Weltmeister vor Abgang
FC Bayern: Warum Jérôme Boateng München verlässt
30. März 2019, 20:11 Uhr aktualisiert am 30. März 2019, 20:11 Uhr
Jérôme Boateng verlässt den FC Bayern wohl im Sommer. Zieht es ihn zu PSG - oder geht er doch in die USA?
München - Nach dem Spiel ist vor dem Spaß. Zumindest am Samstag kommender Woche, wenn der FC Bayern Meisterschaftsherausforderer Borussia Dortmund in der Allianz Arena empfängt. Danach hat Jérôme Boateng geladen. Ins P1, Motto der Party "Down to earth" - nein, kleiner Scherz, tatsächlich: "Boa X P1".
In der Nobel-Disko wird der Abwehrspieler ab rund drei Stunden nach Abpfiff die neue Ausgabe seines Magazins "Boa" präsentieren. Eingeladen sind "all jene Menschen, die mich unterstützen". Auch seine Mitspieler bei Bayern. Natürlich kann er in seiner Freizeit machen, was er will. Ob die Party-Idee den Bossen gefällt? Boateng muss lediglich zum Auslauftraining am Sonntagmorgen an der Säbener Straße wieder fit sein.
Boateng verlässt den FC Bayern
Mit dem Gastspiel der Bayern diesen Samstag beim SC Freiburg (15.30 Uhr) beginnen die letzten sieben beziehungsweise acht - bei Erreichen des Pokalfinales am 25. Mai - Wochen von Boateng als Bayern-Profi. Trotz seines bis Saisonende 2021 laufenden Vertrages steht sein Abschied in diesem Sommer nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" fest. Nach acht Jahren ist wohl Schluss, der 30-Jährige verlässt die Bayern. Wohin, ist offen.
Der Abschied hatte sich seit Sommer 2018 abgezeichnet. Damals verhandelte Boateng im Anschluss an die total verkorkste WM in Russland mit Paris Saint-Germain, deren neuer Trainer Thomas Tuchel Boateng unbedingt als erfahrenen Innenverteidiger verpflichten wollte. Die Bayern-Verantwortlichen um Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ("Wenn ein Verein kommt und er kundtut, dass er zu diesem Verein wechseln möchte, werden wir uns damit befassen") forcierten den Deal. Am Ende scheiterte der Wechsel im letzten Moment an der merkwürdigen Verhandlungsstrategie der Franzosen. Außerdem plädierte Trainer Niko Kovac dafür, Boateng, einen von nur drei gelernten Innenverteidigern, zu halten.
Sind Boateng und Hummels durch Hernández überzählig?
Doch spätestens nach Ende der Wintervorbereitung im Januar war klar, dass Kovac nicht mehr auf den gebürtigen Berliner zählt. Der Trainer erklärte Niklas Süle (23) zu seiner Nummer eins im Abwehrzentrum, diesen Aufstieg machte Süle nach dem Verzicht von Bundestrainer Joachim Löw auf die Dienste von Boateng und Mats Hummels (30) nun auch in der Nationalelf. Von zwölf Pflichtspielen der Bayern in der Rückrunde stand Boateng nur fünf Mal in der Startelf, spielte in den Champions-League-Duellen mit dem FC Liverpool keine Minute. Hummels dagegen begann neun, Süle zehn Mal.
Mit der Verpflichtung von 80-Millionen-Euro-Ablöse-Rekordmann Lucas Hernández (23) von Atlético Madrid ist Boateng überzählig, auch Hummels, wie Boateng 2014 Weltmeister, steht nun auf der Kippe. Dass die Bayern laut Spaniens Sporttageszeitung "El Mundo Deportivo" auch Ajax-Supertalent Mathijs de Ligt (19) verpflichten, ist höchst unrealistisch. Der Holländer tendiert trotz einem angeblich höher dotierten Angebots aus München zum FC Barcelona.
Zieht es Boateng in die USA?
Und wohin verschlägt es Boateng? Im zweiten Anlauf zu PSG, dem von Katar finanzierten Abo-Meister in Frankreich? Auch ein Wechsel in die US-Liga Major League Soccer ist denkbar. Schließlich wird Staaten-Fan Boateng von US-Rapper und Musikproduzent Jay Z (18-facher Grammy-Preisträger) vermarktet, über das Label "Roc Nation Sports". Die Firma von Jay Z hat auch Künstler wie Rihanna oder Shakira sowie US-amerikanische Sportler unter Vertrag.
Boateng, der jedes Jahr in der Sommer- wie Winterpause seinen Urlaub am liebsten in den USA verbringt, sagte zu einem möglichen Engagement in der MLS einmal: "Auf jeden Fall ist das eine Option. Wenn nicht, kann ich mir vorstellen, nach dem Fußball meinen zweiten Wohnsitz in den Staaten einzurichten, zumindest für die Wintermonate."
Einziges Problem: Die Saison geht nach dem Kalenderjahr, beginnt im März. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Boa.
Lesen Sie hier: Die French Connection des FC Bayern