Meisterschaft am Dienstag?

Eine Hürde bleibt den müden Bayern-Kriegern noch


Die Entscheidung gegen Gladbach: Leon Goretzka (r.) trifft nach Pass von Benjamin Pavard zum 2:1, Gladbach-Keeper Yann Sommer ist chancenlos.

Die Entscheidung gegen Gladbach: Leon Goretzka (r.) trifft nach Pass von Benjamin Pavard zum 2:1, Gladbach-Keeper Yann Sommer ist chancenlos.

Von Johanna Schmeller

Der FC Bayern erkämpft sich einen 2:1-Sieg gegen Gladbach und können schon am Dienstag Meister werden. "Die Power-Saison steckt uns in den Knochen", sagt Trainer Hansi Flick. Ein Duo macht Hoffnung.

München - Mit einem letzten Kraftakt stürmte Leon Goretzka in dieser 86. Minute in den Strafraum, er spitzelte den Ball zum 2:1-Sieg gegen Gladbach ins Tor, jubelte mit Vorlagengeber Benjamin Pavard - und formulierte dann auch gleich eine Meisteransage: "Wir wollen in Bremen gewinnen und dort das Ding nach Hause fahren!"

Flick: "Big Points" gegen Gladbach

Dienstag. 20.30 Uhr. Bremer Weserstadion. Der erste Matchball für die Münchner auf dem Weg zum achten Titel in Folge, dem 30. insgesamt. Bei einem wiedererstarkten Werder-Team, das sich durch den 5:1-Erfolg in Paderborn Selbstvertrauen holte. Ihr größter Gegner dürften aber die Bayern selbst sein, genauer: ihre strapazierten Körper. "Die Power-Saison steckt uns in den Knochen", sagte Trainer Hansi Flick über seine müden Krieger, die sich mit einer ersatzgeschwächten Truppe zum Sieg gegen Gladbach quälten. "Auch wenn es nicht so gut läuft, wehrt sich die Mannschaft", ergänzte der Coach und sprach zu Recht von "Big Points".

Sieben Zähler Vorsprung auf Borussia Dortmund wird sich dieses stabile Team bei drei ausstehenden Spielen nicht mehr nehmen lassen. "Wir wollen die Meisterschaft so schnell wie möglich eintüten", sagte Joshua Kimmich. Und Flick meinte zu einer möglichen Entscheidung bereits am Dienstag: "Das ist unser Ziel. Wir haben einen hervorragenden Lauf und wollen unsere Erfolgsserie fortsetzen."

Im November hatte der Coach die Mannschaft von Vorgänger Niko Kovac übernommen, der Rest ist eine einzige Erfolgsgeschichte. Flick jagt Bestmarke um Bestmarke. Mit zehn Bundesliga-Siegen in Folge egalisierte Flick jetzt sogar den Topwert von Jupp Heynckes aus der Saison 2017/18. Nicht wenige Beobachter sehen die Flick-Bayern auf Triple-Kurs, etwa Klub-Legende Bastian Schweinsteiger. "Unter Hansi Flick beeindrucken mich die Bayern enorm", sagte der 35-Jährige: "Da ist noch einiges drin in dieser Saison."

Goretzka überzeugt in der Rückrunde

Dass schon am Dienstag der erste von drei angepeilten Titeln gewonnen werden kann, haben die Münchner vor allem Goretzka zu verdanken. "Ich bin überglücklich, so ein spätes Tor zum Sieg zu machen", sagte der Mittelfeld-Star: "Heute war es unfassbar schwierig."

Von Torhüter und Kapitän Manuel Neuer gab es ein Extralob für Goretzka: "Er hat wieder unter Beweis gestellt, dass er vorne reinstechen kann - und auch die wichtigen Tore macht." Sechs sind es für gebürtigen Bochumer nun bereits in dieser Rückrunde. Seit dem Corona-Wiederbeginn dreht Muskelmann Goretzka mächtig auf, er zählt inzwischen zu den wichtigsten Spielern. Gegen Gladbach wirkte aber auch er über weite Strecken der Partie erschöpft - wie so viele seiner Kollegen. Umso größer fiel der Bayern-Jubel aus.

"Wenn es knapp wird und man am Ende ein Spiel trotzdem zu seinen Gunsten entscheidet, dann freut man sich etwas mehr", sagte Neuer bei Sky: "Arbeitssiege können wir auch gut, das haben wir schon öfter gezeigt." Vor Goretzkas Treffer waren die Bayern durch Stürmer Joshua Zirkzee (26.) in Führung gegangen.

Zirkzee trifft wieder für die Bayern

Der 19-jährige Lewandowski-Vetreter nutzte einen Patzer von Gladbachs Keeper Yann Sommer aus. Für Zirkzee war es das vierte Tor in nur 216 Bundesliga-Minuten. Beeindruckend! Pavard sorgte mit einem Eigentor für den zwischenzeitlichen Ausgleich (37.). Die Bayern wackelten, Abwehrkante Jérôme Boateng wurde deshalb energisch. "Bewegt euch mal, ey!", rief er seinen Vorderleuten lautstark zu. Es fruchtete.

In Bremen werden die Münchner frische Kräfte brauchen. Wie praktisch, dass Robert Lewandowski und Thomas Müller nach ihren Gelb-Sperren in die Startelf zurückkehren, "zwei Jungs", sagte Goretzka, "die uns guttun werden". Um den ersten Meister-Matchball gleich zu verwandeln.

Lesen Sie auch: Transfer-Kritik? Thomas Müller erklärt sich und will jetzt schweigen