Wolff Fuss macht den Check
Der FC Bayern gegen Dortmund im Mannschaftsteile-Vergleich
9. November 2019, 11:15 Uhr aktualisiert am 9. November 2019, 11:15 Uhr
Zeit für den Clásico! Am Samstag empfangen die Bayern das Team aus Dortmund. Exklusiv für die AZ analysiert Sky-Reporter Wolff-Christoph Fuss die Mannschaftsteile. Sein Tipp: "Ein 2:2"
München - Und bitte: Der nächste deutsche Clásico - Bayern gegen den BVB - steht an. Nach dem 2:0 für die Dortmunder im Supercup, womit sie Anfang August dem Double-Gewinner aus München das erste Titelchen der Saison wegschnappten, steigt nun das Duell in der Bundesliga. Für Sky wird Wolff-Christoph Fuss das Highlight der Hinrunde aus der Allianz Arena kommentieren.
Für die AZ checkt Fuss die Mannschaftsteile, vergleicht Klasse und Form.
Die Torhüter:
"Manuel Neuer geht in dieser Saison als amtlicher Kapitän voran, ist wesentlich kritischer geworden, äußerte sich auch schon deutlich, als die Spiele noch knapp gewonnen wurden. Dass er vor einer Woche beim 1:5 in Frankfurt Bayerns bester Spieler war, sagt alles.
Er ist Deutschlands Nummer eins, ohne Einschränkungen", sagt Fuss: "Roman Bürki spielt eine tolle Saison im BVB-Tor, gehört mit zu den besten Keepern der Liga, aber zu Neuer fehlt ihm in jeder Beziehung, etwa in Sachen Ausstrahlung, ein bisschen was. In diesem Duell sehe ich Neuer klar vorne."
Auf welche Vierkette setzt Flick?
Die Abwehr:
"Bei Bayern wird es interessant, ob Interimscoach Flick dieselbe Viererkette - Pavard, Martínez, Alaba, Davies - wie gegen Piräus ins Rennen schickt oder doch Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger aufbietet. Dann würde Pavard in die Mitte rücken, das behagt ihm auch mehr, und David Alaba auf seine angestammte Position als Linksverteidiger. Würde in meinen Augen mehr Stabilität bringen", erklärt Fuss: "Der 19-jährige Davies ist ein Top-Talent, eigentlich offensiv veranlagt.
Ich denke nicht, dass Flick ihm einen Gefallen damit tun würde, auch gegen die Hochgeschwindigkeitsfußballer vom BVB Linksverteidiger spielen zu müssen. Das wäre zu viel Verantwortung auf seinen Schultern. Bei Dortmund ist Mats Hummels die entscheidende Figur, nach dem Ausfall von Marco Reus der Kapitän. In wichtigen Spielen wie in der Champions-League gegen Barcelona (0:0) hat er der Abwehr Stabilität gegeben.
Für mich ist Hummels dank Klasse und Erfahrung nach wie vor mit der beste deutsche Innenverteidiger, er gehört wieder in die Nationalelf. Ich würde zu gerne wissen, ob die Bayern nun bereuen, ihn im Sommer abgegeben zu haben. Sein Nebenmann Manuel Akanji ist nach einer Leistungsdelle auf dem Weg der Besserung. Wenn bei Bayern jeder auf seiner Lieblingsposition spielt, sind sie hinten besser - ansonsten der BVB, der außen mit Lukasz Piszczek (rechts) sowie Nico Schulz oder Raphaël Guerreiro verteidigt."
Bayern auf den Flügeln besser besetzt
Das Zentrum:
"Thiago ist ein Weltklassefußballer, der dies in den letzten Wochen erfolgreich verheimlicht hat. Flick ließ ihn gegen Piräus 90 Minuten schmoren. Ich könnte mir vorstellen, dass er ihn reizen wollte. Es wäre nicht unlogisch, Thiago, der zuletzt ohne Dynamik und Tempo agierte, durch Kimmich zu ersetzen.
Davor geben Leon Goretzka und Thomas Müller die Achter", sagt Fuss: "Beim BVB bildet Axel Witsel entweder mit Thomas Delaney oder Julian Weigl das Zentrum, zuletzt haben sie in der Liga drei Mal zu null gespielt. Davor Julian Brandt auf der Zehn, der großes Selbstvertrauen hat, auch beim 3:2 gegen Inter traf. Der Ausfall von Reus ist momentan rein spielerisch nicht so gravierend, als Typ und Leader fehlt er jedoch. Für mich ist das Zentrum beider Teams gleich stark besetzt."
Die Außen:
"Bei Serge Gnabry und Kingsley Coman, die im Spiel permanent die Seiten wechseln, fehlt mir aktuell die Wucht, die beide ausstrahlen können, und die Spannkraft für Eins-gegen-Eins-Duelle samt der Flanken. Thorgan Hazard und Achraf Hakimi, Dortmunds Mister Champions League nach seinem bärenstarken Auftritt gegen Inter, sind in Top-Form, bestechen durch ihre Selbstverständlichkeit, können das Fehlen des verletzten Jadon Sancho wettmachen.
Wenn Gnabry und Coman liefern, sehe ich Bayern auf den Flügeln besser besetzt, sonst Remis." Der Zentrumsstürmer: "Robert Lewandowski könnte diese Saison den scheinbar ewig gültigen 40-Tore-Rekord von Gerd Müller knacken, ist auf seinem absoluten Leistungszenit. Gegen ihn verlöre derzeit jede Nummer neun der Welt die Gegenüberstellung. Auch Mario Götze, ein wahres Stehaufmännchen, ist zum wiederholten Mal zurückgekehrt, obwohl er abgeschrieben wurde. Er läuft die Gegner müde, bereitet Tore vor, arrangiert sich mit der Position als hängende Spitze."
Fuss: "Die Bayern darf man nie abschreiben"
Das Fuss-Fazit:
"Die theoretische Chance, in München etwas zu holen, war für den BVB lange nicht mehr so groß wie aktuell. Sie kommen mit breiter Brust, das Momentum spricht für sie. Aber die Bayern darf man nie abschreiben. Eine große Stärke war es immer, dass sie, gerade wenn sie wackeln, mit großer Wucht zurückschlagen können. Mein Tipp: Ein 2:2."
Lesen Sie hier: Edmund Stoiber - "Mit Hainer hat Hoeneß den Richtigen gefunden"