Letztes Spiel für "Sky"

Marcel Reif: "Jede Woche Bundesliga ist unvorstellbar"


Fußball-Kommentator Marcel Reif hört nach 17 Jahren bei Bezahlsender "Sky" auf.

Fußball-Kommentator Marcel Reif hört nach 17 Jahren bei Bezahlsender "Sky" auf.

Er wurde in seiner Berufslaufbahn beleidigt, mit Bier beworfen und bedroht. An diesem Samstag kommentiert Fußball-Experte Marcel Reif sein letztes Spiel bei Sky. Für ihn ist das eine Partie wie jede andere.

Er ist einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten Kommentatoren im Fußball. An diesem Samstag macht Marcel Reif nach zuletzt 17 Jahren als Chef-Kommentator beim Pay-TV-Sender Sky Schluss. Das Champions-League-Finale zwischen Real und Atlético Madrid ist sein vorerst letztes Spiel. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur verrät der 66-Jährige, was er künftig auf gar keinen Fall will: zurück in eine Politikredaktion.

Wird das am diesem Samstag ein besonderes Spiel oder eine Partie wie jede andere?
Marcel Reif: Vom Ansatz her wird das erst mal ein Champions-League-Finale, ein großartiges Spiel. Punkt. Ende. Den Rest warte ich mal ab. Das mag ich jetzt noch nicht so an mich ranlassen.

Bei der EM sind Sie für verschiedene Medien im Einsatz. Was passiert danach? Bleiben Sie Kommentator, gehen Sie in Rente, zurück in den Politikjournalismus?
Reif: Nein, ich werde schon bei meinen Leisten bleiben. Ich kann ja jetzt nicht sagen: "Hallo, ich bin wieder da, jetzt mache ich wieder Politik". Da muss man sein Berufsleben schon kontinuierlich führen. Nein, ich schließe momentan gar nichts aus und höre mir viele Dinge an. Ein Buch ist schon vereinbart. Aber jede Woche in ein Bundesligastadion gehen, das kann ich mir nicht mehr vorstellen. Eines weiß ich ganz sicher: Nichts wird passieren, was mir keinen Spaß macht.

Wie stark werden Sie denn Bierduschen, Schmähgesänge und böse Internetkommentare vermissen, die hatten ja zuletzt atemberaubende Dimensionen erreicht.
Reif: Das werde ich sicher nicht vermissen, aber es gehörte zum Glück auch nicht zum Standard. Auf Kommentare im Netz gehe ich nicht ein, weil die meist anonym sind, und dazu habe ich keine Lust. Ich habe an Kommunikation einen viel zu hohen Anspruch. Sie haben sich gerade mit Namen vorgestellt, mich begrüßt und jetzt reden wir miteinander. Für alles andere bin ich zu alt.

ZUR PERSON: Der 1949 in Polen geborene Schweizer begann seine journalistische Laufbahn in der Politikredaktion des ZDF und war für den Sender Korrespondent in London. 1984 wechselte Reif in die Sportredaktion, war jahrelang beim ZDF, bei RTL und dann im Pay-TV tätig. Seine lakonischen Spielkommentare brachten ihm Preise, aber auch den Ruf der Überheblichkeit und den Zorn von Fußballfans ein.