir zu überheblich sind. Daher bekräftige ich jetzt noch einmal: Der FC Bayern ist ein mittelständisches Unternehmen und kein Großkonzern. Auf der Hauptversammlung am 27. November werden wir unsere neuen Umsatzzahlen bekanntgeben. Dann kommt die Situation, dass ein paar Leute vielleicht schmunzeln: Naja, das ist aber schon ein richtiges mittelständisches Unternehmen. Wir haben schon vor der Umwandlung des Vereins in eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft nach den Maßstäben der Wirtschaft gehandelt. Und wir kennen gar nichts anderes als die Regeln des Marktes.

Ein erfolgreiches Unternehmen braucht natürlich Top-Manager. Ist Trainer Pep Guardiola so einer?

Breitner: Guardiola ist kein Manager, sondern er ist unser leitender Angestellter. Herr Guardiola ist rein als Trainer bei uns und in keiner anderen Rolle. Wir hatten einen Manager, das war Uli Hoeneß. Wir haben jetzt einen Sportverantwortlichen in Matthias Sammer, der gleichzeitig Sportvorstand ist.

Das haben wir jetzt geklärt. Und bleibt Guardiola oder geht er?

Breitner: Ich habe das nicht zu entscheiden. Aber ich würde mich über eine Vertragsverlängerung sehr freuen. Ich würde mich persönlich freuen. Ich habe zu ihm ein sehr gutes Verhältnis, einen sehr guten Kontakt und ich würde mich natürlich für den FC Bayern freuen. Ja.