Kampf um Kaufkraft
3.000 Beschäftigte im Streik für höhere Löhne bei BMW Regensburg
7. November 2024, 11:06 Uhr aktualisiert am 8. November 2024, 5:12 Uhr
„Sieben, sieben, wir wollen sieben!“ – die Forderung der IG Metall hallte am Donnerstagvormittag durch das BMW-Werk in Regensburg, wo rund 3.000 Beschäftigte die Arbeit niederlegten. Auch Mitarbeiter anderer Firmen schlossen sich an, um gemeinsam Druck auf die Arbeitgeber auszuüben. Der bislang größte Warnstreiktag der Tarifrunde brachte die Anliegen der Arbeitenden unüberhörbar zur Sprache.
Die Streikenden zogen dabei über die Herbert-Quandt-Allee im Osten der Stadt zum Werkstor. Dort hielten sie eine fast dreistündige Streikversammlung ab. Neben den Mitarbeitern von BMW kamen Beschäftigte aus elf weiteren Betrieben aus der Region. Gewerkschaftssprecher Rico Irmischer und Olga Redder hatten dabei klare Forderungen. „Faire Löhne“ brauche es und die Absicherung von Sozialleistungen. Sollte es am 11. November keine Einigung geben, werde der Streik eben verschärft.
Branche könne höhere Löhne verkraften
Rico Irmischer, erster Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg, sagte, dass die Tarifforderungen seit Juni gleichgeblieben seien. „Sieben Prozent mehr Geld in die Tabelle. Sieben Prozent mehr Geld in unseren Geldbeutel. Das ist notwendig und das haben wir uns verdient.“ So eine Lohnerhöhung sichere auch den privaten Konsum und habe damit direkte Auswirkung auf die Wirtschaft.
Die Unternehmen könnten die geforderten Gehälter sich auf jeden Fall leisten, sagte Irmischer. „2023 ist die Umsatzrendite in der Metall- und Elektroindustrie weitergewachsen. Die börsennotierten Unternehmen haben durchschnittlich eine Gewinnmarge von 6,1 Prozent erwirtschaftet.“ Und das trotz einer abkühlenden Konjunktur. Deswegen sei eine Lohnerhöhung angemessen, „denn wir haben die Gewinne ja auch erwirtschaftet.“ Kritik übte Irmischer an den Arbeitgeberverbänden, die seiner Meinung nach mit übertriebenen Prognosen Ängste schüren: Behauptungen wie 300.000 Jobs seien bedroht tat Irmischer als „völlig haltlos“ ab. „Schluss mit den reflexhaften Rufen nach Stellenabbau, Verlagerung und Standortschließungen. Wir brauchen echte Perspektiven, echte Zukunftspläne und Visionen!“ Das sei die Aufgabe vom Management.
Auch die Politik sei gefordert, die Industriearbeit zu stärken. Ob das Hin und Her bei der Förderung von Elektroautos, die Energiekosten oder die Bürokratie, es brauche eine industriefreundliche Politik, die Arbeitsplätze sichere. Neue Stellen müssten zudem geschaffen und Ausbildungsplätze gestärkt werden. „Niemand kann wollen, dass unsere Azubis auf den Zuschuss ihrer Eltern angewiesen sind, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen“, sagte Irmischer. Um 170 Euro müsse die Ausbildungsvergütung steigen.
Gewerkschaft wirft Arbeitgeberseite Fehlentscheidungen vor
Olga Redder, die zweite Bevollmächtigte der IG Metall, kritisierte scharf die Arbeitgeberseite, die ihrer Ansicht nach versuche, die „wirtschaftlichen Herausforderungen und eigenen Fehlentscheidungen auf die Beschäftigten abzuwälzen“. Das bisherige Angebot von 3,6 Prozent über eine Laufzeit von 27 Monaten sei viel zu niedrig und komme zu spät, so Redder. Zudem befürchtet die Gewerkschaft, dass Sonderzahlungen eingestampft werden könnten.
Die vierte Verhandlung findet am 11. November statt. Danach könnte es in ausgewählten Schlüsselbetrieben zu ganztägigen Streiks kommen, wie die IG Metall bereits angekündigt hat.