Bestätigt
Der Aufstiegsheld muss gehen: Neuhaus in Bielefeld entlassen
1. März 2021, 13:14 Uhr aktualisiert am 1. März 2021, 17:33 Uhr
Aufstiegscoach Uwe Neuhaus ist bei Arminia Bielefeld entlassen worden. Wer den neuen Impuls im Abstiegskampf geben soll, ist noch offen.
Der Aufstiegsheld ist nicht mehr gut genug für den Abstiegskampf. Arminia Bielefeld hat am Montag aus heiterem Himmel seinen Trainer Uwe Neuhaus entlassen - trotz weiterhin vollkommen intakter Chancen auf den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga. Die Nachfolge ist noch nicht geregelt.
Die Arminia hatte zwar fünf Spiele in Serie nicht gewonnen, dennoch kam die Trennung von Neuhaus (61) angesichts von Zeitpunkt und Tabellenstand überraschend. Bielefeld ist mit 18 Punkten Tabellen-16., punktgleich mit einem Nichtabstiegsplatz.
"Im Rahmen der langfristigen strategischen Zukunftsplanung" sei entschieden worden, die ohnehin geplante Neuausrichtung vorzuziehen, teilte die Geschäftsführung am Nachmittag mit. "Nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Profifußball und speziell auf Arminia Bielefeld soll der Charakter eines Ausbildungsklubs weiter geschärft und talentierte Jungprofis und Nachwuchskräfte intensiver gefördert werden."
Hoffen auf neuen Impuls
Sport-Geschäftsführer Samir Arabi betonte, der Verein sei "nach wie vor davon überzeugt, dass unsere Mannschaft die nötige Qualität besitzt, um unser sportliches Ziel zu erreichen". Er hoffe auf einen neuen Impuls - wer der Mannschaft diesen geben soll, blieb zunächst unklar. In verschiedenen Medien wurde Frank Kramer (48) als Nachfolger gehandelt. Nötig sei "maximaler Zusammenhalt, das Heben aller Potenziale und eine Leidenschaft, wie sie in den Kernwerten unseres Vereins verankert ist", sagte Arabi.
Die Arminia ist mit einem Punkt aus fünf Spielen das schwächste Team der Rückrunde und kassierte in diesen Partien jeweils mindestens drei Gegentore. Einzig das 3:3 bei Rekordmeister Bayern München war zuletzt ein Lichtblick, die Mannschaft wirkte jedoch intakt. Am Samstag hatte Bielefeld bei Borussia Dortmund 0:3 verloren.
Für Neuhaus selbst waren die Gerüchte um seinen Abschied von der Alm laut eigener Aussage nicht neu. Die Diskussion um ihn habe "schon länger Fahrt aufgenommen. Das ist ja fast durchgängig so gewesen. Ich mache mir meine Gedanken ausschließlich über die Trainingsarbeit", sagte Neuhaus am Samstag.
Als Schlauchboot gegen Motorboote
Im Dezember 2018 hatte er das Team auf Platz 14 in der 2. Liga übernommen und es innerhalb von eineinhalb Jahren zurück in die Bundesliga geführt. Dass die Mission Klassenerhalt eine äußerst schwierige werden würde, hatte Arabi bereits nach dem umjubelten Aufstieg im vergangenen Juni betont.
"Uns steht ein Wettstreit mit 17 Motorbooten bevor, wir sitzen in einem Schlauchboot", hatte er gesagt. Vor der ersten Bundesliga-Saison seit elf Jahren kalkulierte der kaufmännische Geschäftsführer Markus Rejek mit einem Spieleretat von 20 bis 24 Millionen Euro - damit weist Bielefeld das geringste Budget aller Bundesligisten auf.
Der Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz, den sich die Bielefelder bis zum Ende der Hinrunde erkämpft hatten, ist im Februar von sieben auf einen Punkt zusammengeschmolzen. Für die Arminia folgen ohne Neuhaus nun richtungweisende Wochen: Am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) kommt Union Berlin in die Schüco-Arena, ehe drei Tage später das Nachholspiel gegen Werder Bremen auf dem Programm steht.