AZ-Interview

Hoeneß exklusiv: "Leipzig wird für uns ein schwerer Brocken"


Noch-Präsident des FC Bayern: Uli Hoeneß.

Noch-Präsident des FC Bayern: Uli Hoeneß.

Von André Wagner

Bayern-Präsident Uli Hoeneß spricht exklusiv in der Abendzeitung über Trainerjuwel Julian Nagelsmann, das Duell mit RB Leipzig und den 75. Geburtstag von Günter Netzer: "Einer meiner besten Freunde".

München - Das Team von RB Leipzig sieht Hoeneß in dieser Saison als ernsthaften Rivalen um die Meisterschaft an, wie er gegenüber der AZ erklärt: "Die Leipziger haben eine sehr gute Mannschaft und werden für uns ein sehr schwerer Brocken sein."

AZ: Herr Hoeneß, die Länderspielpause ist vorbei, am Samstag geht's für den FC Bayern nach Leipzig zum Topspiel der Bundesliga gegen RB. Sind Sie schon heiß auf den Kracher?
ULI HOENESS: Ich freue mich auf das Spiel und generell auf die Bundesliga. Es wird Zeit, dass diese ewigen Länderspiele mal vorbei sind. Die Bundesliga hat eine ganz andere Attraktivität als Länderspiele. Man muss wirklich mal darüber nachdenken, ob man in der allerbesten Fußballzeit nicht die Bundesliga durchspielen lassen sollte. Die Länderspiele könnten auch im Januar stattfinden, wenn es kalt ist.

Hoeneß: "Länderspiele könnten auch im Januar stattfinden"

Wie stark schätzen Sie Leipzig denn ein? Ist das Team von Julian Nagelsmann ein Konkurrent beim Kampf um die Meisterschaft?
Ja. Die Leipziger haben eine sehr gute Mannschaft und werden für uns ein sehr schwerer Brocken sein.

Wie sehen Sie die Entwicklung von Nagelsmann, der in der Vergangenheit ja schon öfter mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht worden ist?
Er ist ein guter, junger Trainer - er muss noch älter werden.

Hoeneß: "Nagelsmann ist ein guter, junger Trainer"

Ihr Freund Günter Netzer ist schon ein paar Tage älter geworden - am Samstag wird die deutsche Fußball-Legende 75 Jahre alt. Wie blicken Sie heute auf seine große Karriere?
Der Günter ist einer meiner besten Freunde im Fußball. Er hat eine überragende Karriere gemacht - nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch nachher als Geschäftsmann und riesige Persönlichkeit. Ihm kann man nur das Allerbeste wünschen.

Netzer hat nie für den FC Bayern gespielt - warum eigentlich nicht?
Die Gladbacher haben ja immer eine starke Bindung an ihren Niederrhein gehabt. Als der Günter dann so weit gewesen wäre, hat er ein Angebot von Real Madrid bekommen. Damals war das noch etwas ganz, ganz Besonderes. Deshalb habe ich ihn schon verstanden, dass er zu Real Madrid gegangen ist.

Kongeniales Duo bei der Nationalmannschaft und auch heute noch sehr gute Freunde: Günther Netzer (l.) und Uli Hoeneß.

Kongeniales Duo bei der Nationalmannschaft und auch heute noch sehr gute Freunde: Günther Netzer (l.) und Uli Hoeneß.

Hoeneß: "Netzer wäre ein Fixpunkt bei Bayern geworden"

Bedauern Sie es ein bisschen, dass Sie nie beim FC Bayern mit ihm zusammen gespielt haben?
In der Nationalmannschaft haben wir ja zusammen gespielt, das hat auch viel Spaß gemacht. Der Günter wäre aber natürlich auch für den FC Bayern München ein wunderbarer Fixpunkt geworden.

Dann noch zu einem ernsteren Thema: Am Donnerstag fand die Gedenkveranstaltung zum Tod von Dominik Brunner vor genau zehn Jahren statt. Sie sind großer Unterstützer der Dominik-Brunner-Stiftung und fordern zu mehr Zivilcourage auf. Wie wichtig ist es, an diese mutige Tat von Brunner zu erinnern?
Ich finde es schön, dass die Leute in unserer schnelllebigen Zeit auch zehn Jahre danach noch dazu bereit sind, an Dominik Brunner zu denken und über ihn zu sprechen. Für die Stadt München ist es sehr wichtig, dass sie zu diesem Ereignis steht und dass man diejenigen belohnt mit einer solchen Ehrung, die ihr Leben dafür riskiert haben, Kinder vor großen Problemen zu bewahren. Das ist nicht selbstverständlich.

Gedenkt am Donnerstag Dominik Brunner: Bayern-Präsident Hoeneß.

Gedenkt am Donnerstag Dominik Brunner: Bayern-Präsident Hoeneß.

Hoeneß: "Viele Tropfen ergeben auch einen Eimer Wasser"

Wie viel Herzblut von Ihnen persönlich steckt in der Dominik-Brunner-Stiftung?
Wir versuchen, mit unseren Möglichkeiten zu helfen. Es geht vor allem um Prävention in Schulen, da machen Polizisten darauf aumerksam, wie man sich verhalten soll, wenn zum Beispiel in der S-Bahn etwas passiert. Darüber hinaus haben wir das Dominik-Brunner-Haus in Ramersdorf, in dem sich jeden Tag 100 Kinder aufhalten, bis sie die Eltern am Nachmittag abholen können. Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber viele Tropfen ergeben auch einen Eimer Wasser.

Wie hat sich der Blick auf Zivilcourage denn geändert in den vergangenen zehn Jahren?
Durch den Tod von Dominik Brunner und das Engagement von vielen Menschen hat ein Nachdenken eingesetzt. Und viel Nachdenken sorgt am Ende auch für eine Reaktion.

Lesen Sie auch: Termin für Bayern-Jahreshauptversammlung steht