Neuzugang beim TSV 1860

Jugendtrainer erklärt: Tallig entschied sich wegen Köllner für Wechsel


Neuzugang beim TSV 1860: Erik Tallig.

Neuzugang beim TSV 1860: Erik Tallig.

Von Michael Schleicher / Online

Erik Tallig soll Spielmacher Efkan Bekiroglu beim TSV 1860 ersetzen. In der AZ stellt ihn sein früherer Jugendtrainer vor und verrät den Grund für den Wechsel: "Köllner hat sich sehr um ihn bemüht. Das war ausschlaggebend."

München - Er ist ein echter Chemnitzer Junge. Geboren und aufgewachsen in der drittgrößten Stadt Sachsens. Beim örtlichen FC durchlief er sämtliche Jugendmannschaften, bevor er sich bei den Profis ins Rampenlicht spielte - und nun das Abenteuer Sechzig München wagt.

Erik Tallig, 20-jähriger Spielmacher, hat sich in seiner ersten Spielzeit in der Dritten Liga trotz des bitteren Abstiegs mit dem Ost-Klub für höhere Aufgaben empfohlen: 29 Spiele, dabei sechs Tore, zwei Vorlagen und eine Leistungsexplosion.

Jugendtrainer: Das zeichnet Tallig aus

"Er ist ein guter und schlauer Junge, der sich unglaublich entwickelt hat. Ich wünsche ihm alles Gute", erzählt Talligs Jugendtrainer Kay-Uwe Jendrossek der AZ und lobt seinen Schützling, der den Spitznamen "Ede" trägt: "Sportlich ist er über jeden Zweifel erhaben. Ede ist ein Linksbein, der den rechten Fuß auch nicht nur zum Stehen hat. Technisch und taktisch bestens ausgebildet, torgefährlich und sehr ehrgeizig. Er hat Tempo, er hat Spielübersicht. Die Löwen werden viel Freude an ihm haben."

Optisch könnte der schlanke Blondschopf auf den ersten Blick glatt Benjamin Kindsvater ersetzen, auf dem Rasen soll der Youngster den Abgang von Spielmacher Efkan Bekiroglu vergessen machen und die Zentrale der Sechzger mit seinem feinen Füßchen aufwerten. Der "Cheffe-Effe" ist Geschichte in Giesing - jetzt kommt Tallig, der Ede(l)-Löwe.

Trainierte Erik Tallig in der Jugend: Kay-Uwe Jendrossek.

Trainierte Erik Tallig in der Jugend: Kay-Uwe Jendrossek.

Tallig-Transfer: Köllner war der ausschlaggebende Punkt

Interessant: Jendrossek kennt auch den Grund, weshalb sich Tallig für die Blauen und gegen Zweitligist Erzgebirge Aue oder den in die Drittklassigkeit abgestürzten Nachbarklub Dynamo Dresden entschieden hat: "Michael Köllner hat sich sehr um ihn bemüht. Das war der ausschlaggebende Punkt", verrät der Jugendcoach. "Er hat ihn davon überzeugt, dass er ihn voranbringt."

Es passe auch "zur Persönlichkeit von Erik, dass er nicht dorthin geht, wo es das große Geld gibt und ein Berater ein fünfstelliges Gehalt verspricht, sondern einen Klub wählt, wo er sich am besten aufgehoben fühlt und sich sportlich am besten entwickeln kann." Bodenständigkeit, Kampfgeist und Leidenschaft - alles Attribute, die löwen-like sind.

Ein Abenteuer ist es für den 1,78 Meter großen Mittelfeld-Mann alleine deshalb, weil der Sportmanagement-Fernstudent bisher kaum einen Schritt aus Chemnitz machte, wenn er nicht gerade mit seiner Mannschaft zu Auswärtsspielen reiste. Deshalb, so Jendrossek, hat der Wechsel zum TSV viele überrascht.

Kann Tallig in Bekiroglus Fußstapfen treten?

Ob und wie schnell der Chemnitzer bei Sechzig durchstartet, hänge somit auch daran, wie Tallig beim stolzen Traditionsverein mit dem turbulenten Umfeld klarkomme. "Man muss ihn nicht auf Rosen betten, das wäre Quatsch", sagt der jetzige Trainer der Zweitvertretung und einstige Zweitligaspieler der Chemnitzer, "aber das Umfeld wird sicher eine Rolle spielen. Man weiß ja, dass es bei den Löwen nicht leicht ist. Und Ede ist ein ruhiger Typ, der nicht viel redet." Entscheidend werde, dass der Neulöwe "seine Freude am Fußball, seine Unbekümmertheit" behalte.

Wie Tallig tickt, verrät ein Blick ins Chemnitzer Club-TV. "Da war auch Glück dabei, aber Glück verdient man sich", sagt der Offensivspieler zurückhaltend in einem Video über sein Traumtor aus 25 Metern gegen den FC Ingolstadt (1:1). Übrigens: Im Grünwalder Stadion durfte sich Tallig beim sensationellen 4:3 der Sechzger schon einmal eine Prise Löwen-Wahnsinn abholen und verlor mit Chemnitz trotz seines Treffers zum 0:2 in letzter Sekunde. Bald wird "Ede", der Chemnitzer Junge, dort in Heimspielen versuchen, in Bekiroglus Fußstapfen zu treten.

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