AZ-Kommentar

Gündogan und Can: Bitte erst denken - und dann klicken!


Ilkay Gündogan und Emre Can wirkten erschrocken über die Welle der Reaktionen.

Ilkay Gündogan und Emre Can wirkten erschrocken über die Welle der Reaktionen.

Von Guido Verstegen / Online

Das sagt Patrick Strasser, der Nationalmannschafts-Reporter der AZ, über verhängnisvolle Klicks.

"Müssen Fußballer schlau sein?" Diese ziemlich berechtigte Frage wurde den Nationalspielern am Freitag im Rahmen einer DFB-Pressekonferenz von einem Kind gestellt.

Zwei Tage später kam eine Teilantwort: ein politischer Fehltritt. Die türkisch-stämmigen Ilkay Gündogan und Emre Can hatten bei Instagram ein Foto des ehemaligen Frankfurt-Profis Cenk Tosun mit einem Like versehen.

Darauf zu sehen: Türkische Nationalspieler beim militärischen Gruß nach Tosuns 1:0-Siegtor gegen Albanien - ein Bezug auf den Krieg der Türkei gegen die Kurden in Nordsyrien. Noch vor Anpfiff zogen beide Profis ihre Sympathie-Bekundungen online zurück.

Die Rechtfertigungen klangen ehrlich, die Klicks hätten nichts mit Politik zu tun, beteuerten beide Profis, seien lediglich ein Dokument der Freundschaft zu Tosun gewesen. Gündogan stellte klar: "Emre und ich sind beide gegen jeglichen Terror und Krieg." Glaubhaft.

Beide wirkten erschrocken über die Welle der Reaktionen. Dennoch hätten sie besser wissen müssen, was ein solcher Like auslösen kann. Denn das Foto mit dem militärischen Salut der türkischen Spieler war alles andere als zweideutig.

Can und Gündogan, die nachweislich gerne für die deutsche Nationalelf spielen, wollten wohl durch einen Impuls-Klick ihren Fans, die ebenfalls türkisch-stämmige Wurzeln haben, gefallen.

Mit ihren Entschuldigungen gestehen sie den oberflächlichen Umgang mit Social Media - generell ein gefährliches Unterfangen - ein. Also: erst denken, dann klicken. Bundestrainer Joachim Löw nahm seine Spieler in Schutz, das muss er.

Der DFB will das Thema mit Can und Gündogan besprechen - oder doch wieder aussitzen wie vor, während und nach der WM, als Mesut Özil und Gündogan für ein Foto mit Erdogan posiert hatten? Das würde nicht zum Profil des neuen DFB-Bosses Fritz Keller passen. Das aktuelle Krisenmanagement in diesem Fall ist eine seiner ersten Herausforderungen.

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