Regensburg
"Sea-Eye": Rettungsschiff "Seefuchs" in kritischer Situation
28. Mai 2018, 16:09 Uhr aktualisiert am 28. Mai 2018, 16:09 Uhr
Das Rettungsschiff "Seefuchs" der Regensburger Seenotrettungs-Initiative "Sea-Eye" befindet sich in einer kritischen Lage: Das Schiff soll über 100 gerettete Flüchtlinge nach Italien bringen - ist aber nicht für den Transport so vieler Menschen ausgelegt.
Wie "Sea-Eye" berichtet, handelt es sich bei der "Seefuchs" um ein Ersthelfer-Schiff. Das bedeutet: Es rettet Menschen aus Seenot und versorgt sie anschließend mit dem Nötigsten. Den Transport der Menschen übernehmen allerdings andere Schiffe von offiziellen Stellen, etwa die italienische Küstenwache. So zumindest der Normalfall. Nun allerdings muss die "Seefuchs" auf Anweisung der Seenotrettungsleitstelle selbst über 100 Menschen nach Italien transportieren.
So kam es dazu: Am Sonntag gegen 10 Uhr entdeckte die 13-köpfige Crew der "Seefuchs" auf See ein völlig überfülltes Gummiboot. Die Situation war laut "Sea-Eye" dramatisch: Es drang bereits Wasser in das Boot ein, auch Treibstoff war ausgelaufen. Die Menschen an Bord waren verzweifelt und flehten um Hilfe. Die "Seefuchs" startete daraufhin sofort mit Rettungsmaßnahmen und händigte Schwimmwesten an die insgesamt 138 Passagiere aus. Buchstäblich in letzter Sekunde, denn noch während der Verteilung fielen mehrere Menschen ins Wasser und konnten sich nur mit Hilfe der Westen über Wasser halten. Die "Seefuchs" begann daraufhin mit der Evakuierung und versorgte die Menschen an Bord mit Trinkwasser, Essen und Medizin. Normalerweise werden die Geretteten in solchen Fällen anschließend an andere Schiffe übergeben, die besser für den Transport so vieler Menschen ausgerichtet sind. Doch diesmal verfügte die Seenotrettungsleitstelle, dass die "Seefuchs" den Transport selbst übernehmen muss.
Daran änderte auch der Hinweis, dass die bereits 60 Jahre alte "Seefuchs" nicht für so große Transporte ausgelegt ist, nichts. Also befindet sich die "Seefuchs" seitdem mit über 100 Passagieren auf dem Weg nach Italien. Zwar nahm ein Schiff der italienischen Küstenwache zwischenzeitlich 24 Menschen an Bord und übergab einige Vorräte, trotzdem ist die Lage an Bord der "Seefuchs" laut "Sea-Eye" dramatisch. Die Trinkwasservorräte gehen zur Neige und eine angemessene Unterbringung so vieler Menschen ist auf dem 26 Meter langen Schiff nicht möglich. Die Crew kann kaum mehr einen Fuß an Deck setzen, weil überall Menschen liegen. Die Besatzung der "Seefuchs" hofft nun, dass die Vorräte noch bis Montagnacht reichen - bis dahin sollte das Schiff einen sicheren Hafen erreicht haben.