Freilich!?
Schnee aus der Kanone: Freistunde auf der Spur von Kunstschnee, der eigentlich kein Kunstschnee ist
3. Januar 2013, 14:07 Uhr aktualisiert am 3. Januar 2013, 14:07 Uhr
Frischer Pulverschnee, strahlendblauer Himmel, die Schneekristalle glitzern in der Sonne - der Traum eines jeden Wintersportlers. Doch allzu oft liefert die Natur zu wenig Schnee für grenzenlosen Pistenspaß. Wenn aber der Schnee nicht vom Himmel kommt, dann helfen Kanonen nach. Beschneiungsanlagen bilden mittlerweile weltweit die Grundlage für ein qualitativ gutes Wintersportangebot. Auch am König des Bayerwaldes, am Großen Arber, sind seit 1993 Schneekanonen im Einsatz. Doch wie funktioniert eine Schneekanone? Freistunde sprach darüber mit Thomas Liebl, dem Leiter der Arber-Bergbahn.
Die Beschneiungsanlage am Arber stammt von der Südtiroler Firma Techno Alpin, dem Marktführer in Sachen technischer Schnee-Erzeugung, und zählt derzeit zu den modernsten in Deutschland. 40 Schneemaschinen produzieren auf den Pisten am Arber Kunstschnee. Dabei ist der Begriff "Kunstschnee" nicht richtig, wie Thomas Liebl erklärt. "Es werden keinerlei chemische Zusätze verwendet, wie leider immer wieder fälschlicherweise behauptet wird, nur Wasser." Deshalb wird in der Beschneiungsbranche mittlerweile von Maschinenschnee oder auch technischem Schnee gesprochen.
Das Wasser stammt entweder aus einem Gebirgsbach oder aus eigens angelegten Speicherteichen und gelangt über die Schneeschmelze in den natürlichen Kreislauf zurück. Dem Bau und Betrieb von Beschneiungsanlagen gehen umfangreiche Genehmigungsverfahren voraus. Am Arber hat das verwendete Wasser Trinkwasserqualität. Es kommt aus einem Speicherteich, der sich an der Talstation befindet und den Sommer über gefüllt wird.
Wie entsteht nun dieser technische Schnee? Manfred Huber von der deutschen Niederlassung von Techno Alpin in Vierkirchen bei München stellt den Prozess vereinfacht dar. Schnee aus der Schneekanone besteht genau wie Naturschnee nur aus Wasser und Luft. Wenn es im Winter regnet, friert das Wasser zu kleinen Eiskristallen. Auf ihrem Weg zur Erde wachsen die einzelnen Kristalle zusammen und es entstehen Schneeflocken. Schneekanonen machen den Naturschnee einfach nach. Eine Schneekanone besteht aus einem kurzen Rohr, der sogenannten Turbine. Am hinteren Ende hat die Turbine einen Ventilator, vorne einen Ring mit Düsen. Aus diesen Düsen kommt ganz feiner Wassernebel - also Wasser in winzig kleinen Tröpfchen. Aus anderen Öffnungen, den sogenannten Nukleatoren, kommt eine Mischung aus Wasser und Luft. Diese Mischung bildet den Schneekern. Die winzigen Tröpfchen aus den Düsen kleben daran fest. Der Ventilator schleudert die kleinen Wassertröpfchen weit in die Luft. Bis sie auf dem Boden landen, sind sie gefroren und zu Schnee geworden. Wichtig ist natürlich, dass es draußen kalt ist. Sonst kann das Wasser nicht gefrieren. Mit Ventilen kann mehr oder weniger Wasser durchgelassen werden. Wenn es sehr kalt ist, kann mit mehr Wasser mehr Schnee gemacht werden.
Von Nassschnee bis Trockenschnee
Bei einer Schneekanone lässt sich stufenweise die Beschaffenheit des künstlichen Schnees regulieren: von Nassschnee bis Trockenschnee. Am Arber muss für die Weltcup-Strecke und gleichzeitig auch Trainingsstrecke des Skilandesleistungszentrums aufgrund der rennsportlichen Anforderungen eher nass beschneit werden. Hier wird von den Rennverantwortlichen eine härtere Piste verlangt, damit bei Rennen die letzten Starter noch die gleichen Bedingungen haben wie die ersten Läufer. Was vielfach nicht bekannt ist: Internationale Rennen, wie der am Arber stattfindende Europacup der Herren am 26. und 27. Januar, oder auch Weltcup-Rennen und FIS-Rennen dürfen ausschließlich nur dort durchgeführt werden, wo auch eine technische Beschneiung verfügbar ist. Bei den touristischen Strecken wird eher trocken beschneit, weil dieser trockene Maschinenschnee dem natürlichen Schnee sehr nahe kommt. Dieser ist eher weich und schön zu fahren.