Inklusion im Sport
Trotz Contergan: Sabine Fritz lebt in Pfatter ihren Traum vom Schießen
15. Oktober 2024, 14:52 Uhr
Nur wenige Dinge ärgern Sabine Fritz mehr als eine Acht. Die 62-Jährige sitzt ruhig, atmet kaum. Das Gewehr hat sie gegen ihre rechte Schulter gelehnt. Sie nimmt sich Zeit, um die Waffe auszurichten. Sekunde um Sekunde vergeht, während sie durch das Zielfernrohr blickt. Der Schuss zerreißt die Stille nur kurz. Ihr Blick wandert nach links auf den Bildschirm. 9,4. Ein guter Treffer. Wirklich zufrieden ist sie trotzdem nicht. 10,9 wären das Maximum. Aber wenigstens keine Acht.
Es ist Freitagabend. Training bei den Hubertusschützen in Pfatter (Kreis Regensburg). Das Vereinsheim ist nicht riesig, aber gemütlich. Die Schützen teilen sich die Räume mit den Kegelfreunden. Immer wieder dringen Jubelrufe von den nebenan gelegenen Bahnen hinüber. Seit gut einem halben Jahr kommt Sabine Fritz fast jede Woche hierher, um zu schießen. Eigentlich wäre das nichts Besonderes. Wenn ihre Arme lang genug wären, um den Abzug zu erreichen.
Sabine Fritz ist Jahrgang 1962. Ihre Mutter nahm während der Schwangerschaft Contergan. Das Medikament, das zu einem der größten Arzneimittelskandale in Deutschland führte. Das Medikament, durch das Tausende Kinder mit schweren Geburtsfehlern zur Welt kamen. Sabine Fritz ist eines dieser Kinder.
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