EHC München wackelt
Thronsturzgefahr: Experte Ehelechner über das Derby gegen Augsburg
30. Januar 2020, 14:07 Uhr aktualisiert am 30. Januar 2020, 14:07 Uhr
Verliert der EHC am heutigen Donnerstag gegen Augsburg, könnte er die Tabellenführung bald los sein. Für die AZ analysiert Experte Ehelechner die Situation: "München muss zu sich selbst finden."
München - A bisserl mutete diese Saison im deutschen Eishockey an wie eine gewöhnliche Saison im Fußball. Ein Münchner Verein zieht stramm davon, die Konkurrenz hechelt hinterher.
Der EHC Red Bull München, der Champion der Jahre 2016, '17 und '18 und Vizemeister 2019, schockte die Konkurrenz in der DEL mit einem neuen Startrekord (elf Sieg en suite), am 20. Spieltag hatte man stramme 20 Punkte mehr auf der Habenseite als der Meister und EHC-Entthroner Adler Mannheim.
DEL-Duell zwischen Mannheim und München spitzt sich zu
Doch die Machtverhältnisse haben sich radikal geändert - zu Ungunsten der Red Bulls. Nach dem 41. Spieltag macht sich der EHC zwar immer noch auf dem DEL-Thron breit, doch der Vorsprung auf die Adler ist auf drei Punkte geschmolzen. Verliert das Team von Erfolgscoach Don Jackson am heutigen Donnerstag (19.30 Uhr, Magenta Sport) das bayerische Derby gegen Erzrivale Augsburger Panther in regulärer Spielzeit und siegt Mannheim dann am Freitag in Wolfsburg, ist der Münchner Thronsturz perfekt.
"Mannheim spielt seit Wochen richtig, richtig stark Eishockey. Die sind für den EHC brandgefährlich. Die Adler wollen auf jeden Fall die Hauptrunde noch als Erster abschließen. Gerade in den Playoffs ist dieser Heimvorteil enorm wichtig", sagt der frühere DEL-Torwart (unter anderem Augsburg und Mannheim) Patrick Ehelechner, der jetzt als Experte für den TV-Sender Magenta-Sport tätig ist, der AZ.
Dauernde Torwart-Rochade sorgte beim EHC für Unruhe
Ehelechner: "Bei München läuft es momentan ein bisschen in die andere Richtung. Gerade in der Defensive ist die Mannschaft nicht sehr stabil. Das kennt man so von München gar nicht. Sie sind dafür bekannt, dass sie aus einer gesicherten Abwehr für ein Offensivspektakel sorgen."
Gesicherte Defensive - davon ist beim EHC in den letzten Spielen nicht viel zu sehen. In den vergangenen acht Partien kassierte der EHC 27 Treffer, das ist ein Gegentorschnitt von 3,4 pro Spiel. "Das sind Zahlen, die bei einem Toptop-Team - und das ist München ohne Frage - nicht gehen. Das müssen sie schnellstens abstellen, denn so wird man nicht Meister", sagt Ehelechner: "Aber das wissen sie beim EHC auch. Jetzt müssen sie den Schalter umlegen. Denn man kann nicht immer sieben Tore schießen, um zu gewinnen, weil man selber fünf kassiert hat."
Die dauernde Torwart-Rochade hat beim EHC für Unruhe gesorgt. Erst fiel Stammkeeper Danny aus den Birken verletzt aus, dann begab sich Kevin Reich ins Lazarett, der nominelle Drittkeeper Daniel Fießinger schlug sich zwar bravourös, doch ist er noch keine deutsche Extraklasse.
Ehelechner: Deshalb ist Augsburg ein so unangenehmer Gegner
Dann kam Reich zurück, im Januar dann aus den Birken. Doch dessen Comeback kam wohl zu früh, er fällt wieder auf unbestimmte Zeit aus. Reich soll - und muss - es richten. "Kevin ist sehr gut, aber sehr jung. Es gibt einen Unterschied zwischen einem 1A- und einem 1B-Goalie. Der 1A hat jedes Spiel den Druck und kann damit umgehen, das hat viel mit Erfahrung zu tun", sagt Ehelechner: "In so etwas muss man reinwachsen."
Jetzt also der Prüf- und Stolperstein Augsburg. "Die Panther finden wieder zu sich, spielen seit kurzem wieder echtes Augsburg-Eishockey - und das ist für jeden Gegner unangenehm", sagt Ehelechner, "sie kämpfen um einen Platz in den Playoffs und Augsburg kann es sich eigentlich nicht leisten, nicht in die Playoffs zu kommen. Das ist jetzt sicher noch mal ein Extra-Motivationsschub für sie. Und München muss wieder zu sich selbst finden. Denn so kann es nicht weiter gehen, das ist klar. Wir als Zuschauer können uns nur freuen, dass es wieder so richtig spannend ist."