FC Bayern im Trainingslager

Basis für Großes legen: Kovacs Katar-Plan


Bayern-Trainer Niko Kovac bei der Ankunft am Flughafen Doha. Zweimal am Tag trainieren die Bayern, Kraft- oder Ausdauereinheiten könnten hinzukommen. Ein Testspiel wird es nicht geben.

Bayern-Trainer Niko Kovac bei der Ankunft am Flughafen Doha. Zweimal am Tag trainieren die Bayern, Kraft- oder Ausdauereinheiten könnten hinzukommen. Ein Testspiel wird es nicht geben.

Von Guido Verstegen / Online

Die Bayern starten ihre Vorbereitung auf die Rückrunde in Doha. Die Profis fit machen, Davies testen, Talente fördern und eine neue Hierarchie bilden: Darauf kommt es für den Trainer jetzt an.

München/Doha - Für Niko Kovac ist Katar kein Neuland. 2015 war der heutige Trainer des FC Bayern bereits in der Aspire Academy in Doha vor Ort, er hospitierte gemeinsam mit Bruder Robert bei Pep Guardiola. "Für mich ist er der weltbeste Trainer. Es war mir damals eine Ehre, ihm im Trainingslager beiwohnen zu dürfen", erinnerte sich Kovac einmal. ()

Vier Jahre später ist der kroatische Coach nun nicht mehr als Lehrling zu Gast, sondern als Boss. Als Cheftrainer der Bayern - und mit hohen Zielen. Die Münchner wollen in der Liga Herbstmeister Borussia Dortmund noch abfangen, aus sechs Punkten Rückstand einen Vorsprung machen und den siebten Meistertitel in Folge gewinnen. Kovac kündigte dem BVB bereits einen "erbitterten Kampf" an.


Nebenbei soll auch in der Champions League (im Achtelfinale gegen den FC Liverpool und Jürgen Klopp) sowie im DFB-Pokal (im Achtelfinale gegen Hertha BSC) der Sprung ins Viertelfinale gelingen. "Wir werden da oben an der Tabellenspitze nicht kampflos aufgeben", erklärte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Und Thomas Müller meinte: "Wir wollen den Druck so früh wie möglich so hoch wie möglich gestalten." Die Basis wird nun in Doha gelegt. Die AZ erklärt, worauf es für Kovac ankommt - seinen Katar-Plan.

An der Fitness feilen

Inzwischen ist es bekannt: Der Coach legt großen Wert auf den psychischen Bereich, auf den feinen Rasenplätzen der Aspire Academy wird es ziemlich zur Sache gehen. "Für die Zeit nach Neujahr haben die Jungs ein kleines Programm bekommen, damit sie in Doha nicht von Null auf 100 starten. Sie hatten dann also schon Belastungen", erklärte Kovac, der "an vielem feilen" will, wie er sagte, etwa "an der Fitness, an technisch-taktischen Elementen".

Zweimal am Tag trainieren die Bayern in Doha, Kraft- oder Ausdauereinheiten könnten hinzukommen. Ein Testspiel wird es nicht geben.


Die Verletzten wieder heranführen

Überraschend ist Rekonvaleszent Corentin Tolisso mit ins Trainingscamp gereist. Der französische Weltmeister schuftet nach seinem Kreuzbandriss fürs Comeback, seine Rückkehr wird frühestens Ende Februar erwartet. Umso positiver, dass er seine Reha beim Team fortsetzen will - ebenso wie James Rodríguez, der sich einen Außenbandteilriss im Knie zugezogen hatte.

Kovac muss den wechselwilligen Kolumbianer körperlich aufbauen - und ihm wieder das Gefühl geben, wichtig zu sein. Auch Arjen Robben, Serge Gnabry und Leon Goretzka, die am Ende der Hinrunde verletzt fehlten, sind dabei.

Alphonso Davies testen und integrieren

18 Jahre alt, zehn Millionen Euro teuer - in das kanadische Talent setzen die Bayern große Hoffnungen. Davies, der laut Präsident Uli Hoeneß "eine Bombe" werden könnte, darf sich in Katar für Einsätze empfehlen, er ist nun spielberechtigt. Kovac wird genau hinschauen, ob der Offensivallrounder das Potenzial dazu hat.

Die Jungen fördern

Mehrere Talente nehmen am Trainingslager teil, neben Neuzugang Davies auch Meritan Shabani, Wooyeong Jeong, Joshua Zirkzee, die Torhüter Christian Früchtl und Ron-Thorben Hoffmann sowie Jonathan Meier und Lars Lukas Mai. Kann sich ein Bayern-Youngster in den Fokus des Profiteams spielen? Bislang hat das unter Kovac keiner geschafft.

Eine Hierarchie bilden

Gegen Ende der Hinserie schaffte Kovac die Rotation weitgehend ab, das brachte Bayern Erfolg. Da einige angeschlagene Spieler zurückkehren, wird es nun knifflig für den Coach: Wer ist Indianer, wer Häuptling? Mit Blick auf den Bundesliga-Auftakt gegen Hoffenheim (18. Januar) und das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale beim FC Liverpool (19. Februar) muss er schnell eine harmonische Stammformation finden. (Lesen Sie auch: Hier genießt Franck Ribéry ein Gold-Steak für 1.200 Euro)

Besonders umkämpft geht es in der Innenverteidigung, dem zentralen Mittelfeld und auf der offensiven Außenbahn zu. Hier wollen sich die Oldies Arjen Robben (34) und Franck Ribéry (35) mit einer Top-Rückrunde verabschieden. "Ich will noch mal alles reinlegen", sagte Robben. "Wir können noch richtig erfolgreich sein." Doch auch die Legenden-Herausforderer Serge Gnabry (23) und Kingsley Coman (22) drängen auf einen Stammplatz. Kriegt's Kovac in den Griff?

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