"Ich bin total motiviert"

FC Bayern: Trainer-Diskussion - jetzt spricht Niko Kovac!


Trainer des FC Bayern: Niko Kovac

Trainer des FC Bayern: Niko Kovac

Von Bernhard Lackner

Trotz aller Diskussionen um seine Zukunft will Niko Kovac seinen Vertrag beim FC Bayern erfüllen. "Ich habe nie aufgegeben in meinem Leben. Das wird es auch nie geben", sagte der Trainer des Rekordmeisters am Donnerstag.

München - Ottmar Hitzfeld, der legendäre Bayern-Coach, hat einmal gesagt: Ein Jahr in München zu trainieren, komme ein paar "normalen" Lebensjahren gleich. Niko Kovac war 46 als er im vergangenen Juli an der Säbener Straße anfing. Nach diesen zehneinhalb Monaten: Wie alt er sich wohl fühlt? Stand jetzt? "Mir geht's gut. Ich glaube, dass ich ganz normal ausschaue", sagte Kovac am Donnerstag auf seine aktuelle Verfassung angesprochen, "ich bin total motiviert."

50 Stunden vor dem Anpfiff des letzten Spieltags, bevor Kovacs Bayern als Tabellenführer und Serienmeister die Frankfurter Eintracht empfängt und Meister werden kann, stellte sich der Kroate auf seiner letzten Pressekonferenz in München - für diese Saison. Oder auch nicht. Wer weiß das schon?

Rummenigge verweigert Kovac Jobgarantie

Dass er aktuell Druck verspüre, verneint Kovac und verweist bei jeder Gelegenheit auf den Abstiegskampf 2016, als er die Frankfurter erst in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg rettete. Das sei "unmenschlich" gewesen, "sehr extrem". Also kein Vergleich zu seinem Premierenjahr in München. Nein, nein. "Es war sehr lehrreich, sehr aufschlussreich", gab Kovac zu und holte weit aus: "Ich habe viel mitbekommen und gelernt, wie schwierig es ist, Mensch zu bleiben. Der Mensch ist schon eine sehr schwierige Spezies."

Und zwar? "Dass wir, wenn wir miteinander reden, immer eine gewisse Ebene haben müssen und die nie unterschritten werden darf." Adressaten seiner Gedanken nannte er nicht, attackierte auch nicht die Medien. Kovac blieb im Unklaren, auch als er fortfuhr und einen Reporter ansprach: "Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn ich Ihnen eine kleben würde, hätten sie kurz Schmerzen. Aber der seelische Schmerz bleibt. Das tut viel mehr weh, das geht nicht weg. Das vergessen wir zu schnell. Deshalb gibt es in der heutigen Zeit so viel Depressionen, so viele Krankheiten. Wir müssen mehr den Menschen sehen. Nicht immer nur drüberfahren und draufhauen."

Wen oder was meint er? Die ziemlich unterkühlte Behandlung durch die Klub-Chefs, insbesondere Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, der ihm eine Jobgarantie verweigerte und mantra-artig daran erinnerte, dass bei Bayern jeder verpflichtet sei, Leistung zu bringen? Er wäre kein "Moralapostel", versicherte Kovac. "Ich bin so, ich bin so erzogen worden. Ich habe immer gesagt: So wie ich jemanden behandle, möchte ich auch behandelt werden. Wir müssen lernen, dass unsere Welt besser werden muss. Wir müssen den Mitmenschen sehen, mehr Empathie an den Tag legen. Man kann kritisch sein, das ist alles okay, aber alles muss ein gewisses Niveau haben."

FC Bayern: Für Niko Kovac geht es um seinen Job

Ach ja, das Fernduell mit dem BVB um den Titel war auch noch Thema. Kovac hat mehr zu verlieren als Titel-Konkurrent Lucien Favre und seine Dortmunder: Zwei Punkte Vorsprung, zuvor schon vier, am Ende gar die erste Nicht-Meisterschaft der Bayern seit 2012. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als: seinen Job. "Wir sind in einer komfortablen Situation: Wir können es selbst entscheiden", so Kovac. Und wenn es nicht klappt? Will er, der aktuell zwischen die Fronten der Eitelkeiten der Bosse Uli Hoeneß und Rummenigge geraten ist, überhaupt weitermachen? "Ich habe einen Vertrag, der nach dem Sommer noch zwei Jahre gilt. Den möchte ich erfüllen. Ich freue mich auf die Aufgabe." Kovac sagte: Ich möchte - nicht: ich werde.

"Glauben sie mir, ich bin total unabhängig. Ich mache den Job sehr gerne, aus Freude. Das Geld ist nicht das primäre Ziel. Was kommt, kommt." Fast schon fatalistisch. Dass Kovac am Saisonende von selbst hinwirft, egal mit wie vielen Titeln dekoriert: nicht ausgeschlossen.

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