Von Straubing über Plattling bis nach Regensburg

Straubingerin brauchte nachts einen Augenarzt - der Auftakt für eine irre Odyssee


Was tun, wenn man abends plötzlich einen Facharzt braucht? (Symbolfoto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Was tun, wenn man abends plötzlich einen Facharzt braucht? (Symbolfoto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Eine lustige Rangelei, eine unbedachte Handbewegung und schon ist es passiert: Das Plastikspielzeug des zweijährigen Jungen wird kurz in Mamas Auge gerammt. Es schmerzt, und das Auge ist sofort blutrot. Leider ist es schon Abend und alle Augenarztpraxen sind geschlossen. So ist es einer Straubingerin vor kurzem ergangen. Ihr erster Gedanke war, in die Notaufnahme des Klinikums St. Elisabeth zu fahren. Doch dort gibt es keinen Augenarzt, hieß es auf telefonische Anfrage. Es folgte eine Odyssee mit dem Taxi nach Plattling und schließlich zur Uniklinik Regensburg, wo erfreulicherweise nur eine oberflächliche Verletzung festgestellt wurde. Die 200 Euro Taxikosten muss die Frau jedoch aus ihrer eigenen Tasche bezahlen.

Was also tun, wenn man in Straubing außerhalb der üblichen Sprechzeiten einen Augen- oder anderen Facharzt braucht? In einem lebensbedrohlichen Fall wählt man natürlich die 112. Ansonsten ist der Ärztliche Bereitschaftsdiensts (Telefon 116117) der richtige Ansprechpartner. Dort werden nämlich auch fachärztliche Bereitschaftsdienste angeboten. Bei den Augenärzten sind Straubing und Deggendorf zu einer sogenannten Bereitschaftsdienstgruppe zusammengefasst. Das heißt, Ärzte aus Straubing, Deggendorf, Bogen, Landau, Plattling, Regen und Zwiesel wechseln sich ab und bieten einen augenärztlichen Notdienst an, wenn keine Praxis mehr regulär geöffnet hat. Ähnlich organisiert sind auch Kinderärzte, Gynäkologen oder HNO-Spezialisten.

Im speziellen Fall der Straubingerin hieß es, dass ein Augenarzt in Plattling Notdienst habe. Also setzte sich die Frau in ein Taxi - der Ehemann blieb bei den Kindern - und ließ sich dorthin fahren. Der Arzt untersuchte die Frau nur kurz und verwies sie an die Regensburger Uni-Augenklinik. Dort sollte sie die Wunde am besten noch in derselben Nacht untersuchen lassen, um eine Verletzung der Netzhaut auszuschließen. Also ging es mit dem Taxi weiter nach Regensburg, wo sofort eine Ärztin zur Stelle war. Sie untersuchte die Frau und gab Entwarnung. Es genüge, die oberflächliche Verletzung mit einer antibiotischen Augensalbe und entzündungshemmenden Tropfen zu behandeln.

Der Knackpunkt ist allerdings: Die Fahrtkosten trägt der gesetzlich krankenversicherte Patient selbst, weil es sich um eine ambulante Behandlung handelt. Und nachdem man sich mit einer Verletzung oftmals nicht selbst hinters Steuer setzen kann, wählen eben viele Betroffene Taxi oder Mietwagen als Transportmittel. "Sollte mir noch einmal so etwas passieren, fahre ich auf jeden Fall gleich nach Regensburg", lautet das Fazit der betroffenen Straubingerin.