"Das gewisse Etwas"

FC Bayern: Das macht Leon Goretzka so stark wie nie


Artistisch und erfolgreich: Leon Goretzka trifft gegen Ex-Klub Schalke per Seitfallzieher, dann jubelt er vor der Gästekurve.

Artistisch und erfolgreich: Leon Goretzka trifft gegen Ex-Klub Schalke per Seitfallzieher, dann jubelt er vor der Gästekurve.

Von Julian Huter

Mit einem Tor, einer Vorlage und einer insgesamt herausragenden Leistung ist Leon Goretzka der Matchwinner des FC Bayern gegen den FC Schalke 04. Seinen Jubel vor der Gästekurve verteidigt er: "Ein bisschen scheinheilig"

München - Der Gedanke an die alte Liebe spielte im Moment des großen Glücks keine Rolle für Leon Goretzka. Nach seinem Kunsttor zum 3:0 beim 5:0-Erfolg der Bayern gegen Ex-Klub Schalke, einem hübschen Seitfallzieher aus zehn Metern, hatte Goretzka nur eines im Kopf: jubeln!

Dass er dabei auf seinen Knien genau vor der Schalke-Kurve über den Rasen rutschte, "war nicht geplant", wie der 24-Jährige später in den Katakomben sagte - mit bunter Sushi-Box als Belohnung in der Hand: "Ich bin aber eigentlich kein Fan davon, wenn man seinen Jubel unterdrückt. Ich empfinde das immer ein bisschen als scheinheilig. Wenn man ein Tor schießt, sollte man sich auch darüber freuen. Ich hoffe, dass das auf Schalker Seite nicht als respektlos empfunden wurde. Das sollte es auf keinen Fall sein."

Goretzka gibt dem FC Bayern das "gewisse Etwas"

Ehrliche, aufrichtige Worte Goretzkas, der gegen Schalke nicht nur wegen seines Tores herausragte. Thomas Müllers Treffer zum 2:0 legte er per Kopf und mit viel Übersicht vor. Müller war deshalb auch in erster Linie von Goretzkas Assists begeistert. "Das habe ich schon mal gesehen", sagte Müller auf AZ-Nachfrage zum akrobatischen Tor des Kollegen: "Ich fand seine Vorlage zu mir deutlich ansprechender. Das andere ist ja eine Hit-and-hope-Situation." Schießen und hoffen - gegen Schalke klappte es, wie so vieles in Goalretzkas Spiel. "Ich wusste ehrlicherweise gar nicht so recht, wohin mit dem Ball - im Zweifel dann halt einfach ins Tor", sagte Bayerns Matchwinner mit einem Schmunzeln.

Es war ein rundum gelungener Auftritt, denn auch in der Defensive half Goretzka fleißig mit, vorne feuerte er insgesamt fünf Torschüsse ab. "Er hat der Mannschaft das gewisse Etwas gegeben und Verantwortung übernommen", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Vielleicht war es sogar die beste Leistung in Goretzkas Bayern-Historie, die seit 2018 andauert.

Leon Goretzka ist unter Hansi Flick gesetzt

Nicht immer war der Mittelfeld-Allrounder in dieser Zeit als Stammspieler gesetzt, doch unter Trainer Hansi Flick hat er seinen Platz sicher. "Er hat in einer schwierigen Situation übernommen und relativ schnell ein Klima geschaffen, in dem wir uns wohlfühlen. Und er hat an der einen oder anderen Schraube gedreht, was die taktischen Dinge angeht", sagte Goretzka über Flick.

Leon Goretzka bejubelt seinen Treffer vor der Schalker Kurve

Leon Goretzka bejubelt seinen Treffer vor der Schalker Kurve

Zum Beispiel scheint der Coach ein funktionierendes Mittelfeld-Dreieck gefunden zu haben mit Goretzka, Joshua Kimmich und Thiago. Der Spanier spielte ebenfalls sehr stark, nach seinem Treffer in Berlin erzielte Thiago erneut ein Tor. Auf der Sechserposition sicherte Kimmich souverän ab, ordnete das Spiel. Ein Trio mit Zukunft. Verlierer sind aktuell Corentin Tolisso und Philippe Coutinho, die beide gegen Schalke nur eingewechselt wurden.

Salihamidzic sieht keinen Bedarf für weitere Transfers

Neuzugang Alvaro Odriozola saß übrigens 90 Minuten auf der Bank. Weitere Transfers im Winter wird es wohl nicht geben bei Bayern. "Wenn man sieht, wie sich die Situation im Kader entwickelt hat, hat der Trainer wieder Optionen", sagte Salihamidzic mit Blick auf das Ende der Transferfrist am kommenden Freitag. "Ich sehe das sehr gelassen."

Nicht so gelassen sahen manche Schalker Goretzkas Jubel. Im Stadion gab es Pfiffe aus der Fankurve, in den Sozialen Netzwerken wurde Goretzka zum Teil übel beschimpft. Der Vorwurf: Respektlosigkeit. Dabei muss sich Goretzka selbst seit Jahren mit respektlosen Attacken aus Gelsenkirchen auseinandersetzen. "Jeder weiß, dass ich fünf schöne Jahre auf Schalke hatte", sagte der gebürtige Bochumer und versuchte, zu beschwichtigen. Dem Bayern-Star war absolut nichts vorzuwerfen.

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