Sein Weg zur Bayern-Legende
Diese sieben Erlebnisse machten Schweinsteiger zum Fußballgott
9. Oktober 2019, 12:20 Uhr aktualisiert am 10. Oktober 2019, 10:25 Uhr
Die Legende des FC Bayern tritt ab: Bastian Schweinsteiger hat sein Karriereende bekanntgegeben. Was bleibt, sind Erinnerungen, wie aus dem Youngster aus Kolbermoor mit den Jahren der gefeierte "Fußballgott" wurde. Die AZ nennt die prägendsten Ereignisse.
München - Ein ganz Großer verlässt die internationale Fußballbühne: Am Dienstag hat Ex-Bayern-Spieler Bastian Schweinsteiger offiziell sein Karriereende bekanntgegeben. 18 Jahre lang war der mittlerweile 35-Jährige als Profifußballer aktiv, seine mit Abstand erfolgreichste Zeit feierte er beim FC Bayern.
Aus dem Schlitzohr ist mit der Zeit einer der besten Mittelfeldspieler der Welt und schließlich zum von den Fans gefeierten "Fußballgott" geworden.
Die AZ zeigt die prägendsten Momente, die Schweinsteiger zur Bayern-Legende machten.
2010: Der erste Schritt Richtung "Fußballgott"
Einen ersten, zumindest kleinen, Schritt in Richtung Bayern-Legende machte Schweinsteiger am 11. Dezember 2010. Es war das letzte Heimspiel des Kalenderjahres, mit Schweinsteiger im offensiven Mittelfeld gewannen die Münchner mit 3:0 gegen den FC St. Pauli. Doch das eigentliche Highlight ereignete sich erst nach der Partie.
Nachdem sich die Mannschaft bei den Fans für die Unterstützung bedankt hatte, schnappte sich der damals 26-jährige Schweinsteiger das Mikrofon und teilte den Tausenden Anhängern in der Allianz Arena offiziell seine Vertragsverlängerung mit. "Liebe Bayern-Fans, ich wollte es euch als Allererstes sagen. Ich spiele jetzt schon zwölf Jahre hier beim FC Bayern München. Und ich wollte euch sagen, ich habe meinen Vertrag für fünf Jahre verlängert - für Euch!"
Das anfängliche Pfeifkonzert der Pauli-Anhänger aus dem Oberrang wurde nach dieser Nachricht sofort vom auftosenden Jubel der Bayern-Fans übertönt. Ekstase in der Arena! Doch Schweinsteiger hatte noch nicht genug: "Hoch lebe Bayern, auf geht's Jungs - come on!", rief er ins Mikrofon - inklusive Kuss aufs Vereinswappen. Spätestens mit dieser Aktion hatte Schweinsteiger, im Vorjahr noch von den eigenen Anhängern ausgepfiffen, einen Platz in deren Herzen.
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2012: Pure Ekstase in Madrid
Wohl selten lagen bei einem Fußballer Glück und Pech so nah zusammen wie bei Schweinsteiger im Jahr 2012.
In der Champions League stand in dieser Saison für den FC Bayern viel auf dem Spiel - Stichwort "Finale dahoam"! Im Halbfinal-Rückspiel gegen Real Madrid ging es bis ins Elfmeterschießen. Schweinsteiger war es, der mit seinem verwandelten Strafstoß im Estadio Santiago Bernabéu für die Entscheidung sorgte und die Münchner ins Endspiel schoss. Unvergessen bleibt Schweinsteigers oberkörperfreier Jubel-Lauf zu den mitgereisten Bayern-Fans.
2012: "Finale dahoam" wird zum Desaster
Nach dem Freudentaumel sollte nur rund drei Wochen später die totale Ernüchterung folgen: Im Halbfinale noch der Held von Madrid, vergab Schweinsteiger im Finale in München den entscheidenen Elfmeter gegen den FC Chelsea. Die Londoner holten sich den Henkelpott, zurück blieb ein untröstlicher Schweinsteiger auf dem Rasen der Allianz Arena.
