"Wir wollen keine Sonderrolle, aber..."

FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge verteidigt Bundesliga-Pläne


Vorstandsboss des FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge.

Vorstandsboss des FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge.

Von Bernhard Lackner

Der Fußball als Kitt der Gesellschaft, aber auch in der Bringschuld und zu neuer Demut verpflichtet: Karl-Heinz Rummenigge hat sich vor wegweisenden Wochen für die Bundesliga ausführlich geäußert - und geht dabei vor allem auf die Kritiker zu.

München - Vor den wegweisenden Wochen im deutschen Profifußball hat Karl-Heinz Rummenigge die Rolle des Vermittlers eingenommen und Kritikern an einer geplanten Fortführung des Bundesligabetriebs kurz- und langfristige Demut versprochen. Dazu gehören neben einem verantwortungsvollen Umgang mit der Pandemie auch finanzielle Korrekturen in der Zukunft.

"Wir haben die wahrscheinlich größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, und es ist klar, dass in dem emotionalen Thema Fußball teils konträre und polarisierende Meinungen kundgetan werden", sagte er dem "Münchner Merkur" in der Donnerstagsausgabe. Der Fußball aber "kann eine wichtige Signalwirkung haben". Ein Schritt zurück zur Normalität in einer so zuvor kaum gekannten Zeit.

Sonderrolle für den Fußball? Rummenigge versteht Kritik

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte bereits ein umfassendes Sicherheitskonzept vorgelegt, die Politik gab mehr oder weniger Grünes Licht. Nur die formelle Entscheidung und der exakte Termin für die Wiederaufnahme des seit Mitte März unterbrochenen Spielbetriebs stehen noch aus. Kritiker sehen eine Bevorzugung des Fußballs gegenüber anderen gesellschaftlichen Bereichen. Ein Argument, für das Rummenigge Verständnis aufbringt.

"Uns war von Anfang an klar, als wir uns entschlossen haben, das Konzept auszuarbeiten mit Politikern und Medizinern, dass es dafür nicht nur Beifall gibt. Die eine oder andere Kritik muss der Fußball aushalten. Wir müssen unsere Kritiker überzeugen, dass der Fußball das Thema Coronavirus seriös angeht", sagte er und nahm die gesamte Liga in die Pflicht. Zudem versprach er: "Wir wollen und werden unserer Verantwortung gerecht werden."

Gleichzeitig bat Rummenigge um Verständnis: "Wir wollen keine Sonderrolle, aber der Profi-Fußball ist ein Beruf - und wir möchten gewährleisten, dass dieser Beruf unter Einhaltung bestimmter Vorschriften wieder ausgeführt werden kann."

Rummenigge: Corona-Krise wird den Fußball verändern

Rummenigge ist aber auch klar, dass der Fußball dringende Veränderungen braucht. Immer weiter steigende Gehälter und Ablösesummen, ein Gebaren fernab jeglicher Vernunft und Realität? Das kann und darf es nach Meinung des früheren Europameisters nicht mehr geben. "Wenn diese Krise vorbei ist, sind wir verpflichtet, uns damit seriös auseinanderzusetzen, dass man gewisse Dinge mit Augenmaß wieder zurückdreht", sagte Rummenigge.

Besonders das Thema Gehaltsobergrenze ist für ihn interessant, dies sei mit dem europäischen Wettbewerbsrecht aber "nicht in Einklang zu bringen", sagte der 64-Jährige. Die aktuelle Situation rund um die Corona-Pandemie könne aber automatisch zu einer Veränderung führen, weil alle Klubs betroffen sind. "Kein Klub hat Interesse daran, dass jedes Jahr die Ablösesummen und Gehälter nach oben gehen. Wir wollen mit Augenmaß fahren. Jede Krise birgt auch die Chance", sagte Rummenigge. Der Fußball muss zeigen, dass dies keine leeren Worte sind.