Investoren als Retter?
Fußball-Klubs in Finanznot: Kippt Corona die 50+1-Regel?
24. März 2020, 8:49 Uhr aktualisiert am 24. März 2020, 10:16 Uhr
Fällt nun etwa die "50+1-Regel"? Was sind die weiteren Folgen und Lehren aus der Corona-Krise? Am Dienstag tagt das DFL-Präsidium, die Aussetzung des Spielbetriebs bis Mai ist schon in Vorbereitung.
München - Eine Video-Schaltkonferenz wird es sein - etwas anderes ist in diesen Zeiten ja nicht mehr möglich. Am Dienstag tagt das neunköpfige Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit Geschäftsführer Christian Seifert.
Die nächsten Notfallpläne für die 1. und 2. Bundesliga sind in Vorbereitung, es geht um Spielplan-Szenarien und die Liquiditätssituation der Vereine. Verabschiedet werden sollen sie bei der außerplanmäßigen Mitgliederversammlung der 36 Profiklubs am 31. März. Dass der Spielbetrieb im deutschen Profifußball wegen der Corona-Pandemie deutlich über den 2. April hinaus ausgesetzt wird, ist klar. Doch wie lange? Welche Folgen drohen - und welche Lehren zieht man seitens der DFL aus dieser nie dagewesenen Situation für zukünftige Horrorszenarien? Fragen und Antworten.
Corona-Krise im Fußball: Wie lange wird pausiert?
Wohl bis mindestens bis Ende April, vier zusätzliche Spieltage werden abgesagt. Oder gleich bis Ende Mai? Der 34. Spieltag war für den 16./17. Mai angesetzt. Wenn von den Behörden der Länder überhaupt gestattet, sind nur Geisterspiele ohne Fans in den Stadien denkbar.
Wie gehen die anderen großen Profiligen Europas vor?
Die englische Premier League hat den 1. Juni als mögliches Datum zum Neustart genannt. Der spanische Verband und die Liga richten sich bei der Pause im Land nach den Empfehlungen der Regierung (Ausgangssperre bis zum 11. April). Die Unterbrechung werde so lange dauern, bis staatliche Stellen angeben, dass Fußball ohne gesundheitliche Risiken möglich sei.
Ob sich die 36 Profiklubs hierzulande auch zu solch einer drastischen, aber realistischen Formulierung durchringen können? Eher nennt man ein Datum als Mutmacher für die Klubs im Existenzkampf.
Was machen die TV-Rechteinhaber?
Laut Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry führt Seifert bereits Gespräche mit dem größten Medienrechte-Inhaber Sky, "um verschiedene Szenarien" hinsichtlich der möglichen Spieltagsgestaltung der Rest-Saison durchzuspielen. Sky-Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hatte in der AZ vorgeschlagen, "zum Wohle der Gesellschaft die Bundesliga, wenn das rechtlich und technisch möglich ist, für alle frei empfangbar auszustrahlen".
Welche Maßnahmen kann man vorbereiten?
Bei einem Saisonabbruch steht ein EinnahmeAusfall in Höhe von rund 770 Millionen Euro im Raum und damit zig Vereine vor dem Aus. Gegen die Pleitewelle hilft wohl nur der Verzicht auf Teile des Gehalts von Profis und Managern, wie es bei einigen Klubs bereits praktiziert wird.
Auch ein Solidaritätsfonds, mit dem die finanzstarken Vereine den schwächeren unter die Arme greifen, erscheint immer wahrscheinlicher.
Welche Lehren muss man aus der Corona-Krise ziehen?
"Der Profifußball wird sich dramatisch verändern", prophezeit Geschäftsführer Martin Kind von Zweitligist Hannover 96. Das Milliardengeschäft, dem keine Grenzen gesetzt schienen, dürfte entschlackt werden: Ablösesummen und Spielergehälter werden sinken.
"Eine Salary Cap", eine Obergrenze für die Klubs bei den Spielergehältern, könnte ein Denkmodell sein - die nordamerikanischen Profiligen machen es schon seit langem vor. Die Durchsetzung dürften die finanzstarken Vereine torpedieren, um im internationalen Vergleich weiter Topstars bezahlen zu können. Fällt am Ende sogar die "50+1-Regel", womit Vereine - wie in England, Italien und Spanien praktiziert - Investoren willkommen heißen könnten? SportGeschäftsführer Horst Heldt (1. FC Köln) meinte, "dass es immer sinnvoll ist, in Krisenzeiten das ganze System zu hinterfragen und zu lernen".
Um einen klitzekleinen Nutzen aus der gewaltigen Krise zu ziehen.
Lesen Sie hier: Wie und wo Ultras in der Corona-Krise anpacken