"Genau der richtige Weg"
Bayern-Leihgabe Adrian Fein: Der heimliche Chef beim Hamburger SV
28. November 2019, 16:42 Uhr aktualisiert am 28. November 2019, 16:42 Uhr
Adrian Fein hat großen Anteil am momentanen Höhenflug des Hamburger SV. Die Leihgabe des FC Bayern ist beim Zweitliga-Tabellenführer der heimliche Chef - und empfiehlt sich für höhere Aufgaben.
München - Wer etwas über Adrian Fein erfahren will, muss ein wenig suchen. Mit Facebook, Twitter oder Instagram hat der aufstrebende Jungstar des Hamburger SV nicht viel am Hut.
"Das ganze Drumherum in diesem Geschäft ist nicht so meins", sagt Fein. Social Media sei nicht seine Welt. "Es wäre in meinen Augen nicht authentisch, wenn ich mich total in den Vordergrund stellen würde", erzählt der 20-Jährige im Interview auf der HSV-Klubhomepage: "Ich will gut Fußball spielen, und der Rest kommt dann eh von allein."
Salihamidzic lobt Fein
Und wie er kommt, der Rest. Nach 14 Spielen, von denen Fein keine Sekunde verpasst hat, liegt der HSV an der Tabellenspitze der 2. Liga - und Fein ist als heimlicher Chef des Hamburger Spiels plötzlich in aller Munde. "Wir sind froh, dass Adrian konstant gute Spiele macht, und er sich stark in Hamburg präsentiert", sagte Bayern Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic unlängst der Sport Bild über seinen Leihspieler: "Für ihn war es genau der richtige Weg, zum HSV zu gehen."
Die Sehnsucht in München nach Eigengewächsen, die den Sprung in die erste Mannschaft schaffen so wie einst Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm, ist groß. Fein habe die Qualität, so Salihamidzic, die Rückkehr zum FC Bayern "nach überzeugenden Lehrjahren im Profifußball" zu schaffen. Das ist Feins großes Ziel.
Fein träumt von Bundesliga-Einsatz beim FC Bayern
"Natürlich träume ich davon, eines Tages in der Bundesliga für den FC Bayern zu spielen. Ich bin Münchner und schon seit Kindertagen großer Fan des Klubs", sagt der hoch veranlagte Mittelfeldspieler, der das Münchner Stadtwappen als Tattoo auf dem Arm trägt. Seit er acht Jahre alt war, spielte Fein bei den Bayern, durchlief sämtliche Jugendmannschaften des Rekordmeisters und machte Spiele in der Regionalliga-Mannschaft des Klubs. Es folgte eine Leihe zu Jahn Regensburg, im Sommer wechselte er zum HSV - auf Leihbasis für eine Saison.
"In meinem Umfeld haben mich einige vor dem HSV gewarnt, aber für mich war der Wechsel kein Risiko, sondern eine große Chance, den nächsten Schritt in meiner Entwicklung zu machen", sagte Fein kürzlich in einem Interview mit goal.com. Der Mut hat sich schon jetzt bezahlt gemacht: Nicht bloß die Bayern-Bosse haben ihn auf dem Zettel, Fein gehört neuerdings auch zum Kader der U21-Nationalmannschaft. Den Trubel um seine Person blendet der Sechser, der in Hamburg Woche für Woche als Spielgestalter vor der Abwehr brilliert, komplett aus.
Fein ein Glückgriff für den HSV
Eine Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren, besteht jedenfalls nicht, beteuert Fein: "Bis heute habe ich noch viele Freunde aus Kindertagen, Jungs, mit denen ich schon als Sechsjähriger im Verein gespielt habe. Wenn ich jetzt anfangen würde abzuheben, würde ich von ihnen eine ordentliche Ansage bekommen - gleiches gilt für meine Familie."
Für den HSV ist Fein ein Glücksgriff. Nach turbulenten Jahren mit Abstieg und etlichen personellen Fehlgriffen verkörpert der introvertierte Spielgestalter die neue Philosophie des Klubs wie kein Zweiter. Junge hungrige Spieler auf Leihbasis statt satter Profis auf der Zielgeraden ihrer Karriere - so lautete der Plan, als HSV-Sportvorstand Jonas Boldt den Kader zusammenstellte. Ein Plan, der aufzugehen scheint. Fein ist das beste Beispiel dafür.
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