Regensburg

Power-Äffchen: Lisa Wagner tritt bei der RTL-Show "Ninja Warrior Germany" an


Kraft, Ausdauer, Balance, Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, und Mut - all das bringt Lisa Wagner aus Regensburg mit. Die 25-Jährige powert sich regelmäßig beim Ninja-Sport aus und ist damit an diesem Freitag bei RTL zu sehen.

Ein Samstag, Anfang September. Lisa hängt an einem Stahlträger etwa drei Meter über dem Boden. Kraftvoll hangelt sie sich daran nach vorne, Hand für Hand. Jeder Muskel in ihrem Körper ist fest angespannt. Die 25-Jährige wirkt hochkonzentriert, ihr Blick ist ernst. Lisa kämpft sich gerade durch einen Ninja-Parkour in Köln. Dort findet ein Wettkampf der European Ninja League statt, ein Turnier für Ninja-Sportler aus Europa. Die Regensburgerin fährt zufrieden als Achte nach Hause. Denn sie konnte ihren Platz der vergangenen Saison verteidigen.

Klettern, springen, balancieren

Den Ninja-Sport kennt man sonst vor allem aus dem Fernsehen. RTL hat ihn mit der Show "Ninja Warrior Germany" bekannt gemacht. Das Prinzip ist einfach: Teilnehmer müssen in möglichst kurzer Zeit einen Parkour voller Hindernisse bewältigen, um am Ende auf einen roten Buzzer zu hauen. Dazu müssen sie klettern, sich durch die Luft schwingen, balancieren, springen und vieles mehr.

So simpel, wie das klingt, ist es aber nicht. Den Athleten wird viel abverlangt. Sie müssen vielseitig sein, genauso vielseitig wie die Parkours, durch die sie sich kämpfen. "Als Ninja brauchst du Kraft, Ausdauer, eine gute Balance, Durchhaltevermögen, Ehrgeiz und jede Menge Mut", zählt Lisa auf. Besonders Letzteres sei wichtig, denn die Hindernisse befinden sich oft in schwindelerregender Höhe. "Da muss man sich meistens erst mal überwinden", sagt sie. Außerdem kann man sich sehr leicht verletzen. Lisa selbst entdeckt den Ninja-Sport im Januar 2019 für sich. Sie war schon immer von den extremen Hindernissen der RTL-Show beeindruckt. "Und seit ich denken kann, suche ich das Extreme. Deshalb habe ich mir in den Kopf gesetzt, dass ich da mitmachen möchte", erzählt sie. Von vielen wird sie dafür belächelt. Damit kann Lisa aber umgehen: "Ich habe schon immer vieles anders gemacht als andere, aber das hat mich nie aufgehalten."

Wie ein kleines Äffchen

Gesagt, getan: Die 25-Jährige beginnt mit dem Training, arbeitet auf ihren ersten richtigen Klimmzug hin. "Etwa zwei Monate hat es gedauert, bis ich den konnte", blickt sie zurück. Heute ist ein Klimmzug kein Problem mehr für sie. Wie ein kleines Äffchen klettert Lisa durch Parkours. Sie gehört zu den zehn besten Frauen der European Ninja League. Das, was sie sich in den Kopf gesetzt hat, geht in Erfüllung: Lisa bewirbt sich für "Ninja Warrior Germany" und wird genommen.

Allerdings läuft der Dreh nicht wie geplant: Corona kommt dazwischen. Wochenlang sind Trainingshallen und Fitnessstudios zu, die 25-Jährige kann sich nur schwer auf ihre Teilnahme vorbereiten. "Ich hatte zwar die Möglichkeit, in Köln zu trainieren. Fünf Stunden Anfahrt für zwei Stunden Training lohnen sich aber kaum", sagt sie.

Die Show wird Ende Mai ohne Zuschauer aufgezeichnet. Lisas Freunde und Familie dürfen also nicht dabei sein. "Das hat definitiv gefehlt", bedauert Lisa. "Denn Freunde und Verwandte, die einen anfeuern, geben noch mal richtig viel Kraft." Wie Lisa sich geschlagen hat, zeigt sich an diesem Freitag um 20.15 Uhr auf RTL. "Ich bin auf jeden Fall zufrieden. Und, wer weiß, vielleicht kann ich nächstes Jahr noch mal antreten und mich verbessern", sagt sie entschlossen. Mehr darf die 25-Jährige nicht verraten.

Risse in der Niere

Lisas Kampfgeist, den sie als Ninja unter Beweis stellt, zieht sich durch ihr Leben. Zu ihrer Schulzeit ist die Regensburgerin, die ursprünglich aus Dingolfing kommt, als Leichtathletin erfolgreich. Sie denkt über den Profisport nach, doch ein Unfall eineinhalb Jahre vor dem Abitur kommt dazwischen. Was genau passiert ist, darüber spricht die heute 25-Jährige nur ungern. Lisa erholt sich nicht mehr richtig, es bleiben Folgeschäden. "Ich war bis zum Abi 2015 sehr schwach. Ich konnte keinen Sport mehr machen", erinnert sie sich. Irgendwann stellen Ärzte Risse in ihrer Niere fest. Sie sprechen von Dialyse und einer Transplantation.

Neuanfang in Regensburg

Von all dem will Lisa nichts hören. Sie beschließt, ihr Leben umzukrempeln und stellt ihre Ernährung um. Sie kämpft und entgeht damit einer Nierentransplantation. Die 25-Jährige kommt wieder zu Kräften, zieht von Dingolfing nach Regensburg und fängt dort neu an.

Neben einer Ausbildung zur Bankkauffrau studiert sie Wirtschaftsrecht, nimmt einen Bürojob an. "Der Sport war dabei immer mein treuer Begleiter", sagt sie. Lisa bildet sich nebenbei zur Fitnesstrainerin weiter, gibt Kurse in Fitnessstudios und bietet Personal Training an. Ihre Liebe zum Sport und Eindrücke aus ihrem Leben teilt Lisa von da an als @lisaaaa.mary auf Instagram. "Damit will ich anderen zeigen, dass man alles schaffen kann, auch wenn man dafür manchmal einen Umweg nehmen muss", erklärt sie.

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Im vergangenen Winter bietet ihr schließlich ein großes Fitnessstudio eine Stelle als sportliche Leiterin an. Die Regensburgerin sagt zu. Dabei bleibt es aber nicht. "Ich habe zum Ende des Monats gekündigt und bin ab Oktober mit dem Sport selbstständig", sagt sie. Ein weiterer mutiger Schritt.

Zurück zum Ninja-Sport: Lisa erzählt von ihrem liebsten Hindernis in Ninja-Parkours. Es ist die Himmelsleiter. Der Ninja hängt hier an einer Klimmzugstange und springt mit dieser Stufe für Stufe hoch. Die Himmelsleiter ist das perfekte Sinnbild für Lisas Leben. Denn wer hier nach oben kommen will, darf nicht aufgeben und muss sich durchbeißen. Genau das tut die 25-Jährige täglich - in ihrem Sport und in ihrem Leben.

Hier gibt es mehr Infos zu Ninja Warrior Germany. Und hier gibt es mehr Infos zu Lisa Wagner.