Regensburg
Zirkus Krone muss PR wegen Horrorclowns ändern
24. Oktober 2016, 16:42 Uhr aktualisiert am 24. Oktober 2016, 16:42 Uhr
"Perfekt für Halloween: fies horrormäßige Clownsmasken aus Latex! So blutrünstig und gruselig habt Ihr die angeblichen Spaßmacher seit Stephen Kings "ES" nicht mehr gesehen! Von subtil unheimlich bis splatterig krass - bei uns findet Ihr alle Varianten des Horror- & Killer Clowns vom Grusel-Pierrot über den Psycho-Joker bis hin zu blutbespritzten Killer-Clowns. Na, Kinder, lacht doch maaaaaal!!!"
Exakt so lautet der Werbetext eines Online-Versandes für Horror-Masken. Diese Varianten der als Heiterkeits- und Trostboten bekannten Nachfahren der Commedia dell'arte Charaktere sollen nicht mehr das Zwerchfell reizen, sondern die Nerven erschüttern. Aus dem ganzen Bundesgebiet wandern derzeit Polizeimeldungen auf die Redakteursschreibtische, in denen über groben Unfug Jugendlicher hinter Terror-Clown-Masken berichtet wird. Die Larve wird aber auch von denen genutzt, die ihr Gesicht verstecken wollen, um im Schutze der Nichterkennbarkeit Verbrechen zu begehen.
Aus aktuellem Anlass äußert sich Rote Nasen Deutschland e.V., Teil der größten internationalen Clownvereinigung (Klinikclowns) zum Phänomen der Grusel-Clowns: "Grusel-Clowns" verfälschen eine Kunstform, die von hohem therapeutischem Nutzen ist und auf einer fundierten Ausbildung basiert. Clowns in der Pflege fördern das Wohlbefinden, die Widerstandskraft und die Genesung von kranken und bedürftigen Kindern und Erwachsenen. Weltweit ermöglichen Clowns in Krankenhäusern, Flüchtlings- und Pflegeheimen Menschen einen Moment des Trosts. Reinhard Horstkotte, künstlerischer Leiter der Rote Nasen Clowns, beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der professionellen Kunst des Clowning: "Ich habe in meinem Leben viele Clowns kennengelernt, berühmte und weniger berühmte. Bei allen diesen Künstlern konnte ich immer eine große Ernsthaftigkeit feststellen. Wer eine Maske aufsetzt, trägt Verantwortung. Deswegen arbeiten reife und psychologisch ausbalancierte Menschen als Clown bei Rote Nasen."
"Wer Kinder und Erwachsene erschrickt und sich dabei hinter einer Maske verbirgt, richtet nicht nur seelischen Schaden bei den Betroffenen an, sondern beschädigt das Bild von Clowns in der Öffentlichkeit. Letztendlich gefährdet er damit die therapeutische Clownkunst und damit Momente der Fröhlichkeit für Kinder auf Krankenstationen oder Senioren in Pflegeheimen", so Claus Gieschen, Geschäftsführer der Rote Nasen.
Am Samstagabend nahm die Regensburger Polizei zwei Burschen die Gruselclownmasken vom Halbstarkengesicht. Zwischen 21 Uhr 23 Uhr, belästigten die beiden mehrere Passanten in der Erzbischof-Buchberger-Allee. Die Schüler (15 und 16) streiften im Bereich Hegenauer/Karl-Anselm Park umher und zeigten sich mit ihren Horrormasken mehreren Fußgängern. Die Beamten stellten das Duo schließlich ein paar Straßen weiter und beendeten den Spuk. Bei den beiden wurden übrigens ein Baseballschläger und ein Messer sichergestellt. Nach eindringlicher Belehrung wurden sie den Eltern übergeben. Eine strafrechtliche Relevanz hatte der Auftritt nach einer ersten Einschätzung der Polizei nicht.
Der bekannte Zirkus Krone, der am Donnerstag auf dem Dultplatz seine Premierenvorstellung feiert, sah sich schon veranlasst, auf das pervertierte Image des Lachbotschafters zu reagieren: "Wir sind keine Horror-Clowns und protestieren ganz energisch gegen die Verunglimpfung des schönsten Berufs der Welt. Wir wollen doch nur die Freude in die Herzen der Zuschauer träufeln und die Welt mit Lachen zu einem besseren Ort machen. "Mit einem Lächeln machst Du Deine Träume wahr", sagt Super-Clown Fumagalli. Sein Kollege, Weißclown Tonito, übt seinen Beruf als Lustigmacher schon in der fünften Generation aus. Er fügt traurig hinzu: "Mein Papa war Clown, meine Mama, mein Bruder, mein Onkel, mein Opa. Mein Urururopa würde sich im Grab umdrehen, wenn er davon hörte."
Die Direktion des Zirkusunternehmens reagierte bereits auf die Perhorreszierung jener Eigenschaft, die den Menschen so sympathisch vom Tier unterscheidet. Sie stornierten die Zeitungsanzeigen mit dem Konterfei eines lachenden Clowns und bat darum, stattdessen das Inserat mit den Foto eines Löwen zu veröffentlichen.