Straubing
Rathausbrand jährt sich zum zweiten Mal
23. November 2018, 10:52 Uhr aktualisiert am 5. April 2023, 23:17 Uhr
Am kommenden Sonntag jährt sich der Brand des Straubinger Rathauses am 25. November 2016 zum zweiten Mal. War das erste Jahr nach dem Brand überwiegend geprägt durch zwingend notwendige Aufräum- und Sicherungsmaßnahmen sowie Befund- und bauhistorische Untersuchungen, wurde die Zeit seit der Beauftragung des Planungsteams im November 2017 intensiv für die Erstellung eines Planungskonzepts zum Wiederaufbau genutzt.
Nachdem das Planungsteam unter der Federführung des Münchner Architekturbüros Hild und K den Stadtrat im Mai 2018 über den Stand der Planungen informiert hatte, konnte das Planungskonzept in den Sommermonaten weiter ausgearbeitet werden. Im September wurde dem Stadtrat ein Vorentwurf mit Kostenschätzung vorgelegt und einstimmig als tragfähige Grundlage für die nächsten Planungsschritte beschlossen.
Der äußere Duktus der Baugruppe "Historisches Rathaus und Ostflügel" wird dementsprechend wiederhergestellt. Der Rathaussaal und der Blaue Salon sollen an angestammter Stelle wiedererrichtet werden. Infolge der völligen Zerstörung des historischen Dachs muss dieses insgesamt neu erstellt werden. Die neue Konstruktion bietet die Möglichkeit, dort den Sitzungssaal des Stadtrats in der notwendigen Größe mit den entsprechenden Nebenflächen anzusiedeln. Das sogenannte Dischingerhaus wird im Erdgeschossbereich mit dem historischen Rathaus und dem Gebäudeflügel an der Seminargasse verbunden. Das Erdgeschoss des Rathauses soll in seiner Gesamtheit aufgewertet werden, wobei Tourismusinformation und Läden auch in Zukunft dort untergebracht sein sollen. Das gesamte Rathaus wird barrierefrei erschlossen und entsprechend den aktuellen Brandschutzanforderungen errichtet. In einer Bürgerversammlung am 4. Dezember im Rittersaal des Herzogsschlosses werden die Planungen ausführlich der Öffentlichkeit vorgestellt.
Erste Kostenschätzung: Knapp 43 Millionen Euro
Oberbürgermeister Markus Pannermayr betont: "Trotz aller Betroffenheit sind alle Beteiligten von Anfang an positiv an die Aufgabe des Wiederaufbaus herangegangen. Denn jede Krise ist eine Herausforderung, die aber immer auch Chancen bietet." Pannermayr lobt das Konzept, das Raum gibt für eine Optimierung der Funktionen und der Nutzungsmöglichkeiten. "Das Planungsteam hat eine Lösung vorgelegt, die bewahrende und innovative Elemente intelligent miteinander verbindet. Vor allem die Bürger und Besucher des Rathauses werden von der Übersichtlichkeit der neuen Erschließung sowie der barrierefreien Erreichbarkeit aller Bauteile und Räume profitieren. Ein großes Lob gilt auch unserer Bauverwaltung unter Leitung von Ltd. Baudirektor Wolfgang Bach, die mit viel Herzblut an diesem Projekt arbeitet."
Eine erste Kostenschätzung, die aktuell lediglich über flächenbezogene Kennwerte vergleichbarer Referenzobjekte ermittelt werden kann, beläuft sich nach Angaben des Architekturbüros Hild und K auf eine Summe von knapp 43 Millionen Euro. Dabei muss man berücksichtigen, dass sich allein im vorderen Gebäudeteil über 20.000 Kubikmeter umbauten Raums im Rohbauzustand befinden. Die veränderte Raumaufteilung ist weitgehend Konsequenz der baurechtlichen Notwendigkeiten und der künftigen Nutzbarkeit des Ensembles.
Wer zahlt was?
Nächster Planungsschritt ist die sogenannte Entwurfsplanung. Bis Sommer 2019 sollen dabei die Fachplanungen koordiniert, die Abstimmungen mit Denkmalpflege und Restauratoren vorangetrieben und eine Genehmigungsplanung vorbereitet werden. Im Rahmen dieses Planungsschritts kann auch eine bauteilbezogene und detailliertere Kostenberechnung erstellt werden.
Mit der Versicherungskammer Bayern als Brandversicherer arbeiten die verantwortlichen Ansprechpartner der Stadt Straubing sehr gut zusammen und stehen mit deren Sachverständigen und Versicherungsexperten im regelmäßigen Austausch. "Wir unterstützen die Stadt Straubing gern beratend aufgrund unserer Expertise bei ähnlichen Schadenfällen und kommen natürlich für die vertraglich zugesicherten Leistungen im Rahmen der Brandversicherung vollumfänglich auf. Dazu gehören die Wiederherstellung des Status Quo vor dem Brand sowie die Berücksichtigung heute geltender behördlichen Auflagen - etwa dem Brandschutz", sagt Christian Jobst, Leiter Sonderschaden Sach der Versicherungskammer Bayern, und ergänzt: "Wir verstehen gut, wenn die Stadt neben dem versicherten Wiederaufbau zusätzliche bauliche Maßnahmen vornehmen möchte und begleiten dieses Vorhaben, soweit der Versicherungsvertrag es uns ermöglicht. Aufwände, die über den bestehenden Versicherungsschutz und die abgesicherten Leistungen hinausgehen, sind von der Stadt selbst oder mit Unterstützung Dritter zu erbringen." Über die Abgrenzung besteht derzeit noch Abstimmungsbedarf. Nach Klärung wird sich die Stadt intensiv um Fördermöglichkeiten durch staatliche Programme bemühen.
Oberbürgermeister Markus Pannermayr bedankt sich nochmals ausdrücklich bei den eingesetzten Hilfs- und Rettungsorganisationen. "Sie haben die Grundlage für den Wiederaufbau des Rathauses geschaffen. Wir wollen diese Chance nutzen und dem historischen Teil unseres Rathauses seine ganz besondere Würde wieder geben".