Angriff auf die Medien
FC Bayern: Im Vergleich zum Frühjahr - Hoeneß verstrickt sich in Widersprüche
21. Oktober 2019, 17:40 Uhr aktualisiert am 21. Oktober 2019, 17:40 Uhr
Uli Hoeneß teilt vor dem Champions-League-Spiel des FC Bayern München bei Olympiakos Piräus unerwartet scharf aus. Eine Krise will er nicht erkennen, wohl aber Unsitten der Medien. Dabei verliert sich der Bayern-Präsident allerdings in Widersprüchen.
Hasan Salihamidzic stand vor der Bayern-Wand am Flughafen, die Reporter drängelten sich und erwarteten vom Sportdirektor des FC Bayern, dass er jetzt wortreich darlegt, wie die Münchner auf den Kreuzbandriss von Niklas Süle zu reagieren gedenken. Der Verteidiger versäumt wohl den Rest der Saison, Salihamidzic umkurvte die Frage nach möglichen Verpflichtungen im Salihamidzic-Style: "Wie immer, der FC Bayern lässt sich alles offen."
Dann bog Uli Hoeneß ums Eck und sagte etwas im Uli-Hoeneß-Style: "Wir holen niemanden."Mit Hoeneß hatte niemand so wirklich gerechnet, zumal der redegewaltige Karl-Heinz Rummenigge nichts sagen mochte ("Ich habe ein Schweigegelübde") vor dem Abflug zum Champions-League-Gruppenspiel bei Olympiakos Piräus.
Am Samstag, nach dem 2:2 in der Bundesliga beim FC Augsburg, hatten sich Präsident und Vorstandschef noch geschlossen Kommentaren verweigert, statt Mündern sprachen Gesichter, das ist bei Bayern selten ein gutes Zeichen. Die Herbstkrise von 2018 droht sich zu reproduzieren - diesen Eindruck teilen viele, die nicht Hoeneß heißen.
Uli Hoeneß: "Man hat uns reingehetzt in teure Transfers"
"Auf so einen Käse gibt's keine Antwort", zeterte der 67-Jährige am Montagmorgen, plötzlich war er angefixt vom Medienrauschen, ein bekannter Reflex. "Wir sind einen Punkt hinter dem Ersten. Wollen Sie uns eine Krise einreden?" Hoeneß' Zündschur fiel kurz aus, auffällig aber war, dass er sich in einigen Widersprüchen verlor.
Hoeneß heute: "Vor Monaten hat man uns reingehetzt in teure Transfers." Hoeneß im Frühjahr: "Wir sind gerade dabei, unsere Mannschaft zu verjüngen. Das ist das größte Investitionsprogramm, das der FC Bayern je hatte." Sein Wenn-Sie-wüssten-was-wir-schon-alles-sicher-haben-Aphorismus ist ohnehin längst legendär. Zurück in der Gegenwart, am Flughafen, kritisierte Hoeneß die Reporter, weil sie Trainer Niko Kovac die Aufstellung aufoktroyieren würden. Stichwort Thomas Müller.
"Dann kommt der Coutinho, und dann heißt es: Warum spielt der Müller nicht? Es war doch klar, wenn der kommt, dass es für den Thomas schwierig wird", meinte Hoeneß. "Bei Euch wird jede Woche die Geschichte weitergemacht. Man zwingt den Trainer, ihn (Müller) aufzustellen. Das ist einfach eine Schweinerei."
Thomas Müller? "Ach, das kann er doch nicht so gut"
Zwei Sätze später empfahl Hoeneß dem Trainer Kovac lieber selbst eine passende Aufstellung. Nach Süles Verletzung würde sich "die Abwehrproblematik demnächst erledigen, wenn Javi Martínez auf der Sechs spielt. Dann bekommen wir in Zukunft eh wenig Gegentore." Allerdings hatte Martínez auch in Augsburg auf dem Platz gestanden; Bayern kassierte Treffer zu unmöglichen Zeitpunkten, in der ersten und letzten Minute.
Zur Causa Müller brachte Hoeneß übrigens eigene Zusammenhänge an: "Der Thomas kann auf der Position von Coutinho spielen. Wunderbar, dann kann der Coutinho nicht spielen." Den Einwand, wonach Müller ja neben Coutinho auf dem Flügel einsetzbar wäre, ließ Hoeneß nicht gelten: "Ach, das kann er doch nicht so gut, das weiß doch jeder. Das mag er doch auch nicht."
Und dann, schließlich, bestieg er die Maschine gen Griechenland.
Dieser Artikel wurde zuvor bei unserem Kooperationspartner "FOCUS Online" veröffentlicht.