EM-Qualifikation am Sonntag

Deutschland gegen Holland: Alarmstufe Oranje!


Ein Schuss, ein entsetzter Blick von Nationaltorwart Manuel Neuer - 0:3! Im Oktober 2018 fertigt die Niederlande um Torschütze Georginio Wijnaldum (links) die deutsche Nationalmannschaft in der Nations League ab.

Ein Schuss, ein entsetzter Blick von Nationaltorwart Manuel Neuer - 0:3! Im Oktober 2018 fertigt die Niederlande um Torschütze Georginio Wijnaldum (links) die deutsche Nationalmannschaft in der Nations League ab.

Von Guido Verstegen / Online

In der Qualifikation für die EM 2020 muss das deutsche Team bei den Niederländern ran. Dort setzte es im Oktober in der Nations League eine 0:3-Klatsche. Die AZ analysiert die Mannschaft.

Wolfsburg/Amsterdam - Amsterdam, die Dritte. Innerhalb von nur fünf Monaten geht es für die Bayern-Profis um Manuel Neuer, Joshua Kimmich & Co. zum dritten Mal in die "Johan Cruyff Arena".

In Überlebensgröße empfängt Hollands Heros die Besucher auf einer der Seiten des Stadions im Bezirk Amsterdam-Zuidoost. In der wie ein Raumschiff anmutenden Arena samt dem verschließbaren Dach, bei Eröffnung 1996 ein Prototyp, setzte es für die Nationalelf im Oktober letzten Jahres ein 0:3, eine lehrreiche wie heilsame Klatsche.

Es war das letzte Länderspiel von Jérôme Boateng (insgesamt 76), das letzte von Beginn an von Thomas Müller (100) und das drittletzte von Mats Hummels (70). Wenigstens die Bayern hatten Mitte Dezember an Ort und Stelle ein Erfolgserlebnis, in der Champions League gegen Ajax Amsterdam. Nach einem wilden Ritt mit vier Toren in den letzten zehn Minuten sicherte man sich den Gruppensieg - 3:3.

Reus: "Wir wissen, dass wir keine Zeit haben"

Nach dem 1:1 gegen Serbien, einem Freundschaftsspiel, das wie das Ergebnis unentschiedene Wertungen der Beteiligten wie der Experten brachte, fasste Marco Reus das DFB-Dilemma in einem äußerst zutreffenden Gedanken kompakt zusammen: "Wir wissen, dass wir Zeit brauchen. Aber wir wissen auch, dass wir die nicht haben."

Zwei Sätze, ein dicker Scorerpunkt. Denn schon diesen Sonntag (20.45 Uhr, RTL) droht zu Beginn des Umbruchs gewaltiges Ungemach. Beim ersten Qualifikationsspiel für die Zum-Teil-Heim-EM 2020 mit mindestens zwei Vorrundenpartien in München muss die verjüngte Nationalelf in Holland antreten.

Gegner Niederlande, eine der frechsten und forschesten Mannschaften Europas, die zum Auftakt der Qualifikation Weißrussland souverän mit 4:0 abgefertigt hat, wird zum ersten Prüfstein für die Wettbewerbshärte des neuformierten Teams von Löw, zur rasch daherkommenden Reifeprüfung.

Klinsmann sieht Löw im Zugzwang

Die DFB-Elf geht als Außenseiter ins Spiel - tut auch mal gut. Es wird eine Reifeprüfung für alle Mannschaftsteile - und eine Überprüfung der Maßnahmen des Bundestrainers, der unter verschärfter Beobachtung steht.

Löws Vorgänger Jürgen Klinsmann, nun als TV-Experte von RTL auf der anderen Seite, meinte über seinen einstigen Assistenten überraschend scharf: "Wenn du CEO einer großen Company bist, dann musst du die Bilanzen zeigen, musst die Ergebnisse zeigen. Und wenn die nicht stimmen, musst du irgendwann gehen."

Er sprach von "Alarmstufe Rot im deutschen Fußball". Am Sonntag droht: Alarmstufe Oranje. Die AZ blickt auf drei zentrale Mannschaftsteile.

Tor

Kapitän Manuel Neuer (32) bestreitet sein 86. Länderspiel, das kündigte Löw an. Auf der Torwartposition gibt es - noch - keinen Umbruch. "Marc wird im Laufe des Jahres auf seine Einsätze kommen", versprach Löw auch Marc-André ter Stegen (26) vom FC Barcelona Bewährungschancen.

Doch wann und gegen wen? "Ich hoffe, dass ich in wichtigen Spielen das Vertrauen von ihm bekomme und es ihm dann auch zurückzahlen kann. Das wäre optimal", sagte ter Stegen. Gegen Serbien hatten beide Rivalen je eine Halbzeit gespielt, wurden jedoch kaum ernsthaft geprüft.

Innenverteidigung

Niklas Süle vom FC Bayern ist der neue Abwehrchef. Antonio Rüdiger (Chelsea) wurde am Mittwoch geschont, kehrt in Holland anstelle von Startelf-Debütant Jonathan Tah zurück. Auf die beiden wird in Amsterdam die Lupe gelegt, sind sie doch die Nachfolger der Weltmeister Hummels/Boateng, die beim 0:3 vorgeführt worden waren.

Zentrales Mittelfeld

Löw hat sich auf Joshua Kimmich als Sechser festgelegt. An seiner Seite am Sonntag der in Wolfsburg pausierende Toni Kroos, neben Neuer der einzige noch im Kader verbliebene Weltmeister von 2014 mit Einsatzzeit (Ginter hatte in Brasilien keine Minute gespielt). Der Real-Madrid-Star soll der Fixpunkt im Umbruch-Team werden, keiner hat mehr Länderspiele als Kroos (91). Ilkay Gündogan und Kai Havertz müssen auf die Bank.

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