AZ-Interview

Dieter Hoeneß: So schlimm war die Haft für Uli wirklich


Dieter Hoeneß spielte selbst von 1979 bis 1987 bei Bayern, der Manager damals: Uli.

Dieter Hoeneß spielte selbst von 1979 bis 1987 bei Bayern, der Manager damals: Uli.

Von Katharina Federl

Im zweiten Teil des AZ-Interviews äußert sich Dieter Hoeneß zur Haftzeit seines Bruders und dessen künftiger Rolle: "Wenn er das Gefühl hat, dass etwas falsch läuft, wird er sich melden."

AZ-Interview mit Dieter Hoeneß: Der 66-Jährige ist der jüngere Bruder des scheidenden Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß. Von 1979 bis 1987 spielte er bei Bayern, der Manager damals: Uli.

AZ: Herr Hoeneß, Ihr Bruder Uli stellt sich nicht mehr zur Wahl als Bayern-Präsident. Er hat schwere Zeiten hinter sich: 2014 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt, Sie haben ihn dann im Gefängnis besucht. Wie haben Sie ihn da erlebt?
Dieter Hoeneß:
Als ich seine Augen sah, bin ich wirklich erschrocken. Ich dachte, ein gebrochener Mann steht vor mir. Ist ja auch kein Wunder. Die Vorstellung, in einem Raum eingeschlossen zu sein, ist für mich ein Horror, da ich ein wenig klaustrophobisch veranlagt bin. Dazu kamen mehrere ernstzunehmende Erpressungsversuche, verbunden mit Morddrohungen. Allerdings bekam ich im Laufe des eineinhalbstündigen Besuchs das Gefühl, dass er zwar stark angeschlagen war, aber bereit zu kämpfen.

Während der Haft konnten Sie nur einmal in die Justizvollzugsanstalt Landsberg.
Leider. Zwei Mal pro Monat durften ihn nur drei Familienangehörige besuchen. Das war selbstverständlich seiner Frau Susi und den Kindern vorbehalten. Als seine Tochter Sabine im Urlaub war, konnte ich zu ihm. Ich wäre gerne öfter hin.

Hätten Sie sich damals vorstellen können, dass er irgendwann wieder in seine Ämter beim FC Bayern zurückkehrt?
Mir ging es nur um Uli als Mensch und darum, dass er diese Zeit einigermaßen unbeschadet übersteht und danach verarbeiten kann. Als er aus der Haft entlassen wurde, habe ich gehofft, dass er wieder glücklich wird - und das ist er heute.

Familie ist Hauptgrund für den Rückzug

Wie empfanden Sie seine Entscheidung, nach Ende der Haftstrafe im Februar 2016 eine Rückkehr in seine Ämter beim FC Bayern anzustreben?
Er wollte Normalität spüren, aus meiner Sicht war es richtig. Es war allein seine Entscheidung. Genau wie in der Frage, ob er nun Schluss macht als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender.

Hat Sie diese Entscheidung überrascht?
Nein, seine Familie, sprich seine Frau, die zwei Kinder und die vier Enkel haben eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung gespielt. Dies ist der Hauptgrund für den Rückzug. Uli möchte mehr Zeit mit ihnen verbringen. Dass er da so eingespannt wird, ist eine neue Art von Lebensqualität für ihn. Und zweitens war es ihm unheimlich wichtig, ein bestelltes Feld beim FC Bayern zu überlassen.

Hoeneß bleibt Mitglied des Aufsichtsrates. Er wird sich weiter einmischen.
Dass er nach 40 Jahren Wirken im Verein nicht so einfach komplett loslassen kann, wissen wir alle. Unglaublich, welches Lebenswerk er hinterlässt. Dass jemand einen Verein so erfolgreich so lange prägt, wird es nicht mehr geben. Es ging ihm immer um das Wohl und Wehe seines FC Bayern, das hat ihn angetrieben. Wenn er das Gefühl hat, dass etwas falsch läuft, wird er sich auch in Zukunft melden. Nicht aus Eitelkeit, sondern aus Sorge.

Hoeneß: "Heimspiele wird er wohl keine verpassen"

Auf der letztjährigen Jahreshauptversammlung gab es viel Kritik. Vetternwirtschaft und One-Man-Show lauteten die Vorwürfe. Dass dies aus den eigenen Reihen kam, von den Fans, hat Hoeneß tief getroffen, wie er zugab.
Kritik gehört dazu, damit muss man leben. Aber dass es einige Mitglieder gibt, die nach insgesamt 50 Jahren Wirken für den FC Bayern nicht verstanden haben, wie Uli tickt, das hat ihn verletzt. Ich glaube allerdings, dies hatte keinen Einfluss auf seine Entscheidung, sich etwas zurückzuziehen.

Was wird Uli Hoeneß ab dem 16. November machen?
Mehr Zeit haben - für die Familie und für sich. Um Golf zu spielen, Schafkopf. Mehr Urlaub zu machen. Eben nicht ständig getrieben zu sein und von Termin zu Termin hetzen.

Auf der Tribüne der Allianz Arena wird Ihr Bruder aber schon Stammgast bleiben, oder?
Heimspiele wird er wohl keine verpassen. Aber vielleicht reist er auswärts mal nicht mit, wenn er nun auch während der Saison mal Urlaub macht.

Lesen Sie hier: Uli Hoeneß - Ein Herz für Nürnberg(er)