"Müssen den Gegner killen"
FC Bayern nach Niederlage gegen Bayer Leverkusen selbstkritisch
3. Februar 2019, 10:49 Uhr aktualisiert am 3. Februar 2019, 10:49 Uhr
Nach der überraschenden Niederlage bei Bayer Leverkusen herrschte Ratlosigkeit beim FC Bayern: Statt näher an Tabellenführer Borussia Dortmund heranzurücken, wuchs der Rückstand auf sieben Zähler an. Die Münchner gaben sich nach dem Spiel entsprechend selbstkritisch.
Leverkusen - Trainer Niko Kovac prangerte die fehlende Kompaktheit an, Sportdirektor Hasan Salihamidzic monierte die Einstellung der Mannschaft - und auch die Spieler sparten nicht mit Selbstkritik: Nach dem bitteren 1:3 (1:0) des FC Bayern bei Bayer Leverkusen herrschte Ratlosigkeit beim deutschen Rekordmeister - und der Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund wuchs auf sieben Zähler an.
"Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen, das haben wir nicht gut gemacht", kritisierte Salihamidzic, und Kovac meinte: "Wir müssen den Laden hinten zumachen. Jeder weiß, dass die Meisterschaften hinten entschieden werden. Vorne werden nur die Spiele gewonnen."
Kimmich: "Zeigen zu selten, wie gut wir eigentlich sind"
Das gelang aber nicht. Zum einen, weil es die Bayern nach der Führung durch Leon Goretzka (41.) zu langsam angehen ließen - und, weil sie den entschlossenen Leverkusenern kaum noch etwas entgegensetzen konnten. Zunächst verwandelte Leon Bailey (53.) einen Freistoß sehenswert und ließ Sven Ulreich, der den an der Hand verletzten Nationaltorhüter Manuel Neuer vertrat, keine Chance. Dann sorgten Kevin Volland (63.) und Lucas Alario (87., nach Videobeweis) für den Sieg der Werkself.
"Es ist schwierig, aus einer Niederlage etwas Gutes mitzunehmen. Wir müssen den Gegner auch einfach killen", sagte Joshua Kimmich: "Wir schaffen es nicht, die Führung über die Zeit zu bringen. Wir wissen, dass wir es dominanter können - die Qualität ist da, aber wir können zu selten zeigen, wie gut wir eigentlich sind."
Für Kovac liegt das Hauptproblem in der Defensivarbeit der gesamten Mannschaft. "Man kann das nicht nur auf die Abwehr abwälzen. Wir müssen das Zentrum verdichten, aber das ist uns in der zweiten Halbzeit nicht gelungen", sagte der Coach: "Wir waren zu fahrlässig und haben gedacht, 'das werden die Jungs hinten schon meistern'. Nein, wenn wir so kompakt gespielt hätten wie in der ersten Halbzeit, hätte Leverkusen sicher nicht das Spiel spielen können, das sie spielen wollen."
Vor allem aber vergaben die Münchner die große Chance, den Rückstand auf den Tabellenführer Dortmund, der sich mit einem 1:1 bei Eintracht Frankfurt begnügen musste, zu verkürzen. Entschieden sei die Meisterschaft trotzdem noch nicht, sagte Salihamidzic und rechnete vor: "Es sind noch 14 Spiele, 42 Punkte zu holen."
Neuer-Verletzung: Salihamidzic blafft Journalisten an
Womöglich hätten die Bayern den Rückstand schon am Samstag verkürzen können, doch nach Videobeweis pfiff Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) das 2:0 durch Robert Lewandowski (45.+2) zurück. Der Pole stand dabei "zwei, drei Zentimeter" im Abseits, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge der "Bild am Sonntag": "Das ist dann einfach Pech für uns." (Lesen Sie auch: Videobeweis schockt die Bayern)
Pech war auch, dass Nationalkeeper Neuer kurzfristig ausfiel. Salihamidzic und auch Trainer Kovac wollten sich zum Gesundheitszustand des 32-Jährigen nicht klar äußern. Welcher Art die Verletzung denn sei, wollte ein Journalist wissen. "Ich weiß es, aber ich verrate es nicht", blaffte Salihamidzic zurück.
Ob Neuer im Pokal-Achtelfinale am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD, Sky und im AZ-Liveticker) bei Hertha BSC wieder dabei ist, blieb daher zunächst offen. Für Thomas Müller ist die Sache dagegen klar. "Wenn die Ärzte sagen, dass Manu nicht fit ist, dann ist Ulle unser Ansprechpartner, was die Torhüterposition betrifft." Zumindest dieses Bayern-Problem scheint also schnell gelöst.