Champions League in Lissabon

FC Bayern: Kimmichs Lahm-Problem könnte Bayerns Trumpf werden


Joshua Kimmich vom FC Bayern.

Joshua Kimmich vom FC Bayern.

Von Julian Huter

Am liebsten spielt Joshua Kimmich beim FC Bayern im Mittelfeld. Doch in der Champions League muss er erstmal den verletzten Benjamin Pavard als Rechtsverteidiger vertreten. Kimmich hat ein ähnliches Problem wie einst Philipp Lahm - für die Bayern könnte das zum Vorteil werden.

München - 13. Juli 2014: Philipp Lahm strahlt. Mit einem breiten Grinsen nimmt der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft den WM-Pokal entgegen und reckt ihn in den Nachthimmel von Rio de Janeiro. Ein passendes Bild - nicht nur, weil Lahm als Anführer der DFB-Elf vorangegangen war, sondern weil er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und persönliche Eitelkeiten hinten angestellt hatte.

Nach Jahren hatte sich Bundestrainer Joachim Löw dazu durchgerungen, Lahm auf seiner persönlichen Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld aufzubieten. Dann fiel der etatmäßige Rechtsverteidiger Shkodran Mustafi aus und Lahm wurde zurück auf die Rechtsverteidiger-Position beordert. Das Bayern-Eigengewächs beklagte sich nicht, spielte ein hervorragendes Turnier und wurde mit dem goldenen Pokal belohnt.

Kimmich vertritt Pavard gegen Marseille

Auch Joshua Kimmich bekam in dieser Spielzeit seinen Wunsch erfüllt und wurde zum Stamm-Sechser der Bayern. Trainer Hansi Flick betonte immer wieder, dass der 25-Jährige bei ihm im Mittelfeld gesetzt sei. Doch als der eigentliche Rechtsverteidiger Benjamin Pavard mit einer Blessur aus dem Training ausfiel, zögerte Flick nicht lange. Im Testspiel gegen Olympique Marseille war Kimmich plötzlich wieder Rechtsverteidiger - und der gebürtige Schwabe machte seine Sache gut.

Überzeugte als Rechtsverteidiger: Joshua Kimmich.

Überzeugte als Rechtsverteidiger: Joshua Kimmich.

Da Flick Kimmich dem von Real Madrid ausgeliehen Álvaro Odriozola vorgezogen hatte, dürfte der deutsche Nationalspieler diese Rolle auch am Samstag gegen Chelsea spielen. Kimmich hat ein ähnliches Problem - zumindest für ihn persönlich - wie einst Lahm. Der 25-Jährige ist ein guter Sechser, doch auf der Rechtsverteidiger-Position hat sein Trainer aktuell einfach keine bessere Alternative.

FC Bayern: Pavards Rückkehr noch ungewiss

Vielleicht muss Kimmich seine weniger geliebte Position sogar noch länger ausfüllen. Die Bayern machten keine genauen Angaben über Pavards Ausfallzeit. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge gab sich optimistisch, dass der Franzose bis zu einem möglichen Viertelfinale zurückkehren könnte - "Sky" berichtete allerdings, Pavard werde rund drei Wochen ausfallen.

Ein Rechtsverteidiger Kimmich könnte für die Bayern beim Finalturnier in Lissabon sogar vorteilhaft sein. Selbst wenn Pavard rechtzeitig für das Viertel- oder Halbfinale fit wird, fehlt ihm die Matchpraxis. Den Franzosen nach einer mehrwöchigen Pause direkt in einem K.o-Spiel zu bringen scheint riskant. Zudem spielte Pavard zwar eine gute Debütsaison, allerdings könnte man argumentieren, dass Kimmich der bessere Rechtsverteidiger ist.

Geht Kimmich in die Abwehr, rückt Thiago in die Startelf

Im Testspiel gegen Marseille kamen von der rechten Seite merklich mehr offensive Impulse von rechts. Pavard registrierte in dieser Spielzeit in 37 Einsätzen als Rechtsverteidiger zehn Torbeteiligungen - macht rund 0,27 pro Spiel. Kimmich kam in der Vorsaison in 48 Spielen auf 21 Torbeteiligungen - rund 0,44 pro Partie.

Wechselt Kimmich in die Abwehr, würde zudem ein Stammplatz für Thiago frei werden. Der Spanier wurde gegen Saisonende durch eine Verletzung zurückgeworfen, doch zuvor zeigte er sich in Topform. Gegen Marseille harmonierte er prächtig mit Leon Goretzka.

Thiago (l) und Joshua Kimmich.

Thiago (l) und Joshua Kimmich.

Kimmich wird sich in den Dienst der Mannschaft stellen, selbst wenn er dafür auf seine Lieblingsposition verzichten muss. Und wer weiß - vielleicht wird er genau wie Lahm am Ende mit einer Trophäe belohnt.

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