Raum Regensburg
Mobile Retter-App soll künftig Rettungsdienst unterstützen
3. September 2021, 13:38 Uhr aktualisiert am 3. September 2021, 14:00 Uhr
Über 60.000 Menschen erleiden deutschlandweit jährlich einen präklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand. In diesem Notfall entscheidet schnelles und besonnenes Handeln über Leben oder Tod. Die Mobile Retter-App unterstützt dabei, indem sie qualifizierte Ersthelfer in der Nähe des Notfallortes alarmiert.
Das Projekt "Mobile Retter Regensburg" ist eine Kooperation des Universitätsklinikums Regensburg mit der Integrierten Leitstelle und dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF) in Zusammenarbeit mit den Regensburger Kliniken. Landrätin Tanja Schweiger stellte das Projekt bei einer Pressekonferenz am Donnerstag im Landratsamt vor.
Unerwartet sackt an der Bushaltestelle eine Person zusammen: Herz-Kreislauf-Stillstand. Das Gehirn wird nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Die umstehenden Menschen sind sich unsicher, wie sie handeln sollen. Dabei ist es wichtig, schnellstmöglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen. In nur 40 Prozent der Fälle wird vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit einer Herz-Druck-Massage begonnen. Hier kann die Mobile Retter-App zum lebensrettenden Instrument werden.
Das Prinzip ist dabei denkbar einfach. "Sobald der Notruf in der integrierten Leitstelle Regensburg eingeht, wird parallel zum Rettungsdienst das Mobile Retter-System aktiviert. Über die ‚Mobile Retter-App' werden dann qualifizierte Ersthelfer in der Nähe des Einsatzortes lokalisiert und über den Notfall informiert. Ist zufällig ein ‚Mobiler Retter' in der Nähe, wird dieser zum Einsatzort gelotst und kann mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken", erklärt PD Dr. Carsten Jungbauer, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR sowie einer der Initiatoren der Retter-App für Stadt und Landkreis Regensburg.
Ergänzung zum Rettungsdienst
"Das Projekt soll das bestehende System aus Rettungsdienst und First Respondern nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen und das Überleben bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand verbessern. Dies versuchen wir in der begleitenden REAP-Studie auch wissenschaftlich nachzuweisen", erklärt Dr. Julian Hupf, Oberarzt der Interdisziplinären Notaufnahme des UKR. Derzeit sind seiner Auskunft nach bereits 359 Ersthelfer registriert: "Unser Ziel liegt bei 1.000 Leuten in Stadt und Landkreis, denn nur so entsteht ein enges Netz an Helfern."
Das Prinzip der Retter-App selbst ist indes nicht neu und hat sich in anderen Städten und Gemeinden in Deutschland bewährt. Der Einsatz in der Region ist jedoch eine Premiere. Die App ist ein gemeinsames Kooperationsprojekt des Universitätsklinikums Regensburg, des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF) und der Integrierten Leitstelle. Landrätin Tanja Schweiger, die Vorsitzende des ZRF, betont: "Im Notfall zählt jede Minute. Mit Hilfe der Mobilen Retter-App kann ein gut ausgebildeter Ersthelfer die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken und somit maßgeblich zum Überleben des Betroffenen beitragen."
Wissenschaftliche Begleitung durch REAP-Studie
Mit der Regensburger Reanimations-App-Studie, kurz REAP-Studie, wird das Projekt der Mobilen Retter Regensburg wissenschaftlich begleitet. Ziel ist es, einen Wirksamkeitsnachweis für Smartphone-basierte Ersthelfersysteme zu erbringen. Dazu werden über den Verlauf von zwei Jahren alle reanimierten Patienten in Stadt und Landkreis Regensburg erfasst und hinsichtlich Überleben und neurologischer Folgeschäden nachverfolgt. Die Studie wird durch die Deutsche Herzstiftung gefördert. Mehr Informationen zur Mobilen Retter-App unter: mobile-retter-regensburg.de.