Reha in Coronapause

Bayernstar Süle: "EM wäre ein Risiko gewesen"


Für ihn ist die Coronapause eine Hilfe: Niklas Süle.

Für ihn ist die Coronapause eine Hilfe: Niklas Süle.

Von Lukas Schauer / Onlineredaktion

Bayerns Abwehrchef Niklas Süle arbeitet nach seinem Kreuzbandriss seit Monaten auf sein Comeback und die nun verschobene EM hin. "Das wäre nach dieser Verletzung ein Risiko gewesen".

München - Nach seinem Kreuzbandriss im Oktober hatte Niklas Süle nur eins im Sinn: Die Europameisterschaft in diesem Sommer. "Mein Ziel war vom ersten Tag an, meiner Mannschaft noch in dieser Saison wieder zu helfen. Und mein ganz großes Ziel die EM", sagte Süle, als die AZ ihn kürzlich traf, nachdem er gerade nach Wochen der täglichen Schufterei im Kraftraum endlich auf den Trainingsplatz zurückgekehrt war.

"Das hat vier Monate gedauert und war natürlich eine schwierige Zeit", sagte Süle. Die EM als festes Fernziel im Kopf motivierte ihn dabei jeden Tag aufs Neue, für ein möglichst schnelles Comeback zu kämpfen. Süle war sich sicher: "Mein Knie ist so gut, dass ich im Sommer für Deutschland spielen kann."

Süle: EM-Verschiebung große Erleichterung

Und nun ist doch alles anders gekommen. Die EM wurde aufgrund der Corona-Pandemie am 17. März schweren Herzens von Uefa-Präsident Aleksander Ceferin ins kommende Jahr verschoben. Süles monatelanger Comebacktraum ist damit "leider erst einmal weggefallen", sagte er nun im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst: "Natürlich hatte ich mir in der Reha ausgemalt, wie schön es sein wird, wieder in der ausverkauften Allianz Arena einzulaufen, diese Atmosphäre zu spüren."

Und dennoch verspürte der Abwehrchef der Nationalelf und des FC Bayern nach der EM-Verschiebung zunächst vor allem eines: Erleichterung. Eine große Last fiel von ihm ab, denn plötzlich hatte er "nicht mehr diesen Zeitdruck, noch einmal drei, vier, fünf Spiele machen zu müssen, um zur EM zu fahren", wie der 24-Jährige nun sagte.

Süle: EM wäre "ein Risiko gewesen"

Er sei zwar "stark davon ausgegangen", sein großes Ziel EURO 2020 zu erreichen. Aber, räumte Süle ein, "das wäre nach dieser schweren Verletzung ein Risiko gewesen". Bis zum ersten EM-Spiel der DFB-Auswahl am 16. Juni in München gegen Weltmeister Frankreich wäre es ein Wettlauf gegen die Zeit gewesen. Nun fühlt sich Süle als einer der Gewinner der coronabedingten Verlegung auf 2021. "Es wäre gelogen, wenn ich was anderes sagen würde. Mir hätte einfach Spielpraxis gefehlt. Jetzt ist es natürlich ein ganz klarer Vorteil, dass ich noch ein ganzes Jahr Zeit habe bis zur EM", sagte er. Die Coronapause habe seine Reha "schon vereinfacht".

Zunächst war Süle "ein, zwei Wochen in ein kleines Loch" gefallen, aber längst arbeitet er wieder beharrlich an seinem Comeback. Süle ließ sich sogar von Bayerns Starkoch Alfons Schuhbeck "etwas bei der Ernährung unter die Arme greifen", wie er sagt. Mit Erfolg.

Schubeck half Süle in der Reha

"Dank ihm habe ich schon sieben Kilo abgenommen", verriet Süle, 1,95 m groß und nun knapp 90 Kilo schwer, kürzlich. "Mein Ziel ist es, dass ich Ende April, Anfang Mai ins reguläre Mannschaftstraining einsteige, wie auch immer das dann genau aussieht", sagte er. Er werde dann zwar "bestimmt noch drei, vier Wochen brauchen. Ich hoffe aber, dass die Zeit reichen wird, damit ich noch einige Spiele in dieser Saison machen kann.

Im besten Fall werden das allerdings Geisterspiele ohne Zuschauer sein. Süle wäre "aber trotzdem froh, wieder mit meiner Mannschaft spielen zu können. Es gibt aus meiner Sicht ohnehin keinen Spieler, der lieber gar nicht spielt, als Geisterspiele zu haben." Er wünsche sich trotzdem "sehr, dass ich mit der Mannschaft bald wieder trainieren und dieses Gefühl in der Kabine und auf dem Platz erleben kann - das ist alles, was zählt. Ich will Spaß haben."

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