Eishockey-Champions-League
EHC-Kapitän Michael Wolf: "Nicht daneben stehen und zuschauen"
11. Januar 2019, 12:00 Uhr aktualisiert am 11. Januar 2019, 12:00 Uhr
EHC-Kapitän Michael Wolf spricht im AZ-Interview über den Fight mit Brent Regner. Der Einzug ins Champions-League-Finale ist weiter möglich.
AZ: Herr Wolf, was ist denn mit Ihnen los, gegen Nürnberg und in der Champions League gegen Salzburg sah man Sie, der nicht dafür bekannt ist, Schlägereien zu suchen, in Scharmützel verwickelt. Ein Spaßvogel in der Mannschaft soll Sie schon nach dem einstigen EHC-Bad-Boy Michael Pinizzotto getauft haben
MICHAEL WOLF: (lacht) Schön wäre, wenn ich so gut kämpfen könnte wie er. Aber es gibt Situationen, da muss man auch als Kapitän ein Zeichen setzen. Wenn zwei Salzburger auf einen von uns losgehen, kann ich nicht danebenstehen und zuschauen, dann muss man füreinander einstehen.
Gegen Salzburg war es für Red Bull München ein hartes Spiel, das 0:0 lässt aber für das Rückspiel alles offen, der Einzug ins Champions-League-Finale ist weiter möglich.
Ja, die haben uns in den ersten zehn Minuten schon ein bisschen den Schneid abgekauft, das muss man zugeben, dann haben wir aber das Heft in die Hand genommen. Natürlich hätten wir sehr gerne das eine oder andere Tor geschossen, aber an unserem Ziel hat sich nichts geändert, wir wollen ins Finale.
Auch für Sie persönlich ein besonderes Spiel. Sie, der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, sind ja sogar in Österreich geboren.
Das stimmt und meine Mutter ist auch noch Österreicherin, aber all das wird für die Spiele gegen Salzburg ausgeblendet, die Mama hat mir kein Siegverbot erteilt (lacht). Am Freitag beim Spiel des EHC in Krefeld feiern Sie doppeltes Jubiläum. Sie bestreiten Ihr 750. Spiel in der DEL und das 275. für die Red Bulls. Was bedeutet Ihnen das? In erster Linie zeigt es mir, dass ich nicht mehr der Jüngste bin (lacht).
Sie werden am 24. Januar 38.
Das kann ich nicht leugnen. Es gibt sicher Spieler, die in meinem Alter noch mehr Partien in der DEL bestritten haben, aber das ist dem Umstand geschuldet, dass ich erst relativ spät in die DEL gekommen bin. Für mich war das der richtige Weg. Welches der 750 Spiele ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben? Das war das vierte Spiel in der Finalserie 2016 in Wolfsburg, als wir den Titel geholt haben, ich die Meisterschaft gewinnen konnte. Da ist so viel von mir abgefallen, das war wirklich die Erfüllung eines Lebenstraumes. Auch die siebte Partie in der Finalserie gegen Berlin in der vergangenen Spielzeit war speziell. Im allerletzten Spiel der Saison noch zu triumphieren, emotionaler kann es kaum noch werden.
Sie sprachen Ihr Alter an. Eigentlich hatten Sie vor Jahren Ihrem Vater versprochen, das elterliche Schuhgeschäft zu übernehmen, so dass er sich etwas zurückziehen kann. Doch jedes Jahr haben Sie ihm noch ein Jahr abgetrotzt.
Es ist sicher so, dass wir in intensiven Gesprächen sind, die, ich will es mal so sagen, ergebnisoffen sind. Ich rede sehr viel mit meiner Frau, meinem Vater, der gesamten Familie, was für alle das Beste ist. Ich bin selber Vater zweier Kinder, die Entscheidung, die getroffen wird, treffe ich nicht für mich alleine, sie muss für alle Beteiligten die beste sein.
Schön wäre aber schon, dass Sie so lange weitermachen, dass Ihre Kinder sich gut dran erinnern können, den Papa auf dem Eis gesehen zu haben. Die Kinder sind jetzt drei und fünf, die kriegen mehr mit, als man manchmal denkt. Da ich zwei Mädchen habe, ist das auch, glaube ich, nicht ganz so wichtig. Es gibt Abende, wo sie sagen, dass sie nicht mit zu den Spielen in die Halle wollen, sondern lieber daheimbleiben wollen.
Kurz zur bisherigen EHC-Saison. Es läuft nicht ganz so rund, gibt doch unerwartete Leistungsschwankungen.
Stimmt. Wir sind aber nach den vergangenen drei Jahren, in denen wir jeweils Meister wurden, verwöhnt vom Erfolg. Die Spieler sind verwöhnt, das Publikum auch. Alle sind gewöhnt, dass wir dominieren und gewinnen. In dieser Saison haben wir die Spiele nicht immer so nach Hause gebracht, wie wir uns das vorstellen. Aber: Wir haben zuletzt viele Schritte in die richtige Richtung gemacht. Wir sind auf einem guten Weg. Versprochen.
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