Blick auf die Mannschaftsteile
0:4 in Mannheim: Das Debakel des TSV 1860 in der Analyse
7. August 2019, 6:24 Uhr aktualisiert am 7. August 2019, 6:24 Uhr
Das 0:4 bei Aufsteiger Mannheim war eine mehr als bittere Lehrstunde für den TSV 1860. "Wir waren zu dumm", sagt Neuzugang Erdmann. Die AZ zeigt auf, welche Mannschaftsteile überzeugen - und welche nicht.
München - Null zu vier. Das klingt nicht nur nach einer Demontage, das ist auch eine. Der vierte Spieltag in der 3. Liga war für die Löwen einer zum Vergessen. Aufsteiger Waldhof Mannheim schoss das Team von Trainer Daniel Bierofka mit dem 4:0 regelrecht aus der Arena. Der Blick auf die Anzeigetafel tat weh - die Erkenntnisse aus dem Spiel aber mindestens so sehr.
"Einen solchen Kinderfußball dürfen wir bei Waldhof nicht anbieten", echauffierte sich Dennis Erdmann nach der derben Klatsche: "Dann kommen wir nicht weiter." Woran es lag? "Wir haben verloren, weil wir zu dumm waren."
Diplomatischer versuchte es Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel am Tag danach zu formulieren: "Die Balance im Spiel hat komplett gefehlt. Wir wollten einfach zu schnell zu viel." Zu dumm? Oder nicht ausbalanciert? Für einige Akteure mag Erdmanns vernichtendes Fazit zutreffen, ein paar Sechzger, vor allem zwei echte Löwen, zeigten aber in Mannheim - wie schon in den Spielen zuvor - ihre Klasse.
Die AZ nimmt nach dem Debakel die Leistung der einzelnen Mannschaftsteile unter die Lupe - von Keeper Hendrik Bonmann bis Speerspitze Sascha Mölders.
Tor
Bonmann ist endlich wieder fit. Dem Ex-Dortmunder sieht man seine Spielfreude deutlich mehr an als etwaige fehlende Spielpraxis. Schon zuletzt solider Rückhalt, lieferte der 24-Jährige in Mannheim eine überdurchschnittliche Leistung ab. Und das trotz vier Gegentoren. Fazit: Am Schlussmann lag es sicher nicht. Vielmehr schickt er sich an, eine absolute Stütze zu werden.
Abwehr
Felix Weber oder Aaron Berzel? Trainer Daniel Bierofka entschied sich für Weber - ob es mit Berzel anders ausgegangen wäre? "Da liegst du nach einem Standard 0:1 zurück, dann bekommst du innerhalb von fünf Minuten nach der Pause weitere zwei Gegentore", ärgerte sich der Kapitän. Anfangs stabil, ließ sich 1860 dank Kollektivschlaf in der Viererkette einen nach dem anderen einschenken.
Weber und Erdmann wirkten dabei fehleranfällig - und wacklig. Webers Urteil über die vielen Gegentreffer: "Das ist Scheiße." Zuletzt zeigte sich das Duo Weber/Erdmann gegen Aufstiegsaspirant Braunschweig (1:2) ordentlich, Berzel/Erdmann gegen Zwickau (3:0) noch besser. Zwischen hui und pfui scheint in der Abwehr alles drin zu sein bei Sechzig.
Mittelfeld
Die Zentrale mit Daniel Wein und Efkan Bekiroglu hat sich gefunden. "In der ersten Halbzeit haben wir es gar nicht so schlecht gemacht", sagte Bierofka und dürfte damit hauptsächlich Bekiroglu gemeint haben, der sich und seine Nebenmänner mehrmals gekonnt in Szene setzte. Sechzigs Schwachpunkt: lahme Flügel. "Uns hat Konsequenz und Klarheit gefehlt", sagte Bierofka, "Mannheim war uns auch in Sachen Spritzigkeit überlegen."
Im Normalfall ist Letzteres die Stärke von Benjamin Kindsvater und Marius Willsch, dem Flügelflitzer-Duo. In Mannheim zeigte es sich von seiner unspritzigen Seite. Und: In der Zentrale dürfte sich Bierofka demnächst die Frage stellen, ob er Rückkehrer Timo Gebhart den Vorzug vor Dennis Dressel gibt: Der Youngster startete zu Saisonbeginn furios, bei Waldhof war davon nicht viel übrig.
Sturm
Sascha Mölders und sonst nix. Das ist derzeit Sechzigs Sturm-Wahrheit. "Wir hatten eine Riesenmöglichkeit durch Sascha, wo wir hätten ausgleichen können", sagte Bierofka über die einzige Chance des Routiniers noch vor der Pause. Doch auch der Coach kommt aufgrund der fehlenden Durchschlagskraft nicht umhin, einmal mehr einzugestehen: "Es wäre nicht schlecht, wenn wir noch einen Stürmer bekommen würden."
Der Trainer könne aber "nicht zaubern", daher sei man "auf externe Hilfe angewiesen". Klingt so, als würde Bierofka auf einen Neulöwen hoffen - einen, mit dem es so schnell kein 0:4 mehr gibt.
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