Jahre später erzählte Schweinsteiger in einer Pressekonferenz vom Morgen nach dem verlorenen Endspiel, der für ihn weitreichende Folgen haben sollte. "Was mich sehr berührt hat, war damals, als wir das Finale zuhause verloren haben. Die Reaktionen am nächsten Morgen - ich kann mich erinnern, ich bin relativ früh am Viktualienmarkt spazieren gegangen. Und ich hab da auch mit den richtigen Bayern gesprochen, die haben mich gleich am Tag danach sehr gut aufgenommen. Die waren alle enttäuscht, aber sie haben mich motiviert."
2013: Der Bayern-Regisseur holt das Triple
Die Motivation schien geholfen zu haben, denn nur ein Jahr später gewann der FC Bayern die Champions League gegen Borussia Dortmund - mit einem souverän aufspielenden Schweinsteiger als Regisseur im defensiven Mittelfeld. Die Doppelsechs aus Schweinsteiger und Javi Martínez war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Münchner in dieser Saison das Triple unter Trainer Jupp Heynckes holten.
Schweinsteiger, im Mai 2012 noch am Boden, ist nur ein Jahr später am Ziel seiner Träume angekommen - zumindest was die Erfolge auf Vereinsebene angeht.
2014: Im WM-Finale Richtung Unsterblichkeit
Denn das beste Spiel seiner Karriere lieferte Schweinsteiger im Trikot der deutschen Nationalmannschaft ab. Als Mittelfeld-Leader führte er die DFB-Elf bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bis ins Finale. In der Gruppenphase teilweise als Joker im Einsatz oder nur auf der Bank, trumpfte er dann in der K.o.-Phase groß auf.
Den Höhepunkt seiner Leistung erreichte er dann passenderweise im Endspiel gegen Argentinien im altehrwürdigen Maracana-Stadion. Kluge Pässe, geordneter Spielaufbau - aber der damals 29-Jährige tat sich vor allem als unumstößlicher Kämpfer hervor. Wortwörtlich bis aufs Blut rackerte sich Schweinsteiger auf dem Platz ab - wohl jeder wird sich noch an den Cut unter dem Auge erinnern können, aus dem ununterbrochen Blut floss. Völlig erschöpft und sichtlich gezeichnet warf sich Schweinsteiger in jeden Zweikampf und machte den Argentiniern um Superstar Lionel Messi das Leben schwer.
Der Rest ist Fußball-Geschichte: Mario Götze erzielte in der Verlängerung das entscheidende Tor, Deutschland wurde zum vierten Mal Weltmeister. Was bleibt, ist ein Bastian Schweinsteiger, der sowohl auf Klub- als auch Vereinsebene sämtliche wichtige Titel gewonnen hat. Spätestens jetzt hatte Schweinsteiger, der Gladiator von Rio, den Status des gefeierten "Fußballgotts" inne.
2016: Tränen beim DFB-Abschied
Zwei Jahre später, bei der EM 2016 in Frankreich, wurde Schweinsteiger dann zur tragischen Figur: Im Halbfinale gegen den Gastgeber verursachte der DFB-Kapitän einen Handelfmeter und leitete damit das Turnier-Aus ein, am Ende verlor Deutschland mit 0:2 gegen Frankreich.
Dennoch: Der Fehler tat dem Standing von Schweinsteiger keinen Abbruch. Nach der EM gab er sein Karriereende in der Nationalmannschaft bekannt. Sein letztes Spiel, Ende August gegen Finnland, verlief höchst emotional. Bei Schweinsteiger flossen bei der Verabschiedung vor der Partie bittere Tränen. "Man hat gesehen, dass es mich doch sehr berührt hat", so der damals mittlerweile 32-Jährige nach dem Spiel.
2018: Der Fußballgott sagt Servus
Auch das offizielle Abschiedsspiel für Schweinsteiger beim FC Bayern war von großen Emotionen geprägt. Das Highlight im Spiel gegen seinen neuen Verein Chicago Fire: Ein sehenswerter Schweinsteiger-Treffer - ein letztes Mal im Trikot des FC Bayern.
"Ich bin einer von Euch und werde immer einer von Euch bleiben", sagte Schweinsteiger mit Tränen in den Augen bei seiner Abschiedsrede vor den Tausenden Zuschauern in der Allianz Arena.
Und die Anhänger im weiten Rund stimmten im Chor immer wieder ein einziges Wort an: Fußballgott!
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