Trotz Sonderlob von Flick

FC Bayern: David Alaba ist noch immer nicht richtig angekommen


David Alaba ist beim FC Bayern gesetzt - allerdings nicht auf seiner Wunschposition.

David Alaba ist beim FC Bayern gesetzt - allerdings nicht auf seiner Wunschposition.

Von Bernhard Lackner

Seit seiner Versetzung ins Abwehrzentrum ist David Alaba endgültig einer der bestimmenden Spieler im System des FC Bayern. Auf seiner Paradeposition ist der Österreicher aber noch immer nicht angekommen - auch nach zehn Jahren im Profi-Geschäft.

München - Sie sind schon eine eigenartige Angelegenheit, diese Geisterspiele. In den Strafenkatalogen der Verbände werden Spiele unter Ausschluss von Zuschauern stets als eine der schärfsten Sanktionen für Fans und Vereine geführt. In normalen Zeiten mag das auch gelten, doch was ist in diesen Wochen schon normal?

So ergibt es sich, dass sich die sonst so ungeliebten Geisterspiele in der Bundesliga plötzlich doch großer Beliebtheit erfreuen. Der übertragende Sender "Sky" erreichte an den beiden Spieltagen nach der Corona-Pause Rekordquoten, auch die teils polemisch geführte Debatte um eine Sonderrolle des Fußballs ebbt immer mehr ab.

Und wer sich darauf einlässt, der kann tatsächlich etwas Faszinierendes in der Stille der Stadien finden. Selten zuvor wurde einem die Hierarchie innerhalb der Mannschaften derart vor Augen geführt wie in diesen Wochen. Freilich, dass es Führungsspieler gibt, wusste man vorher auch. Was das genau bedeutet, zeigt sich vor allem in diesen Wochen, wenn die Kommandos der Akteure im weiten Rund widerhallen.

David Alaba hat sich zum Lautsprecher entwickelt

Als einer der lautesten hat sich beim FC Bayern zuletzt David Alaba herauskristallisiert. Der Österreicher befindet sich seit Monaten in absoluter Topform und hat sich nach seiner Versetzung ins Abwehrzentrum zum Chef in der Defensive des Rekordmeisters gemausert. Der einstige Lausbub ist längst ein verlässlicher Boss.

Auch Trainer Hansi Flick bescheinigt dem Österreicher eine sehr gute Entwicklung, nach dem 5:2-Sieg der Bayern gegen Eintracht Frankfurt am Wochenende gab es sogar ein Sonderlob. "Er hat bei Ballbesitz die Qualität und das Auge für den Raum und den Spieler. Genauso in der Defensive - wie er organisiert, die Linie hält, Druck ausübt, die Mitspieler mit Kommandos steuert", schwärmte Flick.

So wurde David Alaba zum Linksverteidiger

Zehn Jahre ist das Debüt des heute 27-Jährigen mittlerweile her, Alaba wurde seinerzeit noch als zentraler Mittelfeldspieler geführt. An der damaligen Doppel-Sechs mit Mark van Bommel und Bastian Schweinsteiger gab es jedoch kein Vorbeikommen, weshalb der Jungspund vom damaligen Trainer Louis van Gaal kurzerhand zum Linksverteidiger umgeschult wurde. In den Jahren darauf entwickelte sich der Österreicher zu einem der weltweit besten Spieler auf der linken Außenbahn - auch beim FC Bayern war er stets gesetzt.

Am 10. Februar 2010 feierte David Alaba im DFB Pokal gegen Greuther Fürth sein Profidebüt für den FC Bayern.

Am 10. Februar 2010 feierte David Alaba im DFB Pokal gegen Greuther Fürth sein Profidebüt für den FC Bayern.

Tatsächlich machte der gebürtige Wiener aber nie einen Hehl daraus, dass er am liebsten im zentralen Mittelfeld spielen würde. Während er in der Nationalmannschaft seit Jahren im Mittelfeld aufläuft, blieb Alaba der Weg zu seiner Paradeposition im Verein bis heute verwehrt. "Ich habe schon noch einen offensiven Drang in mir und möchte nach vorne kommen", sagte der Österreicher vor einigen Wochen über seine Rolle in der Defensive. Ausleben wird er diesen Drang vorerst nicht können.

Bei Flick ist Alaba in der Innenverteidigung gesetzt

Dass Joshua Kimmich - ebenfalls gelernter Mittelfeldspieler, der bei den Bayern zum Außenverteidiger umgeschult worden war, im Herbst auf seine Wunschposition versetzt wurde, soll beim 27-Jährigen deshalb für Unmut gesorgt haben. Wie die "SportBild" zuletzt berichtete, stocken auch deshalb die Verhandlungen über eine Verlängerung seines 2021 auslaufenden Vertrags.

Trainer Hansi Flick ist sich der Situation bewusst, für ihn ist Alaba in der Innenverteidigung aber vorerst gesetzt. "Ich weiß, dass er mit anderen Positionen liebäugelt, aber es ist schon so, dass er auf dieser Position ein Maßstab ist", erklärte der Bayern-Coach jüngst: "Er führt die Mannschaft und gibt Kommandos. Das bekommt man in der Stille des Stadions von außen noch mehr mit."